Lavinia & Tobais 01 - Liebe wider Willen
nicht auf sie, Mr March. Meine Tante hat in der letzten Nacht nicht gut geschlafen. Setzen Sie sich doch. Möchten Sie etwas Kaffee?«
»Danke, Miss Emeline. Eine Tasse Kaffee wäre sehr angenehm.«
Lavinia sah, wie vorsichtig er sich auf den leeren Stuhl setzte. Sie verzog das Gesicht. »Haben Sie Ihr Bein gezerrt, Sir?«
»Ich habe mich in der letzten Nacht ein wenig zu sehr angestrengt.« Er lächelte Emeline an und nahm die Tasse in Empfang, die sie für ihn gefüllt hatte. »Kein Grund, sich Sorgen zu machen.«
»Ich habe mir keine Sorgen gemacht«, versicherte ihm Lavinia hochmütig. »Ich war nur neugierig. Was du mit deinem Bein tust, ist ganz allein deine Sache.«
Er warf ihr einen belustigten Blick zu. »Dieser Bemerkung kann ich nur vollkommen zustimmen, Madam.«
Ganz plötzlich blitzte die Erinnerung daran, wie er in der Nacht in der Kutsche seine Beine zwischen ihre geschoben hatte, wieder in ihrer Erinnerung auf. Ihre Blicke trafen sich über den Tisch hinweg, und mit entsetzlicher Deutlichkeit war ihr bewusst, dass auch er an diesen leidenschaftlichen Zwischenfall gedacht hatte.
Sie fürchtete, dass sie vor Verlegenheit rot anlief, deshalb nahm sie schnell noch eine Gabel voll mit Eiern.
Emeline, die von den unterschwelligen Gefühlen nichts bemerkte, lächelte Tobias anmutig an. »Haben Sie gestern Abend getanzt, Sir?«
»Nein«, entgegnete Tobias. »Mein Bein nimmt es mir übel, wenn ich tanze. Ich habe mich anderen Übungen gewidmet.«
Lavinias Finger schlössen sich fester um die Gabel, bis ihre Knöchel weiß hervortraten, und sie fragte sich, ob Tobias wohl gestern Abend bei einer anderen Frau gewesen war.
»Ich habe heute sehr viel zu tun«, erklärte sie brüsk. »Vielleicht würdest du so freundlich sein, uns zu erklären, warum du uns zu einer so frühen Stunde besuchst.«
»Um es genau zu sagen, auch ich habe Pläne für den heutigen Tag. Vielleicht sollten wir uns absprechen.«
»Ich habe die Absicht, mit Mrs. Vaughn zu sprechen und sie zu bitten, mir ihre Meinung über die Wachsarbeiten in den oberen Ausstellungsräumen von Mr Huggett zu sagen«, erklärte Lavinia.
»In der Tat.« Tobias schenkte ihr ein höflich fragendes Lächeln. »Und wie hast du dir gedacht, sie in diesen Raum zu schmuggeln, falls sie zustimmen sollte, sich die Figuren anzusehen? Willst du sie als Putzfrau verkleiden?«
Sein herablassendes Benehmen machte sie wütend. »Nein, ich habe mir eine andere Art einfallen lassen, sie in den Ausstellungsraum zu bekommen. Ich glaube, es wird möglich sein, den jungen Mann, der die Eintrittskarten verkauft, zu bestechen.«
»Du meinst das wirklich ernst, nicht wahr?«
Er hatte die Kaffeetasse klirrend auf die Untertasse zurückgestellt. »Verdammt, Lavinia, du weißt sehr gut, dass ich nicht will, dass du allein in diese Ausstellung gehst.«
»Ich werde nicht allein sein. Mrs. Vaughn wird mich begleiten.« Sie hielt inne. »Du bist natürlich auch eingeladen, mit uns zu kommen, wenn du das möchtest.«
»Danke«, erklärte er spöttisch. »Ich nehme gern an.«
Es gab ein kurzes Schweigen. Tobias streckte die Hand aus und nahm sich eine Scheibe Toast; Lavinia sah, wie seine Zähne weiß aufblitzten, als er hineinbiss.
»Du hast mir noch nicht gesagt, warum du heute Morgen hierher gekommen bist«, rief sie ihm ins Gedächtnis.
Er kaute nachdenklich. »Ich bin gekommen, um zu fragen, ob du mich begleiten möchtest, während ich Nachforschungen anstelle über eine Frau mit Namen Sally Johnson.«
»Wer ist Sally Johnson?«
»Nevilles letzte Geliebte. Sie ist vorgestern spurlos verschwunden.«
»Das verstehe ich nicht.« Doch er hatte ihre Aufmerksamkeit geweckt. »Glaubst du, dass es einen Zusammenhang mit unseren Nachforschungen gibt?«
»Das kann ich noch nicht sagen.« Tobias' Blick wurde vorsichtig. »Doch ich habe das böse Gefühl, dass es eine Verbindung geben könnte.«
»Ich verstehe.« Lavinia wurde ein wenig freundlicher. »Es war gut, dass du heute Morgen hergekommen bist, um mich über deine Pläne zu informieren und mich zu bitten, mit dir zu kommen.«
»Du meinst wohl, ganz im Gegensatz zu der Heimlichkeit, mit der du gestern deine Nachforschungen bei Huggett betrieben hast?« Tobias nickte. »In der Tat. Aber vielleicht nehme ich mir ja auch unsere Übereinkunft , als Partner zu arbeiten, viel mehr zu Herzen als du.«
»Das ist sehr unwahrscheinlich.« Sie klopfte mit der Gabel auf ihren Teller. »Was ist eigentlich los, Tobias? Warum
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