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Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht

Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht

Titel: Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ernst glauben, es sei deine Schuld, dass dein Freund zum Mörder wurde. Das ist totaler Humbug.«
    »Ich wünschte, das wäre wahr. Tatsache aber ist, dass die ersten Eintragungen in seinem Tagebuch kurz nach Beginn unserer Zusammenarbeit datiert sind.«
    »Dann sag mir, woraus du schließt, dass er durch dein Dazutun zum Mörder wurde.«
    »Ich war sein Mentor, sein Lehrmeister. Ich lehrte ihn den Beruf des Spions. Ich war derjenige, von dem er seine Aufträge bekam.« Tobias atmete tief aus. »Er zeigte für diese Tätigkeit große Befähigung.«
    »Weiter.«
    »Im Verlauf seines zweiten Auftrages kam es zu einem Zwischenfall, dem ich mehr Beachtung hätte schenken müssen.«
    »Schildere den Zwischenfall«, drängte sie.
    »Ich setzte ihn auf einen Mann an, von dem wir vermuteten, er stünde mit einer Verräterorganisation in direkter Verbindung. Laut Zachary entdeckte ihn der Mann und zog ein Messer, mit der Absicht, ihn anzugreifen. Zachary handelte in Notwehr, als er den Mann tötete und ihn in den Fluss warf. Damals gab es keinen Grund, an seiner Version des Tatherganges zu zweifeln.«
    »Bitte, fahr fort.«
    »Zachary bewährte sich bei diesem Auftrag gut und zeigte sich äußerst bereitwillig, für uns weiterzuarbeiten. Crackenburnes hochrangige Freunde in der Regierung waren sehr angetan. Der Tod des Verräters beunruhigte sie nicht. Ich sollte Eiland mit anderen Aufgaben betrauen, hieß es.«
    »Gab es noch weitere ähnliche Todesfälle?«
    »Ja, zumindest einen, der mir zur Kenntnis kam. Wieder waren Crackenburnes Freunde in der Regierung sich einig, dass es ein klarer Fall von Notwehr sei. Da der Getötete ein Mörder war, weinte ihm niemand eine Träne nach. Es mag noch zwei derartige Vorfälle gegeben haben. Ich werde es nie mit Sicherheit wissen. Zachary gestand sie nicht ein, und niemand wollte in den zweifelhaften Fällen eine Untersuchung einleiten.«
    »Weil die Todesfälle der Regierung ins Konzept passten?«
    »Nicht nur das, sie führten dazu, dass uns wichtige Nachrichten über militärische Pläne der Franzosen zu Wasser und zu Lande in die Hände fielen.« Tobias zögerte. »Ich fragte mich oft, ob Zachary während seiner Tätigkeit als Spion Geschmack am Morden fand.«
    »Aber was geschah nach der ersten Niederlage Napoleons?«
    »Zachary kehrte an die Spieltische zurück. Es schien ihm sehr gut zu gehen. Unsere Wege trennten sich. Wir trafen uns gelegentlich in den Klubs, sonst aber nur selten.«
    »Und damals kamen dir zum ersten Mal Gerüchte über rätselhafte Todesfälle in der guten Gesellschaft zu Ohren?«
    »Ja, ich glaube schon. Doch muss ich gestehen, dass es weder mich noch andere sonderlich interessierte, wenn gelegentlich ein älterer Lord oder eine reiche Witwe starben. Ich war damit beschäftigt, mein Unternehmen zu etablieren und Anthony großzuziehen. Für müßige Spekulationen war wenig Zeit. Dann glückte Napoleon die Flucht aus Elba und wir befanden uns erneut im Krieg.«
    »Und Crackenburne berief dich wieder in deinen anderen Beruf zurück«, sagte sie.
    »Er rief auch Zachary zurück. Diesmal aber bekam ich keinen Auftrag von Crackenburne, Eilands Einsätze zu leiten. Eiland und ich waren nun Kollegen und tauschten Informationen aus, arbeiteten aber nicht zusammen.«
    »Und wann erwachte dein Verdacht gegen ihn?«
    »In den Monaten nach dem Sieg bei Waterloo ereigneten sich die erwähnten Unfälle und Selbstmorde ziemlich kurz hintereinander. Damals war ich im Begriff, mir den Beruf als Privatdetektiv aufzubauen. Wie gesagt, gaben mir die ähnlichen Umstände der Todesfälle zu denken.«
    »Und schließlich kamst du Zachary Eiland auf die Spur«, folgerte sie.
    »Ja. Im Verlauf der Ermittlungen zeigte ich Crackenburne die Totenkopfringe. Er konnte sich erinnern, dass seinerzeit Gerüchte über einen Meuchelmörder umgingen, der dieselbe Signatur benutzte. Man nannte ihn Mementomori-Mann. Es hieß, dass niemand überlebte, der ihm begegnete und seine wahre Identität entdeckte. Eiland, der diese Geschichten offenbar gehört hatte, entschloss sich, dem Urbild der Legende nachzueifern.«
    »Tobias, jetzt hör zu. Eilands Entschluss, ein professioneller Mörder zu werden, hat überhaupt nichts mit seiner Arbeit für dich zu tun.«
    »In dem Safe, in dem ich die Ringe und seine Eintragungen entdeckte, lag ein an mich adressiertes Schreiben, in dem Zachary mir mitteilte, dass ich mich als Sieger fühlen könne, wenn ich das Schreiben fände. Er gratulierte mir, als hätte

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