Lavinia & Tobais 01 - Liebe wider Willen
Dove«, erklärte Tobias. »Ich bin ziemlich sicher, dass Neville Mitglied einer kriminellen Organisation war, die Blue Chamber heißt. Die Bande hat viele Jahre im Geheimen gearbeitet und war sehr mächtig. Sie wurde von einem Mann kontrolliert, der sich selbst Azure nannte, und von seinen beiden Leutnants.«
»Ich verstehe.« Joan beobachtete ihn mit ausdruckslosem Gesicht. »Wie eigenartig.«
»Die Organisation Blue Chamber begann nach Azures Tod vor einigen Monaten auseinander zu fallen. Einer der beiden Leutnants, Carlisle, ist vor drei Monaten in Italien gestorben.«
Joan runzelte die Stirn. »Wissen Sie das ganz sicher?«
Tobias lächelte kalt. Er ließ den Blick nicht von ihrem Gesicht. »Ja. Ich bin absolut sicher, dass er tot ist.«
Joan warf Lavinia einen flüchtigen Blick zu. »Also ist jetzt nur noch ein Mitglied des Blue Chamber übrig, und Sie glauben, dass dieser Mann Lord Neville ist.«
»Jawohl«, stimmte ihm Lavinia zu. »Tobias hatte gehofft, dass das Tagebuch des Kammerdieners ihm den Beweis dafür liefern würde.«
»Doch das Tagebuch wurde zerstört, ehe jemand es lesen konnte«, sprach Tobias weiter.
Lavinia betrachtete ihre Fingerspitzen. »Es ist möglich, dass Neville Holton Felix umgebracht, das Tagebuch zerstört und es dann so eingerichtet hat, dass Tobias es fand. Aber es ist genauso gut möglich, dass jemand anderes all das getan hat.«
»Wer?«, fragte Joan.
Lavinia sah ihr in die Augen. »Sie.«
Einen Augenblick lang herrschte schockiertes Schweigen.
»Das verstehe ich nicht«, flüsterte Joan. »Warum sollte ich solche Dinge tun?«
»Weil Sie verzweifelt versucht haben, ein ganz besonderes Geheimnis zu verbergen, das dieses Tagebuch offenbart hätte«, erklärte Lavinia.
»Die Tatsache, dass ich eine Affäre mit Neville hatte?« Aus Joans Augen blitzte verächtliche Belustigung. »Ich gebe zu, ich wünsche mir sehr, dass diese Verbindung geheim bleibt, aber ich würde dafür sicher keinen Mord begehen.«
»Es ist nicht der Klatsch über Ihre Verbindung mit Neville, der Sie stört«, meinte Lavinia. »Es ist die Tatsache, dass Ihr Mann Azure war.«
Joan starrte sie an. »Sie sind verrückt.«
»Sie haben ihn sehr geliebt, nicht wahr?«, sprach Lavinia beinahe freundlich weiter. »Sie müssen entsetzlich erschrocken gewesen sein, als sie den ersten Erpresserbrief von Holton Felix bekommen haben, in dem stand, dass Fielding Dove der Anführer einer geheimen kriminellen Organisation gewesen ist. Sie würden alles tun, um diese Information geheim zu halten, nicht wahr? Die Ehre Ihres Mannes und sein guter Name stehen auf dem Spiel.«
Einige Sekunden lang wich alle Farbe aus Joans Gesicht. Dann aber lief ihr Gesicht vor Zorn hochrot an.
»Wie können Sie es wagen, anzudeuten, dass mein Mann sich mit diesem ... diesem Blue Chamber eingelassen hat? Wer sind Sie eigentlich, dass Sie es wagen, einen solchen Vorwurf auch nur anzudeuten?«
»Sie haben mir erzählt, als Ihr Ehemann starb, wurden Sie plötzlich mit einem äußerst komplizierten finanziellen Durcheinander konfrontiert. Sie haben erwähnt, dass Sie noch immer dabei sind, die einzelnen Fäden zu entwirren«, erklärte Lavinia.
»Ich habe erklärt, dass er ein ausgezeichneter Investor war.«
»Ein Mann mit vielen geschäftlichen Investitionen könnte sehr gut seine kriminellen Tätigkeiten dahinter verborgen haben«, meinte Tobias leise.
Joan schloss die Augen. »Sie haben Recht. Holton Felix hat mir einen Brief geschickt, in dem er mir gedroht hat, Fieldings Rolle als Kopf eines ausgedehnten kriminellen Imperiums öffentlich zu machen.« Sie hob den Blick, und in ihren Augen lag Entschlossenheit. »Aber diese Drohung basierte auf einer Lüge.«
»Sind Sie da sicher?«, fragte Lavinia vorsichtig.
»Es ist nicht möglich.« Tränen glänzten in Joans Augen. »Fielding und ich waren zwanzig Jahre zusammen. Ich hätte es gewusst, wenn er kriminell gewesen wäre. So etwas hätte er nicht eine so lange Zeit vor mir verbergen können.«
»Viele Frauen haben ihr ganzes Eheleben lang keine Ahnung von den finanziellen Aktivitäten ihrer Männer«, erklärte Lavinia. »Ich kann Ihnen nicht sagen, wie viele Witwen nach der Beerdigung große Schwierigkeiten haben, weil sie ihre eigenen Finanzen nicht verstehen.«
»Ich weigere mich zu glauben, dass Fielding dieser Azure gewesen sein soll, von dem Sie gesprochen haben«, erklärte Joan mit ausdrucksloser Stimme. »Haben Sie Beweise?«
»Überhaupt keine«, stimmte ihr
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