Lavinia & Tobais 01 - Liebe wider Willen
zusammen. »Ich hoffe nur, dass er nicht betrunken ist. Pomfrey ist unberechenbar, wenn er etwas getrunken hat.«
»Das ist mir sehr gut bekannt. Ich kann nicht zulassen, dass er noch eine Szene macht. Nicht hier in Colchesters Ballsaal.« Lavinia schloss ihren Fächer und trat aus der Nische. »Ich muss dem ein Ende bereiten. Ich bin gleich wieder hier.«
»Versuchen Sie, ruhig zu bleiben, Lavinia. Ich versichere Ihnen, dass Lady Colchester nicht zulassen wird, dass sich jemand in ihrem Ballsaal ungebührlich benimmt.«
Lavinia antwortete nicht. Sie schob sich so diskret wie möglich durch die Menschenmenge. Einige Male verlor sie ihr Ziel aus den Augen, wenn große Menschen sich vor sie schoben.
Als sie schließlich ein wenig atemlos auf der anderen Seite der Tanzfläche angekommen war, stellte sie fest, dass Emeline die Dinge in die Hand genommen hatte. Pomfrey wandte sich bereits ab. Er bemerkte Lavinia gar nicht, die auf ihn losgehen wollte.
Emelines Augen blitzten belustigt auf. »Es ist alles in Ordnung. Pomfrey wollte sich nur für den Vorfall im Theater entschuldigen.«
»Das sollte er auch.« Lavinia warf Pomfrey einen wütenden Blick nach.
Emeline lächelte den ein wenig verwirrt aussehenden Mr Geddis an. »Danke, Sir.«
»Es war mir ein Vergnügen.« Geddis riss sich zusammen, er beugte sich über ihre Hand und verschwand dann schnell in der Menschenmenge.
Lavinia sah ihm nach. »Er schien sehr nett zu sein.«
»Versuch doch bitte, nicht so wehmütig auszusehen«, ermahnte Emeline sie. »Das ist ja peinlich.«
»Komm, wir müssen zurückgehen in die Nische, in der Mrs. Dove auf uns wartet.«
Sie führte Emeline um die Tanzfläche herum und bahnte sich einen Weg durch die Menschenmenge. Emeline folgte ihr. Doch als sie sich durch die Menschenmenge geschoben hatten, stellten sie fest, dass die Nische leer war, bis auf einen Lakai, der auf einem Tablett leere Gläser einsammelte.
Lavinia blieb stehen, Panik stieg in ihr auf. »Sie ist weg.«
»Ich bin sicher, sie ist in der Nähe«, beruhigte Emeline sie. »Sie wäre nicht hier weggegangen, ohne dir zu sagen, wohin sie geht.«
»Sie ist weg, ich sage es dir.« Lavinia griff nach einem Stuhl in der Nähe und stieg darauf. »Ich kann sie nirgendwo sehen.«
Der Lakai starrte sie entsetzt an.
Emeline wandte sich um und suchte die Menschenmenge ab. »Ich kann sie auch nirgendwo entdecken. Vielleicht ist sie ins Kartenzimmer gegangen.«
Lavinia nahm die Röcke in die Hand und sprang von dem Stuhl herunter. Sie warf dem Lakai einen eindringlichen Blick zu. »Haben Sie eine Dame in einem silbergrauen Kleid gesehen? Sie hat noch vor wenigen Minuten hier gestanden.«
»Jawohl, Ma'am. Ich habe ihr eine Nachricht überbracht, und sie ist gegangen.«
Lavinia und Emeline warfen einander einen Blick zu. Dann traten sie beide vor den Lakai.
»Was für eine Botschaft war das?«, verlangte Lavinia von ihm zu wissen.
Der arme Lakai war offensichtlich entsetzt. Schweiß trat auf seine Stirn. »Ich weiß nicht, was in der Nachricht stand, Ma'am. Sie war auf ein Stück Papier geschrieben. Ich habe sie nicht gelesen. Man hat mir gesagt, ich solle sie ihr geben, und das habe ich getan. Sie hat einen Blick darauf geworfen und ist sofort gegangen.«
Lavinia machte noch einen Schritt auf ihn zu. »Wer hat Ihnen die Nachricht gegeben, die Sie ihr überbringen sollten?«
Der Lakai schluckte. Sein nervöser Blick ging von Lavinia zu Emeline und dann wieder zurück zu Lavinia.
»Einer der Lakaien, die für den heutigen Abend eingestellt wurden, hat mir die Nachricht gegeben. Ich kenne ihn nicht. Er hat mir auch nicht gesagt, von wem er die Nachricht bekommen hatte.«
Lavinia wandte sich an Emeline. »Ich suche auf dieser Seite des Raumes, du auf der anderen. Wir treffen uns am anderen Ende.«
»Ja.« Emeline wollte sich abwenden.
»Emeline.« Lavinia griff nach ihrem Arm, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. »Verlass den Ballsaal nicht, unter keinen Umständen, hast du mich verstanden?«
Emeline nickte und verschwand dann in der Menschenmenge.
Lavinia wirbelte herum und bahnte sich dann einen Weg durch die Menschen auf der Seite des langen Ballsaales, an dem die Terrasse lag. Sie hatte bereits den halben Weg bis zum Büffet zurückgelegt, als ihr der Gedanke kam, dass sie einen viel besseren Überblick über den Ballsaal haben würde, wenn sie auf der Galerie stände, die um den ganzen Raum herum ging.
Sie änderte die Richtung und schob sich zu der
Weitere Kostenlose Bücher