Lavinia & Tobais 01 - Liebe wider Willen
Tobias sofort zu. »Und da sowohl Azure als auch Ihr Ehemann tot sind, habe ich auch kein Interesse daran, diese Sache weiterzuverfolgen. Aber ich würde sehr gern Neville zur Strecke bringen.«
»Ich verstehe«, flüsterte Joan.
»Vorzugsweise, bevor er Sie auch noch ermordet«, stimmte ihm Lavinia zu.
Joans Augen weiteten sich. »Glauben Sie wirklich, dass er es war, der mir die Morddrohung geschickt hat?«
»Das ist sehr wahrscheinlich«, meinte Tobias. »Er ist kein Künstler, aber er hat vielleicht jemanden damit beauftragt, das kleine Bild zu schaffen, das Sie bekommen haben.«
»Aber warum sollte er mich vor seinen Absichten warnen?«
»Der Mann scheint ein Mörder zu sein«, meinte Lavinia. »Wer kann schon sagen, was in seinem Kopf vorgeht? Vielleicht will er Sie quälen oder auf irgendeine Art bestrafen.« Tobias wandte sich vom Fenster ab. »Es ist wahrscheinlicher, dass er Sie in eine Situation bringen will, in der Sie verletzlicher sind. Sie haben eine kleine Armee um sich versammelt, Mrs. Dove. Ihre Lakaien sind offensichtlich dafür ausgebildet, mehr zu tun, als nur Gläser mit Champagner auf silbernen Tabletts zu tragen.«
Sie seufzte. »Mein Mann war sehr wohlhabend, Mr Mach. Er hat nur Männer eingestellt, die uns und unseren Besitz beschützen können.«
»Es ist möglich, dass Neville Ihnen die Morddrohung geschickt hat, um Ihre Nerven zu strapazieren«, meinte Lavinia. »Er hofft vielleicht, dass Sie Angst bekommen, unvorsichtig werden und etwas Dummes tun, was es ihm ermöglicht, Sie in seine Macht zu bekommen.«
»Aber er hat doch gar keinen Grund, mich umzubringen«, erklärte Joan hartnäckig. »Selbst wenn er ein Krimineller ist, so hatte ich keine Ahnung von seinen Aktivitäten vor zwanzig Jahren. Das muss er doch wissen.«
Tobias sah sie an. »Wenn wir Recht haben, wenn Sie in der Tat mit Azure verheiratet waren, dann hat Neville Gründe genug zu befürchten, dass Sie viele seiner Geheimnisse kennen.«
Joan verkrampfte die Hände im Schoß. »Mein Mann war nicht Azure, das sage ich Ihnen doch.«
Doch diesmal hatte sie nicht mehr in einem so überzeugenden Ton geleugnet, dachte Lavinia.
»Wir nehmen an, dass er es war«, sagte sie. »Und wenn wir Recht haben, dann befinden Sie sich in großer Gefahr.«
Joan wurde ruhiger. Sie öffnete die Hände wieder. »Glauben Sie wirklich, dass Neville diese Frauen umgebracht hat?«
»Es sieht so aus«, meinte Tobias. »Ich glaube langsam, dass er die Wachsarbeiten in Huggetts Galerie in Auftrag gegeben hat, als eine Art makabre Erinnerung an die Morde.«
Joan erschauerte. »Welcher Künstler würde wohl solche Arbeiten schaffen?«
»Einer, dem man eine genügend große Summe gezahlt hat, stellt vielleicht nicht so viele Fragen«, behauptete Lavinia. »Oder einer, der um sein eigenes Leben fürchtet. Denken Sie daran, Madame Tussaud wurde dazu gezwungen, diese Totenmasken zu schaffen, während sie in Frankreich im Gefängnis war.«
Ein kurzes Schweigen senkte sich über den Raum.
»Ich habe vor, heute Abend Nevilles Haus zu durchsuchen«, meinte Tobias nach einer Weile. »Diese Sache muss zu einem Ende kommen, und zwar schnell. Ich brauche Beweise für seine Verwicklung in kriminelle Aktivitäten, und ich kann sie nur bei ihm zu Hause bekommen. Bis diese Sache beendet ist, dürfen Sie kein Risiko eingehen. Ich würde vorschlagen, dass Sie hier bleiben, in der Sicherheit Ihres Hauses.«
Joan zögerte, dann schüttelte sie den Kopf. »Heute Abend ist der Colchester-Ball. Es ist das einzige Ereignis in der Saison, das ich nicht verpassen kann.«
»Sicher können Sie doch mit Bedauern absagen?«
»Ganz unmöglich. Lady Colchester wird sehr beleidigt sein, wenn ich nicht komme. Ich habe Ihnen doch gesagt, sie ist die Großmutter des Verlobten meiner Tochter, und sie ist ein Tyrann in ihrer Familie. Wenn sie über mich verärgert ist, wird sie sich dafür an Maryanne rächen.«
Tobias entdeckte das mitleidige Verständnis in Lavinias Augen und stöhnte innerlich auf. Er wusste, dass Lavinia die Gefahren und Fallstricke bestens kannte, die damit verbunden waren, eine gute Partie zu machen. Schließlich war sie selbst mit einer ähnlichen Sache beschäftigt. Er wusste, noch bevor Lavinia den Mund öffnete, dass er diesen kleinen Kampf verloren hatte.
»Gütiger Himmel«, sagte Lavinia. »Glauben Sie denn, dass Lady Colchester so weit gehen könnte, Maryannes Verlobten dazu zu zwingen, die Verbindung wieder zu lösen?«
Joans Gesicht
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