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Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht

Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht

Titel: Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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voller Gemälde zogen die Menschen in Scharen an. Etwas weiter verlockten die berüchtigten baumbestandenen Wege der Anlage, viele davon finster und entlegen, verliebte Paare zu skandalösem Getändel in dunklen Tiefen.
    Wäre sie mit Joan nicht in einer sehr ernsten Angelegenheit hier, Lavinia hätte sich sehr gut amüsiert.
    »Ich war seit Jahren nicht mehr da«, sagte Joan und begutachtete die Auswahl kalter Braten auf ihrem Teller mit trockener Belustigung. »Aber ich schwöre, dass sich nichts verändert hat. Der Schinken ist noch immer so hauchdünn geschnitten, dass man dadurch die Zeitung lesen könnte.«
    »Als ich klein war, besuchten meine Eltern mit mir zu einigen Anlässen Vauxhall«, sagte Lavinia. »Und regelmäßig bekam ich dafür Eiskrem. Außerdem kann ich mich an den Aufstieg eines Heißluftballons erinnern, an Akrobaten und natürlich an das Feuerwerk.«
    Erinnerungen aus der Vergangenheit kamen hoch und mit ihnen Bilder aus einer anderen Zeit, als sie behütet und sicher im Schoß ihrer kleinen Familie aufgewachsen war. Damals war die Welt ganz anders, dachte sie. Oder, was wahrscheinlicher war, sie selbst war anders gewesen, noch unschuldig und naiv.
    Aber mit der Zeit musste man halt erwachsen werden. Und genau das passierte ihr vor zehn Jahren. In einer Zeitspanne von achtzehn Monaten hatte sie geheiratet, war Witwe geworden und hatte ihre geliebten Eltern auf hoher See verloren. Unvermittelt hatte sie allein auf der Welt gestanden und war gezwungen gewesen, mittels ihres Verstandes und ihrer hypnotischen Fähigkeiten zu überleben.
    Sie überlegte, dass Joans Leben ähnlich schwierige Wendungen genommen hatte. Vielleicht war dies die Basis der freundschaftlichen Bindung, die zwischen ihnen wuchs.
    »Sie scheinen völlig in Gedanken versunken.« Joan spießte mit der Gabel einen winzigen Bissen des hauchdünnen Schinkens auf. »Uberlegen Sie sich schon, wie Sie es anstellen werden, Lady Huxford und Lady Ferring auszufragen?«
    »Nein.« Lavinia lächelte. »Sie werden es seltsam finden, aber ich überlegte, wie es kommt, dass Sie und ich heute hier sitzen und so exklusiv und teuer speisen, in Kleidern, die von einer der nobelsten Schneiderinnen Londons stammen.«
    Joan verharrte kurz stumm. Dann ließ sie ohne Vorwarnung ein vergnügtes Lachen hören, was bei ihr selten war. In ihren Augen tanzten Heiterkeit und Wissen um die Gemeinsamkeit.
    »Weil ein gütiges Schicksal verhinderte, dass es mit uns nicht ein anderes, viel weniger amüsantes Ende nahm? Richtig.« Joan griff nach ihrem Weinglas. »Trinken wir darauf, dass keine von uns als verarmte Gouvernante oder als verlassene Geliebte irgendeines Mannes endete.«
    »Allerdings.« Lavinia stieß mit Joan an. »Aber ich glaube nicht, dass es allein dem Schicksal zu verdanken ist, dass wir einer so grausigen Existenz entgingen.«
    »Das stimmt.« Joan trank einen Schluck und setzte das Glas ab. »Keine von uns scheute sich, Gelegenheiten zu nutzen, wenn sie sich boten. Wir beide gingen Risiken ein, vor denen andere sich schaudernd abgewendet hätten.«
    »Möglich.« Lavinia zuckte die Achseln. »Aber wir haben es überlebt.«
    Joans Miene wurde nachdenklich. »Ich glaube nicht, dass wir damals auch nur in Betracht gezogen hätten, etwas anderes zu tun. Jedenfalls nicht für lange. Unser Temperament ist so, dass wir unser Leben und Geschick selbst bestimmen müssen. Fielding sagte immer, dass zu den Dingen, die er am meisten an mir bewunderte, nicht einseitig zu denken, sondern die Bereitschaft gehörte, um eine Ecke zu biegen - und dann weiter in die Zukunft zu schreiten.«
    Lavinia lächelte. »Darf ich das so verstehen, dass Sie jetzt der Meinung sind, Ihre neue Beziehung zu Lord Vale sei keine Entwürdigung Ihrer alten Liebe zu Ihrem Mann?«
    »Sie dürfen.« Joan schnitt energisch die nächste Schinkenscheibe durch. »Ich habe über Ihre Bemerkungen zu diesem Thema gründlich nachgedacht und bin nun meines Herzens sicher. Und das sagte ich auch Maryanne. Sie wird eventuell einige Zeit brauchen, um sich mit der Situation abzufinden, doch hoffe ich, dass sie letztlich verstehen wird, dass ich mich nicht für ewig an die Vergangenheit klammern kann. Fielding hätte es nicht gewollt.«
    »Mit der Zeit wird sie sich besinnen. Sie ist noch sehr jung.«
    »Ja, ich weiß.« Joan kaute und schluckte. »Waren wir jemals so jung und unschuldig? Ich kann mich nicht erinnern ...« Sie hielt inne und kniff leicht die Augen zusammen. »Ach, hier kommen

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