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Lawinenexpreß

Lawinenexpreß

Titel: Lawinenexpreß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Wargrave ihr Abteil, zog die Vorhänge zum Gang zu und setzte sich ihr gegenüber.
    »Ich danke dir, Anna«, sagte er einfach.
    »Meine Nachricht – hat sie dich erreicht?« Wie Wargrave sprach sie fast flüsternd.
    »Gerade noch rechtzeitig – Gott sei Dank. Jetzt kann ich es dir sagen – du hast den Zug vor der totalen Zerstörung gerettet. Frey hat auf dem Wasserhorn eine riesige Lawine ausgelöst…«
    »Oh, mein Gott…«
    »Du hast uns alle gerettet, Anna«, wiederholte Wargrave sanft. »War es sehr hart in Andermatt?« Er beugte sich vor. »Du siehst angegriffen aus. Es ist etwas passiert, nicht wahr?«
    Anna zuckte die Achseln. »Ja, es ist etwas passiert…« Sie beschrieb kurz ihre Erlebnisse, und Wargraves Gesichtsausdruck wurde grimmiger, als sie fortfuhr. »Ich bin zum Teil aus Instinkt auf Robert Frey gekommen. Auch durch Glück und weil ich nachgegraben habe.« Sie nahm einen tiefen Zug aus ihrer Zigarette. »Er war für mein Gefühl ein bißchen zu sehr der beliebte Supermann. Aber das bewies noch gar nichts. Ich habe dann nachgeprüft, wer sich an dem Tag, an dem Springers Agent im Eistunnel tot aufgefunden worden war, in der Nähe des Rhone-Gletschers aufgehalten hatte. An jenem Morgen war Robert Frey ganz in der Nähe, in Gletsch, gelandet. Noch immer kein schlüssiger Beweis…«
    Sie beschrieb, was sich seitdem ereignet hatte. »… selbst das versteckte Sendegerät in seinem Bauernhaus war noch kein sicherer Beweis. Natürlich lagen keine Codebücher herum. Also habe ich mich, wie ich es dir erzählt habe, als lebenden Köder angeboten… als er mich in diese Todesfalle in der Seitenstraße lockte, wußte ich Bescheid…«
    »Und dann noch dieser Mann in der Schollenen-Bahn, der versucht hat, dich umzubringen«, erinnerte Wargrave sie. Er preßte ihr rechtes Bein überm Knie, und zwar so fest, daß es weh tat. »Um Himmels willen, du hattest den Auftrag, behutsam vorzugehen und nicht mit aller Gewalt…«
    »Aber du gibst doch zu, daß ich den Expreß gerettet habe, Harry. Auch in Athen sind wir Risiken eingegangen, wie du dich erinnern wirst…« Sein harter Griff am Bein beruhigte sie. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, in der sie angedeutet hatte, daß sie beide ein Liebespaar werben sollten, aber Wargrave hatte ihr – wenn auch zögernd – zu verstehen gegeben, daß es für Geheimagenten reiner Wahnsinn sei, ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen. Sie hatte verstanden, daß er recht hatte, aber selbst jetzt noch spürte sie bei der Berührung seiner Hand dieses Gefühl von damals. »Jetzt bin ich hier – was soll ich tun?« fragte sie, als er die Hand zurückzog.
    »Gib dich nicht zu erkennen. Ich werde niemandem sagen, daß du im Zug bist – es kann sein, daß ich noch jemanden brauche, von dem niemand etwas weiß.« Er beugte sich vor und nahm ihr behutsam den Schal ab. Er zuckte zusammen, als er ihre Verletzungen sah, die sich inzwischen in häßliche blaue Striemen verwandelt hatten.
    »Das muß sich unbedingt ein Arzt ansehen…«
    »Später. Es tut ein bißchen weh, aber ich werde es überleben. Gibt es sonst noch etwas, was ich wissen sollte?«
    »Ja. Oberst Igor Scharpinsky hält sich irgendwo in Zürich auf…«
    »Dieser Verbrecher! Weiß Gott, wir haben uns in Athen die größte Mühe gegeben, ihm auf die Spur zu kommen. Es kommt mir vor, als wären es hundert Jahre her…«
    Wargrave erklärte, wie General Traber erfahren hatte, daß Krokodil – Scharpinskys Codename – in Zürich eingetroffen sei und daß General Marenkow überzeugt sei, daß der KGB-Oberst in Zürich in den Zug steigen werde. »Aber immerhin haben wir eine Beschreibung von ihm«, fuhr er fort, »und Elsa Lang zeichnet jetzt eine Porträtskizze, die uns vielleicht weiterhilft.«
    »Er ist sehr schlau und total skrupellos«, sagte Anna warnend.
    »Selbst wenn wir das einkalkulieren, kann es doch sein, daß Traber ihn schon aufgespürt hat…«
    Die gigantische Wasserhorn-Lawine, die den Atlantik-Expreß unter sich hätte begraben können, hat ihn nur knapp verfehlt…der Zug setzt jetzt seine Fahrt nach Zürich fort …
    In Zimmer 207 im Hotel Schweizerhof war es 20 Uhr 40, als Heinz Golchack das kleine Transistorradio abstellte, aus dem er soeben die Nachrichten gehört hatte. Da er sich bewußt war, daß sowohl Rudi Bühler, sein stupsnasiger Stellvertreter und Sabotageexperte des GRU, als auch Heinrich Baum, der Schweizer Funker, ihn beobachteten, setzte Golchack ein völlig ausdrucksloses Gesicht auf

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