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LaVyrle Spencer

LaVyrle Spencer

Titel: LaVyrle Spencer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Getrennt von Tisch und Bett
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bin es nicht.«
    Er zog sie
beschützend in die Arme, schloß gequält die Augen, als sie sich mit aller Kraft
an ihn klammerte. Sie zitterte am ganzen Körper, und er flüsterte zärtlich in
ihr Haar: »Nein, das warst du nie, ganz gleich, wie oft er es zu dir gesagt
hat.«
    »Warum hat er es dann zu mir gesagt, Clay? Warum?«
    »Das weiß ich nicht
... Psst ... Das einzig Wichtige ist, daß du ihm nicht glaubst, daß du ihm
nicht mehr erlaubst, dir weh zu tun.«
    Endlich fanden sie Ruhe und lagen
erschöpft und schweigend aneinandergeschmiegt da. Vor dem Einschlafen dachte Catherine
an ihre Mutter, und ihr wurde bewußt, daß sie nahe daran gewesen war, eine
ebenso verschlossene und lieblose Frau wie sie zu werden.
    Und zum ersten Mal in ihrem Leben
hatte Catherine das Gefühl, Herb Anderson geschlagen zu haben.

26
    Ada
öffnete ihr
geschwollenes Auge.
    »Mom?«
flüsterte Catherine.
    »Cathy?« Ada bewegte mühsam ihre
aufgeplatzten Lippen. »Du hast lange geschlafen.«
    »Tatsächlich?«
    »Psst. Beweg dich nicht. Versuch zu
ruhen. Du hast ein paar gebrochene Rippen. Jede Bewegung muß dir weh tun.«
    »Ich
bin so müde«, hauchte die alte Frau und schloß ihr Auge. Aber selbst in ihrem
benommenen Zustand hatte sie etwas bemerkt, was sie aus ihrer Apathie riß. Ihr
Auge öffnete sich wieder.
    »Du hast geweint«, flüsterte sie
undeutlich. Das Sprechen fiel ihr schwer.
    »Ein bißchen. Mach dir um mich keine
Sorgen, kümmere dich nur ...« Aber in Catherines Augen brannten Tränen. Ada sah
es und streckte ihrer Tochter ihre zitternde Hand entgegen. Catherine nahm sie,
fühlte die zerbrechlichen Knochen und wie schwach ihre Mutter war.
    »Ich habe dich nicht weinen sehen,
seit du ein kleines Mädchen warst«, wisperte Ada.
    »Ich habe vor langer Zeit damit
aufgehört, sonst hätte ich dauernd geweint.«
    »Es ist
nicht gut aufzugeben.«
    »Nein ... nein, das ist es nicht.«
Catherine schluckte krampfhaft. »Mom, du mußt nicht sprechen.«
    »Seltsam ... du sagst zu mir, ich
muß nicht sprechen, und ich sage zu dir, du mußt nicht weinen. Aber wir müssen
es wohl tun.«
    »Warum
wartest du nicht, bis du wieder kräftiger bist?«
    »Ich habe neunzehn Jahre
darauf gewartet, endlich diese Kraft aufzubringen.«
    »Mom, bitte
...«
    Ein sanfter Händedruck brachte
Catherine zum Schweigen. »Es ist Zeit, daß ich es dir sage. Hör mir nur zu. Ich
bin eine schwache Frau, war es immer, aber jetzt habe ich dafür gebüßt. Weißt
du, Herb war früher gut zu mir, am Anfang unserer Ehe. Als Steve geboren wurde,
hättest du ihn sehen müssen. Damals war er ein ganz anderer Mann. Als seine
Einheit nach Vietnam verlegt wurde, dachten wir, er würde bald zurückkommen,
aber es dauerte zwei Jahre. Während dieser Zeit hat er schreckliche Dinge
erlebt und zu trinken angefangen. Die Kriegserlebnisse hätte er vielleicht überwunden,
aber er ist nie damit fertig geworden, daß ich bei seiner Rückkehr schwanger
war.«
    Catherine glaubte, nicht richtig
gehört zu haben, denn Ada sprach sehr undeutlich.
    »Schwanger?«
    Im Zimmer
war es sehr still. Ada starrte zur Decke. »Ja, ich erwartete ein Kind. Das
warst natürlich du.«
    »Ich?«
    »Ich sagte dir, daß ich eine
schwache Frau bin.« Adas Auge tränte.
    »Ich bin
nicht sein Kind?«
    Ada bewegte nur verneinend ihren
schmerzenden Kopf. Catherine spürte, wie ein ungeheuer befreiendes Gefühl ihren
Körper durchströmte.
    »Du siehst also, Cathy, es war nicht
allein seine Schuld. Ich habe ihm das angetan, und er hat es weder mir noch dir
je verziehen.«
    »Ich konnte
es nie verstehen.«
    »Ich hatte
solche Angst, es dir zu sagen.«
    »Warum hast du es mir verschwiegen?«
Catherine beugte sich über ihre Mutter, damit diese ihr Gesicht sehen konnte. »Mom,
bitte, ich gebe dir keine Schuld. Ich muß es nur wissen. Warum hast du nie zu
mir gehalten? Ich dachte, du ...« Catherine verstummte. Sie wich dem Blick
ihrer Mutter aus.
    »Ich liebte dich nicht? Ich weiß,
was du sagen wolltest. Es ist zwar keine Entschuldigung, aber Herb hat nur
darauf gewartet, daß ich dich in irgendeiner
Weise bevorzuge. Er ist bei jeder Kleinigkeit ausfallend geworden. Ich hatte
Angst vor ihm, Cathy.«
    »Warum hast
du ihn nicht verlassen?«
    »Ich dachte, ich wäre es ihm
schuldig, bei ihm zu bleiben. Außerdem – wo hätte ich hingehen sollen?«
    »Wohin gehst du denn jetzt? Doch
bestimmt nicht zu ihm zurück.«
    »Nein. Das brauche ich jetzt nicht
mehr. Du und Steve, ihr seid erwachsen. Ich muß mich

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