Lavinia & Tobais 01 - Liebe wider Willen
nennen und die Vergangenheit vergessen. Doch die Erinnerung daran, wie knapp Tobias gestern Abend entkommen war, stand ihr dabei im Weg.
Gegen jegliche Vernunft warf sie Joan einen bösen Blick zu. »Wenn wir unsere geschäftliche Verbindung fortsetzen, Mrs. Dove, dann muss ich Ihnen deutlich machen, dass es von Ihrer Seite aus keine Spionage mehr geben darf. Ich werde nicht zulassen, dass Mr March verfolgt wird, als wäre er ein Dieb und ein Bösewicht. Er ist ein Profi, genau wie ich.«
Joan zog eine Augenbraue hoch. »Mr March ist Ihnen wohl sehr wichtig, nicht wahr?«
Sie würde an diesem Köder nicht anbeißen, schwor sich Lavinia insgeheim. »Ich bin sicher, dass Sie verstehen werden, dass ich mich für Mr March verantwortlich fühle, weil er mein Geschäftspartner ist.«
»Ich verstehe. Verantwortungssinn.«
»In der Tat. Also, Mrs. Dove, können Sie mir versprechen, dass Sie keinen Mann mehr ausschicken werden, der im Schatten herumlungert, während Mr March seine Nachforschungen durchführt?«
Joan zögerte, dann senkte sie leicht den Kopf. »Ich gebe Ihnen mein Wort, dass ich mich nicht mehr einmischen werde.«
»Also gut.« Lavinia lächelte kühl. »Ich werde Mr March sofort eine Nachricht schicken. Wenn er keine Bedenken dagegen hat, die Nachforschungen in Ihrer Sache wieder aufzunehmen, werde ich von Ihnen einen neuen Auftrag annehmen.«
»Etwas sagt mir, dass Mr March ganz und gar nicht zögern wird, in seiner Eigenschaft als Ihr Geschäftspartner in dieser Sache weiterzuarbeiten. Ich habe am gestrigen Abend den Eindruck gewonnen, dass er gar nicht damit einverstanden war, dass Sie mir das Geld praktisch ins Gesicht geworfen haben.«
Lavinia fühlte, wie ihr Gesicht zu brennen begann. »Ich habe es Ihnen nicht ins Gesicht geworfen, Mrs. Dove. Nicht im wahrsten Sinn des Wortes.«
Joan lächelte. Sie sagte nichts.
Lavinia lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. »Also gut, ich glaube, Sie haben Recht, wenn Sie sagen, dass Mr March erfreut sein wird, in dieser Angelegenheit seine Nachforschungen fortzusetzen. Gehen wir einmal davon aus, dann kann ich Ihnen noch einige Fragen stellen. Das wird uns Zeit ersparen.«
Joan senkte den Kopf. »Ja, natürlich.«
»Wir müssen annehmen, dass derjenige, der das Tagebuch verbrannt und es so hingelegt hat, dass Mr March es gefunden hat, uns damit sagen will, dass die Erpressung beendet ist. Ich nehme an, Sie werden keine Nachricht mehr von der Person bekommen, die Ihnen die Wachsarbeit zugeschickt hat. Ich denke, er hat seinen Gefallen an Erpressung verloren.«
»Sie könnten Recht haben. Das Wissen, dass ich Profis angestellt habe, die in dieser Sache nachgeforscht haben, hat ihn wahrscheinlich höchst alarmiert und ihn zurück in die Schatten getrieben. Dennoch muss ich wissen, wer dieser Mensch ist. Ich bin sicher, das verstehen Sie.« Joan lächelte freudlos. »Ich kann es nicht ertragen, dass mir Fremde Morddrohungen schicken.«
»Nein, natürlich nicht. Ich an Ihrer Stelle würde genauso über diese ganze Angelegenheit denken. Als ich in der letzten Nacht im Bett lag, habe ich die Sachlage noch einmal überdacht. Mir scheint, dass es um mehr als eine normale Erpressung geht. Bitte, fühlen Sie sich nicht angegriffen, aber ich muss Sie etwas fragen.«
»Was denn?«
»Ehe Sie mir antworten, hoffe ich, dass Sie sehr sorgfältig und ehrlich darüber nachdenken.« Lavinia zögerte und suchte nach einer höflichen Art, die Frage zu stellen. »Gibt es irgendeinen Grund, warum jemand Ihnen Schaden zufügen möchte?«
Keinerlei Gefühle waren in Joans Augen zu sehen. Weder Überraschung noch Wut oder Furcht. Sie nickte nur, als hätte sie diese Frage erwartet.
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendetwas, das ich getan habe, jemanden dazu bringen könnte, mich umzubringen«, sagte sie.
»Sie sind eine sehr reiche Frau. Haben Sie irgendwelche Geschäfte abgeschlossen, die jemand anderem große finanzielle Verluste gebracht haben?«
Zum ersten Mal entdeckte Lavinia den Hauch eines Gefühls in Joans Augen. Es war ein trauriger, wehmütiger Ausdruck, den sie jedoch sehr schnell wieder unter Kontrolle hatte.
»Viele Jahre lang war ich mit einem sehr weisen, sehr klugen Mann verheiratet, der meine Geschäfte und auch die seinen hervorragend geführt hat. Ich habe von ihm eine ganze Menge über Investitionen und finanzielle Angelegenheiten gelernt, aber dennoch glaube ich nicht, dass ich jemals so tüchtig sein werde, wie er es war. Seit Fieldings Tod
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