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LaVyrle Spencer

LaVyrle Spencer

Titel: LaVyrle Spencer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Getrennt von Tisch und Bett
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und
gestreichelt. Wenn du fort warst und zurückkamst, wurdest du umarmt und
willkommen geheißen. Wenn dir etwas mißglückt ist, sagte man dir, es spiele
keine Rolle, und deine Eltern waren trotzdem stolz auf dich, richtig? Wenn du
böse warst und bestraft wurdest, gaben sie dir zu verstehen, daß sie dich
trotzdem lieben. Meine Lektionen sahen anders aus. Du nimmst jedes Zeichen der
Zuneigung zu leicht; dir ist die Bedeutung nicht bewußt. Für mich ist das
anders. Ich kann nicht ... oh, wie soll ich mich dir verständlich machen? Je seltener etwas ist, um so wertvoller
wird es. So ist es bei mir, Clay. Ich bin noch nie von jemandem nett behandelt
worden, deswegen sind für mich jede deiner Gesten, deine Berührungen, deine
Annäherungsversuche viel bedeutungsvoller. Und ich weiß ganz genau, wenn ich
lerne, sie zu akzeptieren, dich zu akzeptieren, werde ich mehr als du leiden,
wenn wir uns wieder trennen. Deshalb habe ich mir geschworen, von dir nicht
abhängig zu werden – in emotionaler Hinsicht.«
    »Damit sagst du eigentlich, daß
wir wieder da sind, wo wir gestern abend angefangen haben.«
    »Nicht ganz.« Catherine blickte auf
ihre Hände.
    »Wo ist der Unterschied?«
    Sie sah auf und straffte leicht die
Schultern. »Meine Mutter hat mir heute gesagt, daß Herb nicht mein Vater ist.
Das befreit mich von ihm – befreit mich endgültig von ihm. Mir ist auch
klargeworden, was geschieht, wenn zwei Menschen aus den verkehrten Gründen in
einer lieblosen Ehe zusammenleben. Ich will nicht so enden wie meine Mutter.
Niemals!«
    Während der folgenden Wochen dachte Clay
darüber nach, was Catherine über die Liebe gesagt hatte. Denn er hatte sich
noch nie Gedanken über die vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten der Zuneigung
seiner Eltern gemacht. Catherine hatte recht: Er hatte ihre Liebe immer als
selbstverständlich hingenommen. Ihre Anerkennung hatte ihm Geborgenheit und
ihre Liebe Sicherheit gegeben. Er mußte sich auch eingestehen, daß er
physischen Kontakten weniger Bedeutung beimaß als Catherine. Er versuchte, es
von ihrem Blickwinkel aus zu betrachten, und stellte fest, daß er tatsächlich
leichtfertiger mit Gesten, die Zuneigung ausdrückten, umging. Er begann ihr
Bedürfnis, emotional von ihm unabhängig zu bleiben, zu verstehen und begriff,
welche Bedrohung es für sie wäre, sich in ihn zu verlieben, da ihre Scheidung
nach der Geburt des Kindes bevorstand. Er
analysierte seine Gefühle für Catherine und mußte sich eingestehen, daß er
wirklich nicht glaubte, sie zu lieben. Er fand sie physisch begehrenswert,
aber da sie ihm in dieser Hinsicht nie entgegengekommen war, konnte er sich
nicht vorstellen, sie je zu lieben. Er wünschte sich eine Frau, die fähig war,
sich ihm spontan hinzugeben. Er wollte begehrt werden und begehren. Er
bezweifelte, daß Catherine je diese Frau sein würde, die dieses Bedürfnis
stillen konnte.
    Sie kauften ein Kinderbett und eine
dazu passende Wickelkommode. Er stellte beides in das ungenutzte Schlafzimmer,
dessen Wände noch immer mit einer für ein Kinderzimmer völlig ungeigneten,
braunen Tapete bedeckt waren.
    Aber wer würde nach der Geburt des
Kindes in diesem Zimmer bleiben, wer würde gehen?
    Catherine stellte ihren fertig
gepackten Koffer bereit. Als er ihn zum ersten Mal in ihrem Schlafzimmer stehen
sah, ließ er sich auf die Bettkante sinken, schlug die Hände vors Gesicht und
fühlte sich absolut miserabel. Er dachte an Jill – sehnte sich nach Jill, die
seine Bedürfnisse so gut verstand, und wünschte sich, sie würde sein
Kind erwarten. Aber Jill wollte keine Kinder haben.
    Der erste April war ein strahlend schöner
Frühlingstag. Angela schenkte Catherine eine Babybadewanne, und die Vorfreude
ihrer Schwiegermutter auf die Ankunft ihres ersten Enkelkindes versetzte
Catherine einen schmerzhaften Stich.
    Claiborne überraschte Catherine
eines Nachmittags mit einer Wippschaukel für das Baby, in dem es erst sitzen
können würde, wenn sie und Clay sich längst getrennt hatten.
    Ada war wieder zu Hause und
erkundigte sich täglich nach Catherines Wohlbefinden und erhielt stets die
gleichmütige Antwort: »Gut, gut, gut«, bis
Catherine eines Tages den Hörer auflegte und in Tränen ausbrach, weil sie
überhaupt nicht mehr wußte, wie ihr Leben weitergehen sollte.
    Catherine weckte Clay mitten in der Nacht.
    »Was ist?«
fragte er und setzte sich schlaftrunken auf.
    »Die Wehen haben eingesetzt. Sie
kommen jetzt in einem Abstand von zehn Minuten.«
    Er

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