LaVyrle Spencer
nur noch um mich kümmern.
Steve ist glücklich in der Armee, und du hast Clay. Um euch brauche ich mir
keine Sorgen mehr zu machen.«
Catherine senkte schuldbewußt den
Kopf. Geistesabwesend streichelte sie die Hand ihrer Mutter, sah ihr dann ins
Gesicht und fragte: »Wer ist mein Vater, Mom?«
Ein verzerrtes Lächeln umspielte
Adas geschwollene Lippen. »Es spielt keine Rolle, wer er ist, sondern was er
ist. Er ist ein vornehmer Mann. Das Beste, was mir
je im Leben widerfahren ist. Ich würde die Jahre der Hölle mit Herb noch einmal
durchmachen, nur um die Tage mit deinem Vater noch einmal zu erleben.«
»Du hast
ihn also geliebt?«
»Ja ... oh,
wie sehr.«
»Warum hast du dann Da ... Herb nicht verlassen und ihn geheiratet?«
»Er war
schon verheiratet.«
Bei diesem Geständnis wurde Catherine
bewußt, daß in Ada eine Frau schlummerte, die sie nie gekannt hatte.
»Lebt er noch?« fragte Catherine und
wollte plötzlich alles über ihren Vater wissen.
»Er lebt hier in der Stadt. Deswegen
ist es besser, wenn du nicht weißt, wer er ist.«
»Wirst du
es mir eines Tages sagen?«
»Das kann ich dir nicht versprechen.
Weißt du, er ist ein sehr angesehener Mann. Du brauchst dich nicht zu schämen,
einen Vater wie ihn zu haben. Mein ... mein Mund ist ganz trocken. Kann ich
etwas Wasser haben?«
Catherine
half ihrer Mutter beim Trinken und hörte, wie sie sich mit einem tiefen Seufzer
ins Kissen zurücksinken ließ. »Mom, ich muß dir auch ein Geständnis machen.«
»Du, Cathy?« Als Catherine die
Überraschung in Adas Stimme hörte, wurde ihr bewußt, daß ihre Mutter sie
weitaus mehr schätzte, als sie je vermutet hatte. In ihrer verzweifelten
Sehnsucht nach Liebesbeweisen hatte sie vielleicht Adas tiefe, verborgene Liebe
nicht erkannt.
»Mom, ich hab's absichtlich gemacht
... ich wollte schwanger werden. Das glaube ich jedenfalls jetzt. Ich wollte
mich an Herb rächen, weil er mich dauernd beschimpft hat. Und ich wollte von
euch beiden fort, weg aus diesem Haus, in dem es nur Streit und betrunkene
Wutanfälle gab. Ich habe wohl unbewußt angenommen, daß ein Kind mich da
rausbringen und mir Liebe geben würde. Ich habe nicht damit gerechnet, daß er
seine Wut an dir auslassen würde.«
»Nein,
nein, du bist nicht daran schuld, Cathy. Auf diesen Ausbruch habe ich lange
gewartet. Er hat mir vorgeworfen, daß ich bei seiner Gerichtsverhandlung nicht
dabei war und daß es meine Schuld sei, daß er aus
Clay kein Geld herauspressen konnte. Aber der wahre Grund ist, daß du nicht
sein Kind bist. Ich mache mir da nichts vor und möchte nicht, daß du dich dafür
verantwortlich fühlst.«
»Aber er
hat dich nur meinetwegen geschlagen.«
»Nein, Liebes. Schlag dir das
endgültig aus dem Kopf. Du hast Clay und erwartest sein Kind. Bei diesem Vater
wird es dein Kind gut haben.«
»Mom, Clay und ich ...« Aber
Catherine brachte es nicht übers Herz, von ihrer Zukunft mit Clay zu reden.
»Was?«
»Wir haben uns überlegt, ob du nach
der Geburt des Kindes – und falls du dich kräftig genug fühlst – nicht eine
Weile bei uns leben möchtest.«
Catherine fühlte einen schmerzhaften
Stich in ihrem Herzen, als sie sah, wie Ada ein gequältes Lächeln zustande
brachte und mit einem zufriedenen Seufzer die Augen schloß.
Es war der Tag, nachdem Clay und Catherine die
Nacht gemeinsam verbracht hatten. Morgens war er leise aufgestanden und hatte
sie weiterschlafen lassen. Als er am Nachmittag nach Hause kam, konnte er es
kaum erwarten, sie zu sehen. Sie hörte, wie die Tür ins Schloß fiel. Ihre Hände
erstarrten mitten in der Bewegung, dann ließ sie das Messer sinken, mit dem sie
eine Stange Sellerie unter dem fließenden Wasser im Spülstein geputzt hatte. Er
kam sofort in die Küche und legte ihr leicht die Hand auf die Schulter.
»Wie ging es deiner Mutter heute?«
Bei seiner Berührung durchströmte
eine Woge der Wärme ihren Körper. Sie wollte sich umdrehen, seine Hand nehmen,
sie küssen, auf ihre Brust legen und zu ihm sagen: Wie ging es dir heute? Wie
ging es mir? Waren wir glücklicher wegen der Dinge, die letzte Nacht zwischen
uns geschehen sind?
»Sie hat Schmerzen und konnte kaum
sprechen.«
Clay drückte ihre Schulter und
wartete darauf, daß sie sich umdrehen und ihn wieder brauchen würde, wie letzte
Nacht. Er betrachtete ihre Hände, die grüne, faserige Streifen von der
Selleriestange zogen.
Warum dreht sie sich nicht um, dachte
er. Versteht sie denn nicht, was meine Berührung
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