Lavinia & Tobais 01 - Liebe wider Willen
Stelle nicht so laut reden.« Tobias sah sich bedeutungsvoll in dem recht vollen Raum des Clubs um. »Man weiß ja nie, wer einem zuhört.«
»Ja, natürlich.« Neville schüttelte verwirrt den Kopf. »Ich habe mich vollkommen vergessen. Es ist nur so, dass diese Wendung der Dinge mich doch sehr erstaunt hat. Es ist nichts übrig geblieben?«
»Ein paar Seiten wurden verschont. Wie ich glaube, nur um mir zu bestätigen, dass ich wirklich das Tagebuch gefunden habe, nach dem ich gesucht habe.«
»Aber alle die Seiten, die mit den Mitgliedern des Blue Chamber zu tun hatten - waren sie alle unleserlich?«
»Ich habe mir alles sehr sorgfältig angesehen«, versicherte Tobias ihm. »Nichts Interessantes ist übrig geblieben.«
»Verdammt.« Nevilles Hand ballte sich zur Faust, doch d ie Geste hatte eine gewisse theatralische Art. »Das bedeutet, dass die ganze Sache beendet ist, nicht wahr?«
»Nun ja ...«
»Es ist natürlich alles recht frustrierend. Ich wollte so gern den Namen des noch verbliebenen Mitgliedes des Blue Chamber wissen, den Namen des Mannes, der während des Krieges zum Verräter wurde.«
»Ich verstehe.«
»Da das Tagebuch jetzt zerstört worden ist, werden wir seinen Namen nie kennen, und wir werden auch nicht die wahre Identität von Azure erfahren.«
»Wenn man bedenkt, dass er tot ist, und das schon seit beinahe einem Jahr, ist das vielleicht auch gar nicht mehr wichtig«, meinte Tobias.
Neville runzelte die Stirn und griff nach seiner Flasche mit dem Ciaret. »Ich nehme an, Sie haben Recht. Ich hätte sehr viel darum gegeben, dieses Tagebuch in meine Hände zu bekommen. Aber am Ende ist es wohl am wichtigsten, dass das Blue Chamber nicht länger als eine kriminelle Organisation existiert.«
Tobias lehnte sich in seinem Stuhl zurück und legte die Fingerspitzen gegeneinander. »Es gibt da allerdings noch ein kleines Problem.«
Neville, der gerade Ciaret in sein Glas gießen wollte, hielt mitten in der Bewegung inne. »Was für ein Problem?«
»Wer auch immer das Tagebuch zerstört hat, hat es wahrscheinlich zuerst gelesen.«
Neville zuckte sichtbar zusammen. »Gelesen. Verdammte Hölle. Ja, natürlich. Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht.«
»Jemand dort draußen weiß, wer Azure wirklich war. Die gleiche Person kennt auch die Identität des noch lebenden Mitgliedes des Blue Chamber.«
Die Flasche mit dem Ciaret zitterte in Nevilles Hand. »Verdammt, Mann. Sie haben Recht.«
»Wer auch immer dieser Mensch ist, er hat vielleicht gar nicht die Absicht, die Geheimnisse aus diesem Tagebuch zu enthüllen. In der Tat nehme ich an, dass es das war, was er uns sagen wollte, als er es so eingerichtet hat, dass ich das verbrannte Tagebuch gefunden habe.« Tobias hielt absichtlich inne. »Dennoch kennt er die Antworten auf unsere Fragen. Und das macht ihn gefährlich.«
»Nun ja.« Neville stellte die Flasche sehr vorsichtig ab. »Nun ja, das tut es. Was schlagen Sie vor?«
»Ich bin bereit, meine Nachforschungen fortzusetzen.« Tobias lächelte. »Wenn Sie bereit sind, meine Auslagen zu bezahlen.«
Hewlett-Packard
13. Kapitel
Es gab keinen Zweifel daran, dass Priscilla Wortham eine außergewöhnlich attraktive junge Dame war. Doch heute Abend war sie Lavinias Meinung nach ein wenig zu auffällig in ihrem modischen Kleid aus rosafarbenem Musselin.
Die Erfahrungen, die sie in den letzten Tagen in Madame Francescas Geschäft gemacht hatte, hatten sie vieles gelehrt. Die Schneiderin hatte sehr klare Ansichten über die Mode, und sie zögerte auch nicht, sie jedem mitzuteilen. Nach allem, was sie bei der Bestellung von Kleidern für sich und Emeline gelernt hatte, konnte sie auf einen Blick sagen, dass am Saum von Priscillas Kleid viel zu viele Rüschen waren.
Außerdem war Priscillas helles Haar hoch auf ihrem Kopf aufgetürmt, in einem Durcheinander von kunstvoll arrangierten Locken, geschmückt mit einer Anzahl von Seidenblumen, die zu ihrem Kleid passten. Ihre Handschuhe waren auch rosa.
Alles in allem, schloss Lavinia, ähnelte Priscilla einer köstlichen Sahnetorte mit rosa Zuckerguss. Emeline hielt sich recht gut in der Theaterloge.
Sie saß neben Priscilla, darauf hatte Lady Wortham bestanden. Emeline war ein erstaunlicher Kontrast zu ihrer Freundin. Lavinia war erleichtert, als sie feststellte, dass die tyrannische Madame Francesca Recht gehabt hatte, als sie auf einem schlichten Kleid aus ungewöhnlicher grüner ägyptischer Gaze bestanden hatte. Emelines dunkles Haar
Weitere Kostenlose Bücher