Lavinia & Tobais 01 - Liebe wider Willen
Stühle in der Nähe des Kamins, drehte ihn herum und setzte sich rittlings darauf. Die Arme verschränkte er über der Rückenlehne und versuchte, nicht auf den Schmerz in seinem Bein zu achten.
»Den Brandy trinke ich gern«, sagte er. »Was hast du für Neuigkeiten für mich?«
»Es gibt einige Dinge, die dich interessieren werden. Zuerst hast du mich gebeten, mir einige von Nevilles Frauen anzusehen.« Jack goss Brandy in zwei Gläser. »Ich habe dabei ein oder zwei sehr interessante Dinge herausgefunden.«
»Ich höre.«
Jack reichte eines der Gläser Tobias und setzte sich wieder in den Sessel hinter seinem Schreibtisch. »Du hast mir gesagt, dass sich Neville normalerweise seine Frauen in den Bordellen sucht und nicht aus den Rängen der modischeren erfolgreicheren Frauen. Du hattest Recht.«
»Und was ist mit ihnen?«
»Ich bin mir nicht sicher, warum er sich mit der billigeren Sorte zufrieden gibt, aber eines kann ich dir sagen. Wenn Frauen aus einem Bordell sich in den Fluss werfen, dann nehmen die Behörden davon keine Notiz.« Jack verzog das Gesicht. Dabei verzerrte sich die Narbe zu einer grässlichen Imitation von Belustigung. »Es gibt sogar einige Menschen, die sagen würden, gut, dass sie weg ist. Eine Dirne weniger, die ihre Dienste verkauft.«
Tobias schloss die Finger fester um das Glas. »Willst du damit etwa behaupten, dass mehr als nur eine von Nevilles leichten Mädchen im Fluss gelandet sind?«
»Ich kann nicht sagen, wie viele der Frauen sich ertränkt haben, nachdem er sie beiseite geschoben hat, aber mindestens zwei von ihnen konnten mit ihrem gebrochenen Herzen nicht weiterleben. Eine Frau mit Namen Lizzy Prather hat sich vor anderthalb Jahren umgebracht. Vor einigen Monaten hat man ein Frauenzimmer mit dem Namen Alice auch aus dem Fluss gezogen. Es gibt Gerüchte, dass noch drei andere sich umgebracht haben.«
Tobias nippte an dem langsam warm werdenden Brandy. »Schwer zu glauben, dass so viele Frauen sich einer so heftigen Melancholie hingegeben haben, nachdem Neville mit ihnen fertig war.«
»Aye.« Jacks Stuhl knarrte, als er sich zurücklehnte. Er ignorierte das warnende Knarren und verschränkte die Hände über seinem vorstehenden Bauch. »Mach keinen Fehler, so etwas passiert ab und zu. Es gibt immer ein paar dumme Mädchen, die wirklich glauben, dass sie bei einem reichen Mann die wahre Liebe gefunden haben, und denen das Herz bricht, wenn die Sache vorüber ist. Aber die meisten der Frauenzimmer wissen, auf was sie sich einlassen, wenn sie mit einem Mann von Nevilles Stand zusammenkommen. Sie nehmen ihn aus und holen so viel Schmuck aus ihm heraus, wie sie nur können, und wenn sie dann feststellen, dass sie ihre Miete wieder allein bezahlen müssen, gehen sie zum nächsten Mann über.«
»Eine geschäftliche Abmachung auf beiden Seiten.«
»Aye.« Jack nahm einen großen Schluck von seinem Brandy, stellte das Glas ab und wischte sich über den Mund. »Hör mir jetzt gut zu, denn jetzt kommt der interessanteste Teil dieser ganz besonderen Sache.« »Ja?«
»Nevilles letzte Geliebte, Sally, ist auch verschwunden. Seit gestern Nachmittag hat niemand sie mehr gesehen.«
Tobias rührte sich nicht. »Der Fluss?«
»Zu früh, um Genaueres zu sagen. Ich habe noch nicht gehört, dass man eine Leiche aus dem Wasser gezogen hat, aber das kann auch eine Weile dauern. Alles, was ich sagen kann, ist, dass sie verschwunden ist. Und wenn meine Informanten sie nicht finden können, dann kann das niemand.«
»Verdammte Hölle.« Tobias rieb sich sein Bein.
Smiling Jack ließ die Neuigkeit ein wenig wirken, ehe er weitersprach.
»Da ist noch etwas, was du vielleicht wissen möchtest.«
»Über Sally?«
»Nein.« Jack senkte die Stimme, obwohl außer ihnen niemand im Zimmer war. »Es geht um das Blue Chamber. Es gibt da einige Gerüchte.«
Tobias zog die Augen zusammen. »Ich habe dir doch gesagt, dass das Blue Chamber zu Ende ist. Azure und Carlis le sind beide tot. Der dritte Mann ist in den Untergrund gegangen, aber nicht für lange. Ich werde ihn bald haben.«
»Was du sagst, mag ja vielleicht stimmen. Aber was ich auf den Straßen höre, ist, dass ein kleiner Privatkrieg ausgetragen wird.«
»Und wer ist daran beteiligt?«
Jack zuckte mit den Schultern. »Das kann ich nicht sagen, aber ich habe gehört, dass der Gewinner die Kontrolle über das übernehmen will, was von dem Blue Chamber noch übrig ist. Man hört, dass er plant, das Imperium wieder aufzubauen, das
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