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Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht

Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht

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anderer Diener in einer anderen Livree folgte ihm eilig.
    Er fasste nach Lady Huxfords Ellbogen. »Entschuldigen Sie, Madam. Ich wusste nicht, dass Sie so zeitig wieder gehen wollten.«
    »Die Qualität der Gesellschaft ist nicht so, wie sie sein sollte«, erklärte Lady Huxford. »Ganz unerträglich.«
    Die zwei Diener machten sich bereit, ihre Herrschaft durch das Gewirr der Speiselogen zurückzugeleiten.
    Joan beobachtete die langsame, würdige Prozession mit einer Mischung aus Belustigung und Enttäuschung.
    »Ich dachte, Sie hätten die Befragung mit viel Fingerspitzengefühl durchführen wollen«, murmelte sie.
    »Ach was, ich merkte sofort, dass Feingefühl bei diesen beiden nichts bewirken würde.« Lavinia zwinkerte ihr über den Tisch hinweg zu. »Ich musste ihr Nervenkostüm erschüttern. Tobias versicherte mir, dass man Verdächtige manchmal dazu bringen kann, sich zu verraten, wenn man ihnen tüchtig Angst einjagt.«
    Joan sah den majestätisch davonschreitenden Damen nach. »Ob sie erschüttert sind, weiß ich nicht, verärgert sind sie auf jeden Fall.«
    »So oder so, sie werden vielleicht unvorsichtig werden und einen Schritt machen, der uns einen Hinweis liefert.«
    »Vorausgesetzt, sie sind schuldig.«
    »Da ich ihnen nun begegnet bin, bin ich sicher, dass beide sehr wohl imstande sind, einen Mörder zu dingen, wenn sie glauben, sie würden damit ihr Ziel erreichen.«
    »Und es steht fest, dass es sehr unklug wäre, zwischen diese beiden und ihr angestrebtes Ziel zu geraten«, gab Joan ihr Recht.
    »Das bezweifle ich keine Sekunde.« Lavinia drehte sich um und blickte Lady Huxford und Lady Ferring nach.
    Die Damen schritten sehr langsam und würdevoll dahin. Weit waren sie noch nicht gekommen.
    Lavinia starrte die Rückseite der voluminösen silbergrauen Perücken an.
    »O mein Gott«, entfuhr es ihr.
    »Was ist?« Joan folgte mit gefurchter Stirn ihrem Blick. »Stimmt etwas nicht?«
    »Ihre Chignons.«
    Joan konzentrierte sich auf die zwei elegant geformten Haarteile. »Sehr kunstvoll, nicht? Was ist damit?«
    »Sie sind völlig identisch. Sehen Sie die reihenweise angeordneten Löckchen am oberen Teil und darunter den kunstvoll geschlungenen und geflochtenen Knoten?«
    »Ja, aber was ist damit?«
    In diesem Moment schwoll die Musik an, die Lichter in den Bäumen wurden wie von Zauberhand gedämpft. Mit Geknister und Knallerei kündigte sich der Beginn des Feuerwerks an.
    Glitzernder Lichtregen erfüllte den nächtlichen Himmel. Die Menge gab ihrem Beifall mit lauten »Aaahs« und »Ooohs« Ausdruck. Man applaudierte.
    »Der Friseur«, sagte Lavinia.
    »Was?« Joan musste schreien, um sich bei dem Lärm Gehör zu verschaffen. »Ich kann Sie nicht verstehen.«
    »Die Perücken stammen von demselben Friseur«, rief Lavinia zurück.
    »Das ist kaum verwunderlich. Schließlich wurden die Kleider auch von ein und derselben Schneiderin angefertigt. Ich sagte ja, dass Lady Huxford und Lady Ferring seit Jahren eng befreundet sind. Warum sollten sie nicht Schneiderin und Friseur teilen?«
    »Sie verstehen nicht«, brüllte Lavinia. »Der Friseur, der diese Perücken machte, war derjenige , der Mrs Oakes nach Beaumont Castle begleitete. Er frisierte ihr falsches Haar für den Kostümball genauso . Er sagte mir, dass die Lockenreihen oben und die Schlinge um den Knoten sein Markenzeichen seien.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Verstehen Sie nicht? Der Friseur ist der Mementomori- Mann.«
    Tobias brachte die Stufen seines Stadthauses mit zwei langen Schritten hinter sich. Der weite Schnitt des Mantels mit dem hohen Kragen, den er über einem dunklen Hemd und ebensolchen Hosen trug, ließ ihn aussehen wie einen gefährlichen Straßenräuber.
    Einer von Joans livrierten Dienern beeilte sich, den Schlag der dunkelbraunen Kutsche zu öffnen. Ungeachtet seines schlechten Fußes wartete Tobias nicht, dass der Tritt heruntergeklappt wurde, sondern fasste nach dem Griff auf der Seite der Türöffnung und zog sich in das gedämpft erhellte Wageninnere. Er setzte sich neben Lavinia und sah erst sie und dann Joan an.
    »Was zum Teufel soll das?« fragte er. »Eben wollte ich zu Jack in den Gryphon. Er glaubt jemanden gefunden zu haben, der etwas über Zachary Eiland weiß.«
    »Lavinia ist überzeugt, dass sie eben den Mementomori- Mann identifizierte«, sagte Joan.
    Tobias richtete seinen Räuberblick auf Lavinia. »Du willst damit sagen, dass du heute in Vauxhall tatsächlich etwas Brauchbares erfahren

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