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Lavendel gegen Ameisen

Lavendel gegen Ameisen

Titel: Lavendel gegen Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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verständnislos an. «Ach so, Arno läuft immer, auch wenn es regnet.»
    «Und wann kam er gewöhnlich zurück?»
    «Je nachdem. Meistens so nach anderthalb Stunden.»
    «Dann hätte er also gegen neun Uhr wieder zu Hause sein müssen.»
    «Ja.»
    Und dann fing sie plötzlich an zu weinen. Sie tastete nach ihrer Brille, merkte, dass sie sie gar nicht trug, und wischte sich hastig die Tränen ab.
    «Frau Landmann, haben Sie die Polizei benachrichtigt, als Ihr Mann nicht zur gewohnten Zeit nach Hause kam?»
    Sie schwieg. «Das konnte ich nicht», antwortete sie nach einer Weile.
    Toppe schaute sie fragend an.
    «Ich habe einfach gewartet.»
    «Wie lange?»
    «Bis Sie kamen.»
    Toppe versuchte, das zu verdauen. «Sie haben die ganze Nacht gewartet und nichts unternommen?»
    «Ja.» Sie schaute auf den Telefonapparat. «Ich konnte nicht.»
    «Sie konnten nicht?» Die Formulierung befremdete ihn. «Warum nicht? Sie müssen sich doch Sorgen gemacht haben.»
    Sie nickte und weinte wieder. «Arno mag es nicht, wenn man Dinge künstlich hochspielt. Ich dachte, er hat vielleicht jemanden getroffen und ist irgendwo hingegangen.»
    «Tat er das manchmal?»
    «Nein. Nie. Er war immer pünktlich. Aber es hätte doch sein können … Und dann dachte ich, vielleicht eine andere Frau …»
    «Hatte Ihr Mann Beziehungen zu anderen Frauen?»
    Sie schüttelte heftig den Kopf. «So ist er nicht. Er ist nicht der Typ dafür.»
    Toppe wartete. «Ich konnte doch die Polizei nicht anrufen», jammerte sie. «Die Nachbarn hier und dann die Kollegen … Das hätte sich doch herumgesprochen. Mein Mann ist Richter, Herr Kommissar. Wir müssen auf seinen Ruf achten.»
    «Haben Sie Kinder, Frau Landmann?»
    «Wir haben eine Tochter, Sabine. Sie ist sechzehn.»
    «Und wo ist Sabine jetzt?»
    «Bei ihrer Theatergruppe in der Schule.»
    «Ihr Vater ist die ganze Nacht nicht nach Hause gekommen. Sie sind voller Sorge, und Sabine geht zu ihrer Theatergruppe?» Toppe mochte es nicht glauben.
    «Ja», antwortete sie und schob das Kinn vor. «Ich habe sie geschickt. Aber Sabine wusste es auch so. Mein Mann billigt es nicht, wenn man seine Pflichten vernachlässigt.»
    Sie lachte trocken auf.
    «Frau Landmann, ich weiß, dass es schwer für Sie sein wird, aber Sie werden Ihren Mann identifizieren müssen.»
    Sie starrte ihn an und nickte dann zögernd.
    «Ich werde Ihnen eine Beamtin schicken, die Sie begleiten wird. In zwei Stunden, etwa, passt Ihnen das?»
    «Ja.»
    «Wann kommt Ihre Tochter zurück?»
    «Um kurz nach eins.»
    «Gut, dann muss sie ja gleich hier sein. Kann ich Sie allein lassen?»
    «Ja.»
    Er schaute sie zweifelnd an.
    «Doch, wirklich.»
    «Darf ich dann mal Ihr Telefon benutzen? Ich müsste mir ein Taxi bestellen.»
    «Ja, natürlich.»
    Er hockte sich neben das Telefon, das immer noch auf dem Boden stand, und hatte plötzlich das Bedürfnis, ganz schnell von hier wegzukommen.

    Als er auf dem Bürgersteig stand und auf das Taxi wartete, zündete er sich erst einmal eine Zigarette an. Dann schlenderte er ein Stück die Straße hinunter an den Wohnblocks vorbei. Die Mopedfahrer waren verschwunden. Ein kleines Mädchen kam auf seinem Dreirad über den Vorplatz gefegt und düste an ihm vorbei auf die Straße.
    «He», rief Toppe. «Du solltest lieber auf dem Bürgersteig fahren.»
    Das Kind streckte ihm die Zunge raus, «Arschpuper!», und setzte unbeirrt seinen Weg fort.
    Die dicke Frau lag immer noch im Fenster und beobachtete ihn ungeniert. Toppe nickte grüßend. Sie rührte sich nicht.
    In diesem Moment kam das Taxi. Toppe winkte.
    «Zum Polizeipräsidium, Emmericher Straße, bitte.»
    «Geht klar, Meister. Übrigens, Nichtrauchertaxi.»
    Toppe warf die Zigarette in den Rinnstein. Er hatte sowieso ein flaues Gefühl im Magen. Einen Augenblick erwog er, das Taxi an einer Imbissbude halten zu lassen, aber er konnte wohl schlecht hier im Auto essen, und im Präsidium wollte er nicht mit einer Portion Pommes auftauchen. Vielleicht gab es ja noch etwas in der Kantine.

    Van Appeldorn saß an der Schreibmaschine, eine Lucky Strike im Mundwinkel, und tippte mit zwei Fingern.
    «Gibt es was Neues?» Toppe ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl fallen.
    «Moment», knurrte van Appeldorn. «Ich bin gleich so weit.»
    «Der Bericht vom Tatort?»
    Van Appeldorn nickte.
    Toppe griff zum Telefon und rief in der Kantine an. «Hilde? Toppe hier. Sag mal, habt ihr noch was Essbares da? Käsebrötchen? Sonst nichts? Na, in Gottes Namen. Stell mir

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