Lavinia & Tobais 01 - Liebe wider Willen
dachte genauer darüber nach. »Mir scheint es wirklich eine ungewöhnliche Gelegenheit, um einen Mord zu begehen. Aber dennoch, wenn man bedenkt, wie zurückgezogen Mrs. Dove lebt und dass sie immer in Begleitung dieser riesigen Lakaien ist, wenn sie das Haus verlässt, so könnte ein verzweifelter Mörder vielleicht glauben, dass er keine andere Wahl hat.«
»Mach dir keine Sorgen, Tobias. Ich werde sie auf dem Colchester-Ball nicht aus den Augen lassen.« Lavinia beugte sich vor und stützte ihr Kinn in die Hand. Der Ausdruck ihrer Augen wurde nachdenklich. »Hast du das wirklich ernst gemeint, als du ihr gesagt hast, du wolltest heute Abend Nevilles Haus durchsuchen?«
»Jawohl. Wir brauchen schnell einige Antworten, und ich weiß nicht, wo ich sie sonst finden könnte.«
»Aber was ist, wenn er zu Hause ist?«
»Das ist der Höhepunkt der Saison«, erklärte Tobias. »Bei ihrem gesellschaftlichen Stand werden Neville und seine Frau beinahe jeden Abend aus dem Haus sein. Ich weiß, dass Neville kaum einmal vor der Morgendämmerung nach Hause kommt, nicht einmal in den ruhigeren Monaten.«
Lavinia zog die Nase kraus. »Es ist wohl offensichtlich, dass Neville und seine Frau die Anwesenheit des anderen nicht gerade genießen.«
»In dieser Hinsicht haben sie sehr viel mit anderen Paaren der höheren Gesellschaft gemein. Aber wie dem auch sei, meiner Erfahrung nach schleicht sich auch viel Personal aus dem Haus, wenn die Diener wissen, dass ihre Arbeitgeber den größten Teil des Abends nicht da sind. Wenn ich Glück habe, wird das Haus heute Abend fast leer sein. Die wenigen Mitglieder der Dienerschaft, die im Haus bleiben, werden wahrscheinlich in ihren eigenen Räumen beschäftigt sein. Es sollte einfach sein, unbeobachtet ins Haus zu kommen.«
Lavinia sagte nichts.
Er sah sie an. »Nun? Was ist?«
Sie nahm einen Federkiel in die Hand und klopfte damit in ihre Handfläche. »Dein Plan gefällt mir nicht, Tobias.«
»Warum denn nicht?«
Sie zögerte, dann legte sie den Federkiel wieder beiseite. Sie stand auf und sah ihn an, Unbehagen lag in ihrem Blick.
»Das ist nicht das Gleiche, als würdest du Sally Johnsons kleines Haus durchsuchen«, erklärte sie ruhig. »Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass Neville ein Mörder ist. Der Gedanke, dass du in der Nacht allein durch sein Haus schleichst, beunruhigt mich sehr.«
»Deine Sorge ist rührend, Lavinia. Und außerdem überrascht sie mich. Ich hatte ja keine Ahnung, dass du so sehr um meine Sicherheit besorgt bist. Ich hatte eher den Eindruck, dass ich für dich so eine Art Ärgernis bin.«
Ohne Vorwarnung wurde sie wütend. »Du sollst dich nicht darüber lustig machen. Wir haben es hier mit einem Mann zu tun, der wahrscheinlich einige Frauen ermordet hat.« »Und der wohl auch den Mord an Bennett Ruckland in Auftrag gegeben hat«, stimmte er ihr zu.
»Ruckland? Der Mann, der in Italien umgebracht wurde?«
»Jawohl.«
»Aber du hast doch gesagt, Carlisle sei für den Mord an ihm verantwortlich gewesen.«
»Neville und Carlisle kannten einander sehr gut, wegen ihrer Verbindung zum Blue Chamber. Ich nehme an, dass Neville ihm einen großen Betrag dafür gezahlt hat, dass er dafür sorgte, dass Ruckland nie wieder nach England zurückkehrte.«
»Du bist so sehr darauf bedacht, die Informationen zu finden, die du haben willst, dass ich befürchte, du wirst jedes Risiko eingehen. Vielleicht solltest du Anthony mitnehmen. Er könnte als dein Leibwächter dienen.«
»Nein. Ich möchte, dass Anthony mit euch zum Colchester Ball geht. Er kann dir helfen, Joan Dove zu bewachen.«
»Ich bin selbst in der Lage, Joan im Auge zu behalten. Ich finde, Anthony sollte mit dir gehen.«
Er lächelte matt. »Es ist sehr nett von dir, so sehr um mich besorgt zu sein, Lavinia. Aber tröste dich mit dem Gedanken, dass es ganz allein mein Fehler sein wird, wenn etwas schief läuft. Wie es ja deiner Meinung nach immer der Fall ist.«
»Verdammt, Sir, du versuchst, das Thema zu wechseln.«
»Nun ja, das tue ich wirklich. Ich finde, dass die Unterhaltung unnütz ist.«
»Tobias, hör auf, mich zu provozieren, denn sonst werde ich für meine Taten nicht mehr verantwortlich sein.«
Lavinias geballte Fäuste und ihr stürmischer Blick sagten ihm sofort, dass sein Versuch, die Unterhaltung ein wenig aufzulockern, gescheitert war.
»Lavinia ...«
»Hier geht es nicht darum, jemandem einen Vorwurf zu machen. Wir sprechen hier von gesundem Menschenverstand.« Er nahm ihr
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