Lavinia & Tobais 01 - Liebe wider Willen
viele Menschen hier heute Abend sind, dann wird es sicher irgendwo auf der Straße eine Mietkutsche geben, die auf Kunden wartet.«
Anthony schien erleichtert zu sein, dass sie eine Entscheidung getroffen hatte.
»Also, dann verschwinde ich hier.« Er wandte sich ab.
Emeline legte eine Hand auf seinen Arm, in ihren Augen lag Besorgnis. »Du wirst vorsichtig sein?«
»Natürlich.« Er nahm ihre Hand und beugte sich galant darüber. »Du sollst dir meinetwegen keine Sorgen machen, Emeline. Ich werde sehr vorsichtig sein.« Er wandte sich an Lavinia. »Ich bin sicher, dass alles in Ordnung ist, Mrs. Lake.«
»Es wird gar nichts in Ordnung sein für Mr March, wenn ich feststelle, dass er in seinen Club gegangen ist, anstatt sofort hierher zu kommen.«
Anthony lächelte ironisch, dann verschwand er in der Menge.
Joan runzelte die Stirn. »Glauben Sie wirklich, dass bei Mr Marchs Suche etwas schief gegangen ist?«
»Ich weiß nicht, was ich glauben soll«, gestand ihr Lavinia. »Aber die Tatsache, dass er zu der festgesetzten Zeit nicht hier ist, zusammen mit Nevilles plötzlichem Verschwinden macht mir äußerste Sorgen.«
»Ich verstehe gar nicht, wie Sie die beiden Dinge miteinander verbinden können. Neville kann doch auf keinen Fall wissen, dass Mr March in diesem Augenblick in seinem Haus ist.«
»Es ist die Art, wie Neville verschwunden ist, nachdem er vor einigen Augenblicken mit dem Lakai gesprochen hat, die mir Sorgen macht«, erklärte Lavinia nachdenklich. »Es ist beinahe so, als hätte er eine Botschaft bekommen und darauf reagiert.«
»Das Warten wird schrecklich sein«, meinte Emeline. »Es muss doch etwas geben, was wir tun können.«
»Das gibt es«, erklärte Joan bestimmt. »Wir müssen so tun, als wäre nichts Außergewöhnliches passiert. Sie haben den nächsten Tanz Mr Geddis versprochen, nicht wahr? Er kommt gerade in unsere Richtung.«
Emeline stöhnte auf. »Tanzen ist das Letzte, woran ich im Augenblick denken möchte. Ich kann mit Mr Geddis keine höfliche Unterhaltung führen, während ich mir Sorgen um Anthony mache.«
»Die Gerüchte behaupten, dass Mr Geddis ein Einkommen von beinahe fünfzehntausend Pfund im Jahr hat«, erklärte Joan spöttisch.
Lavinia hätte sich beinahe an ihrem Champagner verschluckt. Als sie sich wieder erholt hatte, lächelte sie Emeline an. »Es wird nicht schaden, mit Mr Geddis zu tanzen. In der Tat ist es sogar notwendig, dass du das tust.«
»Warum?«, wollte Emeline wissen.
»Um so zu tun, als wäre nichts geschehen, genau wie Mrs. Dove es vorgeschlagen hat.« Lavinia machte eine kleine Bewegung mit den Händen, als wolle sie Emeline wegscheuchen. »Geh und tanz mit ihm. Du musst dich genauso benehmen, wie jede andere junge Dame sich bei einer solchen Gelegenheit benehmen würde.«
»Wenn du darauf bestehst.«
Emeline lächelte den gut aussehenden jungen Mann tapfer an, der in diesem Augenblick vor sie getreten war um sie zum Tanzen aufzufordern.
Lavinia trat noch einen Schritt näher zu Joan. »Fünfzehntausend im Jahr, sagen Sie?«
»Das habe ich gehört.«
Lavinia sah zu, wie Geddis Emeline zur Tanzfläche führte. »Er scheint ein sehr netter junger Mann zu sein. Gibt es schlechtes Blut in der Familie?«
»Nicht, dass ich wüsste.«
»Das ist gut.«
»Ich denke, er hat keine Chance gegen den jungen Anthony«, meinte Joan.
»Ich glaube, Sie haben Recht.«
Der Walzer endete ein paar Minuten später, und Emeline und ihr Partner standen am anderen Ende der Tanzfläche. Lavinia warf einen Blick auf die winzige Uhr, die an ihrer Handtasche befestigt war, während sie darauf wartete, dass das Paar zu der Nische zurückkehrte.
»Beruhigen Sie sich«, riet ihr Joan leise. »Ich bin ganz sicher, dass Mr March nichts zugestoßen ist. Er scheint sehr gut in der Lage zu sein, auf sich selbst aufzupassen.«
Lavinia dachte an Tobias' linkes Bein. »Auch er hat sich schon einmal geirrt.«
Joan sah nachdenklich aus. »Sie machen sich wirklich Sorgen um ihn, nicht wahr?«
»Mir hat sein Plan, Nevilles Haus zu durchsuchen, nicht gefallen«, gestand Lavinia ihr. »In der Tat war ich sehr ...« Sie hielt inne, als sie sah, wer sich Emeline und Mr Geddis in den Weg gestellt hatte. »Verdammte Hölle.«
»Was ist? Was ist passiert?«
»Pomfrey. Sehen Sie ihn doch nur an. Ich glaube, er versucht Emeline dazu zu bringen, mit ihm zu tanzen.«
Joan folgte Lavinias Blick zu Emeline und Mr Geddis, vor denen Pomfrey stand. Sie presste die Lippen
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