Lavinia & Tobais 01 - Liebe wider Willen
Gesicht in beide Hände. »Ist dir eigentlich noch gar nicht aufgefallen, Madam, dass der gesunde Menschenverstand ausgeschaltet ist, wenn es um dich und mich geht?« Sie umklammerte seine Handgelenke. »Versprich mir, dass du heute Abend außergewöhnlich vorsichtig sein wirst, Tobias.«
»Darauf gebe ich dir mein Wort.«
»Versprich mir, dass du das Haus erst gar nicht betrittst, wenn es ein Anzeichen dafür gibt, dass Neville zu Hause ist.«
»Ich versichere dir, Neville wird ganz sicher heute Abend nicht zu Hause sein«, erklärte er. »In der Tat ist es sehr gut möglich, dass er und seine Frau auf dem Colchester-Ball erscheinen. Du wirst wahrscheinlich mehr von ihm zu sehen bekommen als ich.«
»Das genügt mir nicht. Versprich mir, dass du nicht in das Haus gehen wirst, wenn jemand zu Hause ist?«
»Lavinia, das kann ich nicht.«
Sie stöhnte auf. »Ich habe befürchtet, dass du das sagen würdest. Versprich mir ...«
»Ich habe dir für den Augenblick bereits genug versprochen. Ich würde dich viel lieber küssen.«
Ihre Augen blitzten, war es nun Zorn oder Leidenschaft, das konnte er nicht feststellen. Er hoffte allerdings, dass es das Letztere war.
»Ich habe die Absicht, eine ernsthafte Unterhaltung zu führen«, behauptete sie.
»Möchtest du mich küssen?«
»Darum geht es hier gar nicht. Wir reden davon, dass du deinen Hals riskierst.«
Er strich mit dem Daumen über ihr Kinn. Ihre sanfte glatte Haut bezauberte ihn.
»Küss mich, Lavinia.«
Sie legte beide Hände auf seine Schultern und grub die Finger tief in seinen Rock. Er konnte nicht sagen, ob sie ihn wegstoßen oder noch näher ziehen wollte.
»Versprich mir, dass du vernünftig sein wirst«, bat sie.
»Nein, Lavinia.« Er hauchte einen Kuss auf ihre Stirn und dann auf ihre Nase. »Das kannst du nicht von mir verlangen. Es liegt nicht in meiner Natur, ich kann das nicht versprechen.«
»Unsinn. Natürlich kannst du das.«
»Nein.« Er schüttelte ein wenig den Kopf. »Ich bin nicht mehr vernünftig gewesen, seit ich dich zum ersten Mal auf einer Straße in Rom gesehen habe.«
»Tobias.« Ihr stockte der Atem. »Das ist verrückt. Wir mögen einander noch nicht einmal sehr.«
»Du sprichst nur für dich selbst, Madam. Ich allerdings stelle fest, dass ich dich sehr mag, trotz deiner Fähigkeit, mich so schnell wütend zu machen.«
»Mögen?« Ihre Augen weiteten sich. »Du magst mich?«
Ein leichtes Zucken ging durch seinen Körper. Er hörte beinahe, wie Anthony ihm einen Vortrag hielt.
»Mögen ist vielleicht unter diesen Umständen nicht das richtige Wort.«
»Mögen ist ein Wort, das man benutzt, wenn man die Gefühle für einen guten Freund beschreibt oder eine liebevolle Tante oder ... einen kleinen Hund.«
»Dann ist es ganz sicher das falsche Wort«, schloss er. »Weil meine Gefühle für dich gar keine Ähnlichkeit haben mit den Gefühlen für Freunde, Tanten oder Hunde.«
»Tobias ...«
Er berührte die bezaubernde Stelle in ihrem Nacken, wo sich ein paar vorwitzige Haarsträhnen aus den Haarnadeln gelöst hatten. »Ich will dich, Lavinia. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich eine Frau schon einmal so sehr gewollt habe. Es ist ein Schmerz in meinem Inneren, der nicht mehr weggeht.«
»Wundervoll, ich verursache dir Bauchschmerzen.« Sie schloss die Augen. Ein Schauer rann durch ihren Körper. »Ich habe immer davon geträumt, einen Mann auf so erregende Art zu beeinflussen.«
»Anthony hat gesagt, dass ich nicht sehr gut darin bin, mit Frauen zu sprechen. Vielleicht würde es alles wesentlich einfacher machen, wenn du aufhören würdest zu reden und mich küsst.«
»Du bist ein unmöglicher Mann, Tobias March.«
»Dann passen wir wirklich gut zusammen. Du bist sicher die unmöglichste Frau, die ich in meinem ganzen Leben kennen gelernt habe. Wirst du mich küssen?«
Etwas blitzte in ihren Augen auf. Es hätte Wut sein können oder Frustration oder Leidenschaft. Sie nahm die Hände von seinen Schultern und legte sie um seinen Nacken. Dann stellte sie sich auf Zehenspitzen und küsste ihn.
Er öffnete den Mund, schmeckte sie, suchte nach der Wildheit, die er in dieser Nacht in der Kutsche gefühlt hatte. Sie erschauerte und schlang die Arme noch fester um ihn. Ihr Verlangen weckte die Glut in seinem Blut.
»Tobias.« Sie fuhr mit den Fingerspitzen durch sein Haar und küsste ihn mit wachsender Leidenschaft.
»Du hast etwas an dir, das mir das Gefühl gibt, in den Fängen einer mächtigen Droge zu
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