Lavinia & Tobais 01 - Liebe wider Willen
des Inhaltes des Wagens traf ihn wie ein Schlag. Der Nachtwächter war seiner Arbeit nachgegangen, die privaten Latrinen zu leeren und den Abfall der Haushalte und Geschäfte in der Nachbarschaft zu sammeln. Tobias versuchte, den Atem anzuhalten, als er sich auf den Wagen zog.
»Konntest du keinen anderen Wagen finden«, fragte er, als er sich auf den Sitz neben dem Kutscher fallen ließ.
»Tut mir Leid.« Anthony klatschte noch einmal mit den Zügeln auf den Rumpf des Pferdes. »Als deine Nachricht mich erreichte, hatte ich nicht mehr viel Zeit. Ich konnte keine Mietkutsche finden. In einer Nacht wie dieser sind sie alle besetzt.«
»Da ist er«, hörte Tobias einen der Straßenräuber rufen. »Dort drüben an dem Geländer. Ich sehe seinen Mantel.«
»Ich war gezwungen, zu Fuß loszugehen.« Anthony erhob seine Stimme, damit sie über dem Klappern der Hufe zu hören war. »Ich traf einen Nachtwächter und bot ihm ein wenig Geld für die Benutzung seines Wagens. Ich habe versprochen, ihm den Wagen innerhalb einer Stunde zurückzubringen.«
»Jetzt haben wir dich«, rief der andere der Straßenräuber.
Schritte erklangen auf den Pflastersteinen.
»Was zum Teufel? Er ist weg. Er muss auf dem Wagen des verdammten Nachtwächters sein.«
Ein Schuss ertönte in der Nacht. Tobias zuckte zusammen.
»Keine Sorge«, beruhigte ihn Anthony. »Ich bin sicher, du findest einen neuen Mantel, der genauso altmodisch ist wie jener.«
Ein zweiter Schuss ertönte im Nebel. Das Pferd des Nachtwächters hatte genug. Dies war sicher nicht Teil seiner normalen Arbeit. Das Tier legte die Ohren an, sprang vor und raste los.
»Er verschwindet, das sage ich dir. Wir werden nicht für die Arbeit dieser Nacht bezahlt, wenn wir ihn nicht erwischen.« Nachdem die Stimme des Straßenräubers verstummt war, meinte Tobias: »Es schien ein so einfacher, vernünftiger Plan zu sein. Alles, was ich von dir verlangt habe, war eine Mietkutsche und dass du draußen auf der Straße vor dem Gryphon auf mich warten solltest, falls es Probleme geben sollte, die mein schnelles Verschwinden notwendig machten.«
»Eine ausgezeichnete Vorsichtsmaßnahme, wenn man sich die Gegend hier ansieht.« Anthony schlug mit den Zügeln und genoss die Rolle des Kutschers voller Begeisterung. »Denk doch nur, was geschehen wäre, wenn du mir nicht die Nachricht geschickt hättest, hier auf dich zu warten?«
»Weißt du, aus irgendeinem Grund ist mir nie der Gedanke gekommen, dass du dazu ausgerechnet den Wagen eines Nachtwächters benutzen würdest.«
»Ein Mann muss mit den Mitteln arbeiten, die ihm zur Verfügung stehen. Du hast mir das beigebracht.« Anthony grinste. »Als ich keine Mietkutsche finden konnte, war ich gezwungen, es irgendwie anders zu machen. Ich habe gedacht, ich hätte die Initiative ergriffen.«
»Initiative?«
»Richtig. Und wohin fahren wir jetzt?«
»Zunächst einmal geben wir diese hervorragende Kutsche ihrem rechtmäßigen Eigentümer zurück und bezahlen ihn dafür, dass wir sie benutzen durften. Dann werden wir sofort nach Hause gehen.«
»Es ist noch nicht spät. Möchtest du nicht mehr in deinen Club gehen?«
»Der Portier würde mich nicht durch die Tür lassen. Falls du es noch nicht bemerkt haben solltest, wir beide brauchen dringend ein Bad.«
»Da könntest du Recht haben.«
Eine Stunde später kletterte Tobias aus der Wanne und trocknete sich vor dem Feuer ab, ehe er seinen Morgenmantel anzog. Er ging nach unten, wo Anthony frisch gebadet in sauberem Hemd und Hose saß, die er sich aus seinem alten Zimmer geholt hatte.
»Nun?« Anthony lümmelte sich in einem Sessel, die Füße hatte er zum Feuer gestreckt. Er wandte sich nicht um, als Tobias das Zimmer betrat. »Erzähl mir alles. Glaubst du, es waren ganz normale Straßenräuber?«
»Nein. Sie haben etwas davon gesagt, dass sie dafür bezahlt würden, eine Botschaft abzuliefern.« Tobias schob die Hände in die Taschen seines Morgenmantels.
»Eine Warnung?«
» Offensichtlich.«
Anthony drehte den Kopf ein wenig. »Von jemandem, der nicht möchte, dass du noch weitere Nachforschungen anstellst?«
»Ich war nicht lange genug in ihrer Nähe, um sie danach zu fragen. Es ist möglich, dass die Botschaft von jemandem kam, der möchte, dass ich meine Nachforschungen einstelle. Aber es gibt auch noch einen anderen Verdächtigen.«
Anthony warf ihm einen wissenden Blick zu. »Pomfrey?«
»Ich habe Crackenburnes Warnung nicht sehr ernst genommen. Doch er könnte Recht
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