LaVyrle Spencer
Bemerkung
gemeint haben mochte.
Es war unvermeidbar, daß sie durch
völlig belanglose Dinge enger miteinander verbunden wurden. Das Telephon wurde installiert, und ihre Nummer stand
unter den Namen: Forrester, Clay. Am Küchenschrank
befestigten sie eine Einkaufsliste, und jeder trug seine Wünsche darauf ein.
Sie kaufte sich ein Tonband von The Lettermen und
spielte es auf seinem Stereogerät. Briefe waren an Mr. und Mrs. Forrester adressiert.
Ihm ging das Shampoo aus, und er benutzte ihres, worauf auch er ihre Marke
kaufte, denn sie gefiel ihm besser. Manchmal benutzten sie sogar dasselbe
Handtuch.
Aber jeden Abend holte er seine
Steppdecke und machte sein Bett auf der Couch. Dann legte er ein Tonband ein,
und sie lagen getrennt in der Dunkelheit und lauschten der Musik. Da sie nun
daran gewohnt war, zu den Klängen dieser Musik einzuschlafen, ließ sie die
Schlafzimmertür offen, um sie besser hören zu können.
Der Thanksgiving Day wurde
für Catherine ein wundervolles Erlebnis. Angela hatte neben Clays Großeltern,
einigen Tanten, Onkeln und Cousinen auch Steve und Ada eingeladen. Das erste
Mal seit sechs Jahren waren Catherine, Ada und Steve an einem Feiertag
zusammen. Catherine wurde von Dankbarkeit für die Forresters überwältigt, weil
sie ihr diese Möglichkeit geboten hatten. Der Tag wurde auf traditionelle Weise
gefeiert. Nach einem üppigen Essen versammelte sich die ganze Familie im Salon
vor dem Kaminfeuer. Dann spielten die Männer Billard im Keller, und Catherine
konnte ihr Gelächter hören. Sie verdrängte den Gedanken daran, daß dieses Glück
nicht von Dauer sein würde, und genoß die vertrauliche Atmosphäre in der
Geborgenheit dieser Familie. Auch ihre Mutter verlor ihre Befangenheit und
beteiligte sich angeregt an der Unterhaltung. Es war erstaunlich, wie gut sich
Steve und Clay verstanden.
Wie kann für die Forresters das
alles selbstverständlich sein, dachte Catherine und betrachtete die zufriedenen
Gesichter und lauschte auf das fröhliche Geplauder. Was ist aus meiner
Abneigung gegen die verkommenen Reichen geworden? In diesem Augenblick
begegneten sich ihre und Claibornes Blikke. In seinen Augen lag eine
beunruhigende Sanftheit, als hätte er ihre Gedanken erraten. Schnell senkte sie
den Blick, wehrte sich gegen die Zuneigung, die sie für Clays Vater zu
empfinden begann.
Am Nachmittag erhielt Catherine ihre erste Lektion im Poolbillard.
War es Zufall oder Absicht, daß Clay seinen Körper eng an ihren Rücken preßte,
als er ihr zeigte, wie man den Stock anlegte? Ihr schien, daß seine Hand
unnötig lange auf ihren Fingern lag, während er den Stock in Position brachte.
Später sahen sie sich ein
Footballspiel im Fernsehen an. Catherine saß bequem eingekuschelt zwischen Clay
und Steve, und sie erhielt eine zweite Lektion in Sachen Sport. Claiborne und
Angela verabschiedeten sie an der Haustür, und während Claiborne ihr den Mantel
hinhielt, fragte Angela: »Wie fühlst du dich?«
Catherine war einen Augenblick
sprachlos über diese fürsorgliche Frage, denn es war das erste Mal nach der
Hochzeit, daß irgend jemand eine Andeutung über ihre Schwangerschaft machte.
»Dick«,
antwortete sie lächelnd.
»Aber du siehst wundervoll aus«,
versicherte ihr Claiborne. »Ja, und laß dich nicht von deiner weiblichen
Eitelkeit unterkriegen«, fügte Angela hinzu. »Es ist nur vorübergehend, weißt
du.«
Auf der Fahrt nach Hause dachte
Catherine an die fürsorgliche Art von Clays Eltern, an ihre warme Anteilnahme
an ihrem Wohlbefinden, und diese Fürsorge ängstigte sie mehr, als sie sich
eingestehen wollte.
»Du bist so
ruhig«, sagte Clay.
»Ich habe
nachgedacht.«
»Worüber?«
Sie schwieg
eine Weile und sagte dann mit einem tiefen Seufzer: »Über den ganzen Tag – wie
er verlief. Für deine Familie ist es selbstverständlich ... ich meine, ich habe
noch nie einen Thanksgiving Day auf diese Weise gefeiert.«
»Es war doch
ein ganz gewöhnlicher Feiertag.«
»Ach, Clay,
du kannst es nicht verstehen.«
»Was soll
ich verstehen?«
Nein, er konnte es nicht verstehen
und würde es auch niemals. Aber sie versuchte, es ihm zu erklären. »Bei mir zu
Hause war ein Feiertag für meinen Alten nur eine willkommene Entschuldigung,
sich noch mehr als gewöhnlich zu betrinken. Beim Mittagessen war er schon
stockbesoffen, ganz gleich, ob wir bei Onkel Frank
oder zu Hause waren. Ich kann mich an keinen Feiertag erinnern, den er nicht
durch sein Trinken verdorben hätte. Ständig
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