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Lawinenexpreß

Lawinenexpreß

Titel: Lawinenexpreß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Anschließend fuhr Springer Wargrave, Elsa und Bruder zum Atlantik-Expreß, der wieder anfuhr, als sie kaum eingestiegen waren.
    Der Zug hatte seine zehnminütige Fahrt durch den Gotthard-Tunnel kaum begonnen, als Wargrave in dem Schlafwagenabteil, in dem Marenkow noch immer unter Bewachung stand, einen ›Kriegsrat‹ einberief, wie er es ausdrückte. Außer Elsa und Julian Haller war auch Oberst Springer anwesend. Wargrave eröffnete das Gespräch mit einer für ihn typischen Bemerkung. »Ich habe den Verdacht, daß das, was geschehen ist, wahrscheinlich nur der Anfang war. Wie die britischen Eisenbahner sagen; das Schlimmste kommt immer erst nach der Suppe…«
    »Was ich an dir so liebe«, warf Elsa ein, »ist dein ewiger Optimismus…«
    »Mein ewiger Realismus«, korrigierte Wargrave mit einem Lächeln. »Wir wissen, daß General Traber die Ankunft Oberst Igor Scharpinskys in Zürich gemeldet hat, und wie ich diesen Herrn kenne, wird er nicht so leicht aufgeben…«
    »Ich kann Ihnen eine Beschreibung von dem Burschen geben«, sagte Marenkow plötzlich.
    Springer starrte den Russen an; seit der Lawine hatte sich Marenkows Haltung radikal verändert. Jetzt war keine Rede mehr davon, daß er erst nach dem Abflug in die Vereinigten Staaten Informationen liefern werde. »Die könnten wir gebrauchen«, meinte der Schweizer zustimmend. »Im Westen ist er als Oberst Schatten bekannt, weil es noch nie jemandem gelungen ist, ihn zu fotografieren…«
    »Und ich könnte nach Ihrer Beschreibung eine Skizze anfertigen«, schlug Elsa vor. Sie zog bereits einen großen Notizblock aus der Reisetasche. »Während meiner Zeit als Maskenbildnerin bei einer Filmgesellschaft habe ich die Pausen genutzt, um Menschen zu zeichnen…«
    »Klammern wir das Thema ein paar Minuten aus«, schlug Springer vor. »Wir haben noch fast zwei Stunden, bevor wir in Zürich sind. Es gibt da etwas Rätselhaftes, das ich nicht verstehe. Der Mann, der die beiden Lokführer im Führerstand überfiel, wurde erschossen – einmal wurde er von mir getroffen, aber ich habe ihn nur angeschossen. Er schaffte es noch, auf der anderen Seite des Zuges zu fliehen, und war zu einem wartenden Wagen unterwegs, als irgend jemand ihn erschoß. Dieser Jemand hat dann noch den Fahrer des Fluchtwagens erschossen.«
    »Einer Ihrer Leute?« wollte Haller wissen.
    »Nein. Das ist es ja gerade – ich habe es nachgeprüft. Aber einer meiner Männer, der östlich des Zuges auf einem Felsvorsprung stand und den Expreß beobachtete, hat mir gesagt, daß jemand im Zug aus einem geöffneten Fenster gefeuert und zwei Schüsse abgegeben habe.«
    Wargrave rutschte auf seinem Sitz hin und her. »Haben Sie eine Ahnung, aus welcher Entfernung die Schüsse abgegeben wurden?«
    »Der Mann, der mir berichtet hat, schätzt, daß der erste Schuß aus einer Entfernung von etwa hundert Metern abgegeben wurde – und der Saboteur, der mit einem einzigen Schuß erledigt wurde, bewegte sich auch noch. Und was den Mann am Steuer des Fluchtwagens betrifft, so war er noch weiter entfernt…«
    »Das muß aber ein besonderer Scharfschütze gewesen sein«, rief Elsa aus.
    »Genau«, warf Springer ein. »Und genau das ist es, was mir Kummer macht – irgendwo im Expreß haben wir unter den dreihundertfünfzig Reisenden einen exzellenten Scharfschützen. Wer ist das? Warum sitzt er im Zug?«
    Das Donnern des Zuges im Tunnel war sehr laut, und Elsa mußte ihre Stimme heben, um gehört zu werden. »Aber wenn er zwei von Scharpinskys Männern erschossen hat, muß er doch auf unserer Seite sein…«
    »Ich bewundere deinen schnellen Verstand, dein logisches Denken«, bemerkte Wargrave trocken. »Das wirkt so beruhigend.«
    »Ich habe das seltsame Gefühl, daß mich jemand auf den Arm nimmt«, erwiderte Elsa ätzend. »Oder ist es etwa so, daß ich ein bißchen Naivität ins Spiel bringe?«
    Wargrave grinste, als sie ihn wütend ansah. »Naiv bist du nicht.
    Aber der unbekannte Scharfschütze könnte einen exzellenten Grund gehabt haben, diese beiden Männer zu erschießen – wenn er rücksichtslos genug ist. Indem er sie umbrachte, stellte er sicher, daß sie nicht mehr reden und in keinem Verhör mehr plaudern. Die Schüsse können etwas noch Schlimmeres bedeuten…«
    »Daß er ein wichtiger Mann ist«, sagte Springer ruhig. »Wichtig und mächtig genug, zwei seiner eigenen Leute zu erschießen, um seine eigene Identität zu schützen…«
    »Das macht die Liste möglicher Namen sehr klein«, meinte

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