Lavinia & Tobais 01 - Liebe wider Willen
nach Azures Tod zusammengebrochen ist.«
Tobias blickte lange ins Feuer und dachte über das nach, was er gehört hatte.
»Ich bin dir für diese Information etwas schuldig«, meinte er schließlich.
»Aye.« Jack lächelte sein grässliches Lächeln. »Das ist wahr. Aber ich mache mir keine Sorgen. Du zahlst deine Rechnungen immer.«
Der Nebel war noch dichter geworden, während er im Gry phon gewesen war. Tobias blieb auf der Treppe stehen. Die Lichter des Lokals wurden von dem Nebel auf der Straße zurückgeworfen. Der unheimliche Schein war eigenartig hell, doch er enthüllte nichts.
Nach einem Augenblick überquerte er die Straße und widerstand dem Wunsch, den Kragen seines uralten Mantels über die Ohren zu ziehen. Die dicke Wolle würde ein wenig die Kälte vertreiben, doch sie würde ihm auch die Sicht nach beiden Seiten nehmen und die Geräusche der Nacht dämpfen. In dieser Gegend war es ratsam, all seine Sinne einzusetzen.
Schnell ging er durch den schwachen Schein, den der Nebel warf, und verschwand in der Dunkelheit. Niemand sonst schien unterwegs zu sein. In einer Nacht wie dieser war das wohl kaum überraschend, dachte er.
Als er den unheimlichen Schein des Gryphon endlich hinter sich gelassen hatte, konnte er einen kleinen, schwachen Lichtschein erkennen, der hoch über dem Boden hing. Er nahm an, dass es die Laterne einer Kutsche war, und ging darauf zu, dabei hielt er sich auf der Mitte der Straße, so weit wie möglich entfernt von unbeleuchteten Gassen und dunklen Hauseingängen.
Trotz all seiner Vorkehrungen war die einzige Warnung das leise, gleitende Geräusch der Schritte eines Mannes, der schnell hinter ihm herkam. Ein Straßenräuber.
Er kämpfte gegen den Instinkt, sich umzudrehen und seinem Angreifer gegenüberzutreten, weil er wusste, dass dies wahrscheinlich nur eine Ablenkung sein würde. Die Straßenräuber von London jagten meistens zu zweit.
Er trat zur Seite und suchte den Schutz der nächsten Mauer in seinem Rücken. Schmerz fuhr durch sein linkes Bein, doch die plötzliche Richtungsänderung hatte ihren Zweck erfüllt. Sie überraschte den Mann hinter ihm.
»Verdammte Hölle, ich habe ihn verloren.«
»Mach die Laterne an. Mach schnell, Mann. Beeil dich, sonst werden wir ihn in diesem verdammten Nebel nie wiederfinden.«
Das beantwortete seine Frage, dachte Tobias. Es waren in der Tat zwei Straßenräuber, die zusammenarbeiteten. Die ärgerlichen Stimmen verrieten ihren Standort.
Er zog die Pistole aus seiner Tasche und wartete.
Der erste Mann fluchte laut und kämpfte mit der Laterne. Als das Licht aufflackerte, nutzte Tobias es als Ziel. Er drückte ab. Der Knall der Pistole hallte in der Straße wider. Die Laterne zerbrach.
Der Straßenräuber schrie auf und ließ die Laterne fallen. Das Öl brannte lichterloh, als es sich über die Pflastersteine ergoss.
»Verdammte Hölle, der Bastard hat eine Pistole«, beklagte sich der zweite Mann.
»Nun, jetzt hat er sein Pulver verschossen, nicht wahr? Sie wird ihm also nichts mehr nützen.«
»Manche Leute haben auch zwei Pistolen bei sich.«
»Nicht, wenn sie keine Schwierigkeiten erwarten.« Er trat in das flackernde Licht, das von dem brennenden Öl auf der Straße ausging, dabei grinste er teuflisch und erhob die Stimme. »Du da, in dem Nebel. Wir sind gekommen, um dir eine Botschaft zu bringen.«
»Es wird nicht lange dauern«, stimmte der andere Mann mit lauter Stimme ein. »Wir wollen nur sichergehen, dass du begreifst, wie ernsthaft die Botschaft ist.«
»Wo ist er? Ich kann verdammt gar nichts mehr sehen.«
»Sei still. Hör doch genau hin, du elender Dummkopf.«
Doch die Kutsche am Ende der Straße war jetzt in Bewegung gekommen. Das Rattern der Räder und das Klappern der Hufe auf den Steinen klang laut in der Nacht. Tobias nutzte den Lärm. Er zog den geflickten Mantel aus und hängte ihn locker über ein Eisengitter in der Nähe.
»Verdammte Hölle, der elende Nachtwächter kommt in unsere Richtung«, rief einer der Straßenräuber.
>Nicht der Wagen des Nachtwächters,* dachte Tobias und trat vor, um den näher kommenden Wagen abzufangen. »Bitte, nur nicht der Wagen des Nachtwächters. Alles andere, nur das nicht.<
Die schwankende Lampe war ihm jetzt beinahe gegenüber. Die Gestalt auf dem Kutschbock schrie und klatschte mit den Zügeln auf die Hinterhand der Pferde und drängte sie so zu einer schnelleren Gangart. Tobias griff nach dem Wagen, als er vorüberrumpelte.
Der entsetzliche Gestank
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