Lavinia & Tobais 01 - Liebe wider Willen
Umständen mit bewundernswerter Zurückhaltung verhält.«
Tobias senkte ein wenig den Kopf. »Ich weiß Ihre Unterstützung zu schätzen, Miss Emeline.«
»Sie müssen sich wegen Lavinias Bemerkungen keinerlei Gedanken machen, Sir«, meinte Emeline. »Sie wird immer ein wenig unhöflich, wenn sie unter Druck steht.«
Tobias richtete den Blick seiner kalten Augen noch einmal auf Lavinia. »Das habe ich bemerkt.«
»Ich hoffe, Sie werden es ihr nicht übel nehmen«, sprach Emeline weiter. »Zusätzlich zu all unseren Schwierigkeiten heute Abend sind wir gezwungen, ihre Gedichtbände zurückzulassen. Das ist für sie ein großes Unglück. Sie liebt Gedichte sehr, müssen Sie wissen.«
»Oh, um Himmels willen.« Lavinia legte den Mantel um ihre Schultern und ging mit festem Schritt zur Tür. »Ich weigere mich, auch nur einen Augenblick länger dieser lächerlichen Unterhaltung zuzuhören. Eines ist ganz sicher, ich kann es kaum noch erwarten, aus Ihrer unangenehmen Gesellschaft wegzukommen, Mr March.«
»Sie verletzen mich, Mrs. Lake.«
»Bei weitem nicht so sehr, wie ich mir das wünsche.«
Sie blieb an der Treppe noch einmal stehen und sah zu ihm zurück. Er sah gar nicht verletzt aus. Mit Leichtigkeit nahm er den schweren Koffer und trug ihn hinaus.
»Ich persönlich freue mich darauf, wieder nach Hause zu fahren.« Emeline lief zur Treppe. »Italien ist für einen Besuch recht angenehm, aber ich habe London vermisst.«
»Das habe ich auch.« Lavinia riss den Blick von den breiten Schultern von Tobias March los und ging mit festem Schritt zur Treppe. »Diese ganze Sache war eine vollkommene Katastrophe. Wessen Idee war es überhaupt, als Begleiterinnen dieser entsetzlichen Mrs. Underwood nach Rom zu fahren?« Emeline räusperte sich. »Deine, glaube ich.«
»Wenn ich beim nächsten Mal etwas so Bizarres vorschlage, dann wirst du hoffentlich so nett sein, mir mit meiner Riechflasche unter der Nase zu wedeln, bis ich wieder bei Sinnen bin.«
»Zweifellos schien der Gedanke damals sehr brillant zu sein«, ertönte die Stimme von Tobias March hinter ihr.
»Das war er wirklich«, murmelte Emeline vor sich hin. »>Denke doch nur, wie wundervoll es sein wird, diese Jahreszeit in Rom zu verbringen<, sagte Lavinia damals. >Umgeben von all diesen wundervoll inspirierenden Antiquitäten. Und das alles auf Kosten von Mrs. Underwood<, hat sie behauptet. >Wir werden in großem Stil von Menschen mit Rang und Geschmack unterhalten werden<, hat sie gesagt.«
»Das reicht, Emeline«, fuhr Lavinia sie an. »Du weißt sehr gut, dass es eine lehrreiche Erfahrung gewesen ist.«
»Auf mehr als nur eine Art, könnte ich mir vorstellen«, stimmte ihr Tobias ein wenig zu schnell zu. »Wenn man dem Klatsch glauben kann, den ich über die Partys von Mrs. Underwood gehört habe. Ist es wirklich wahr, dass sie zu Orgien ausgeartet sind?«
Lavinia biss die Zähne zusammen. »Ich gebe zu, es gab einen oder zwei Vorfälle, die ein wenig unglücklich waren.«
»Die Orgien waren ziemlich unangenehm«, stimmte Emeline zu. »Lavinia und ich waren gezwungen, uns in unseren Schlafzimmern einzuschließen, bis sie zu Ende waren. Aber meiner Meinung nach wurden die Dinge erst richtig schlimm, als wir eines Morgens aufwachten und feststellten, dass Mrs. Underwood mit ihrem Grafen durchgebrannt war. Danach saßen wir mittellos in einem fremden Land fest.«
»Aber immerhin«, lenkte Lavinia entschlossen ein, »ist es uns gelungen, wieder auf die Beine zu kommen, und es ging uns auch recht gut, bis Sie, Mr March, sich entschieden, sich in unsere persönlichen Angelegenheiten einzumischen.«
»Glauben Sie mir, Mrs. Lake, niemand bedauert diese Notwendigkeit mehr als ich«, meinte Tobias.
Sie blieb am Fuß der Treppe stehen und warf einen letzten Blick auf die zerbrochenen Tonvasen und Statuen. Er hat alles zerstört, dachte sie. Nicht eine einzige Vase war noch heil geblieben. In weniger als einer Stunde hatte er das Geschäft ruiniert, zu dessen Aufbau sie vier Monate gebraucht hatte. »Es ist völlig unvorstellbar, dass Ihr Bedauern genauso groß ist wie das meine, Mr March.« Sie umfasste ihre Tasche fester und ging dann durch den Schutt bis zur Tür. »In der Tat, Sir, Sie tragen die alleinige Schuld an dieser Katastrophe.«
Es war noch nicht hell, als Tobias endlich hörte, wie sich die Tür des Ladens öffnete. Er wartete auf der dunklen Treppe, mit der Pistole in der Hand.
Ein Mann, der eine Laterne in der Hand hielt, die nur ein
Weitere Kostenlose Bücher