Lavinia & Tobais 01 - Liebe wider Willen
Stimme klang gedämpft, weil sie mit dem Kopf im Schrank steckte. »Wieso hast du nur so lange gebraucht?«
»Ich habe versucht, March davon zu überzeugen, dass er kein Recht hat, uns mitten in der Nacht auf die Straße zu setzen.«
»Er setzt uns doch gar nicht auf die Straße.« Emeline reckte sich und trat einen Schritt von dem Schrank zurück, in ihren Armen hielt sie eine kleine antike Vase. »Er hat eine Kutsche und zwei bewaffnete Männer bereitgestellt, die uns sicher aus Rom heraus und den ganzen Weg bis nach England begleiten sollen. Das ist wirklich sehr großzügig von ihm.«
»Unsinn. Er ist alles andere als großzügig. Er spielt irgendein geheimes Spielchen, das sage ich dir, und er will uns aus dem Weg haben.«
Emeline wickelte die Vase in ein dickes Wollkleid. »Er glaubt, dass du in ernsthafter Gefahr bist, dass Carlisle irgendetwas Übles plant.«
»Unsinn. Wir haben nur das Wort von Mr March, dass dieser Carlisle hier in Rom sein Unwesen treibt.« Lavinia öffnete einen Schrank. Ein sehr gut aussehender, recht ordentlich ausgestatteter Apollo sah sie daraus an. »Ich für meinen Teil habe nicht die Absicht, alles zu glauben, was dieser Mann uns erzählt. Er möchte uns wegen seiner eigenen dunklen Ziele aus diesen Räumen hier weghaben.«
»Ich bin davon überzeugt, dass er uns die Wahrheit gesagt hat.« Emeline stopfte die verpackte Vase in den dritten Koffer. »Ich glaube, er hat Recht, und wir sind in Gefahr.«
»Wenn wirklich eine niederträchtige Bande in diese Sache verwickelt ist, dann wäre ich nicht überrascht, wenn sich herausstellen würde, dass Tobias March ihr Anführer ist. Er behauptet, nur ein einfacher Geschäftsmann zu sein, doch er hat etwas wirklich Teuflisches an sich.«
»Du lässt deine Vorstellungskraft nur von deiner schlechten Laune beeinflussen, Lavinia. Du weißt doch, dass du nie sehr klar denkst, wenn du deiner Phantasie die Zügel schießen lässt.«
Das Geräusch zerberstender Tongefäße klang bis nach oben. »Dieser verflixte Mann«, murmelte Lavinia.
Emeline hielt inne mit dem Packen und legte den Kopf ein wenig schief, um zu lauschen. »Er hat ganz sicher die Absicht, es so aussehen zu lassen, als seien wir die Opfer von Vandalen und Dieben geworden, nicht wahr?«
»Er hat etwas davon gesagt, dass er den Laden zerstören wolle, damit Carlisle nicht annimmt, dass man ihn entdeckt hat.« Lavinia kämpfte mit dem Apollo und versuchte, ihn aus dem Schrank herauszuzerren. » Aber ich glaube, das ist nur eine weitere Lüge. Der Mann genießt, was er da unten anrichtet, wenn du mich fragst. Er ist wirklich verrückt .«
»Das glaube ich nicht.« Emeline ging zum Schrank, um eine weitere Vase zu holen. »Aber ich gebe zu, es war gut, die teuren Antiquitäten hier oben zu verstauen, um sie vor Dieben zu schützen.«
»Das einzig Positive an der ganzen Sache.« Lavinia schlang die Arme um die Brust des Apollos und hob ihn aus dem Schrank. »Mir läuft ein Schauer über den Rücken, wenn ich daran denke, was hätte geschehen können, wenn wir sie zusammen mit den Kopien unten ausgestellt hätten. March hätte sie zweifellos auch zerstört.«
»Wenn du mich fragst, das meiste Glück haben wir gehabt, als Mr March sich entschieden hat, dass wir keine Mitglieder in Carlisles Bande von Halsabschneidern sind.« Emeline wickelte eine kleine Vase in ein Handtuch und legte sie in den Koffer. »Ich zittere, wenn ich daran denke, was er mit uns gemacht hätte, wenn er geglaubt hätte, dass wir uns mit der Bande zusammengeschlossen hätten und nicht nur unschuldige Betrogene sind.«
»Er hätte kaum Schlimmeres tun können, als unsere einzige Einkommensquelle zu ruinieren und uns aus unserem Zuhause zu werfen.«
Emeline blickte zu den alten Mauern, die sie umgaben, und schnaufte dann verächtlich. »Du kannst diesen unangenehmen kleinen Raum wohl kaum ein Zuhause nennen. Ich werde ihn keinen Augenblick vermissen.«
»Du wirst ihn ganz sicher vermissen, wenn wir erst einmal ohne einen Penny in London sind und dort gezwungen werden, auf der Straße zu leben.«
»So weit wird es nicht kommen.« Emeline klopfte auf die in ein Handtuch eingewickelte Vase, die sie in der Hand hielt. »Wir werden diese Antiquitäten verkaufen, wenn wir erst einmal in England angekommen sind. Alte Vasen und Statuen zu sammeln, ist im Augenblick groß in Mode, das weißt du doch. Mit dem Geld, das wir für diese Sachen bekommen, können wir ein Haus mieten.«
»Aber nicht lange. Wir
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