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Lazyboy

Lazyboy

Titel: Lazyboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Weins
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noch eine Menge zu erledigen. Es warten noch ganz andere Leute auf mich.«
    Dann fällt mir ein, dass ich die Frau jetzt bitten muss, mich in ihren Kleiderschrank steigen zu lassen. Das kommt mir irgendwie auch nicht richtig vor, eine Spur zu fetischistisch.
    Sie sagt: »Es gibt hier keine Leute wie Sie, die einfach auftauchen. Sie sind der Erste. Wir haben auf Sie oder auf einen wie Sie gewartet. Deshalb sind die Leute hinter Ihnen her.«
    »Ich verstehe kein Wort«, sage ich.
    Sie sagt: »Wir kennen Sie nicht. Normalerweise kennt hier aber jeder jeden. Das heißt also, Sie kommen nicht von hier. Sie sind irgendwie von außen gekommen. Das ist noch nie passiert, das ist noch keinem gelungen, verstehen Sie?«
    »Ist das hier eine Gefängnisstadt, oder wie? Der Gefängnisplanet, tief im Universum?«
    Sie guckt mich irritiert an. Sie hat wohl den Film nicht gesehen.
    »Ein 13-jähriges Mädchen muss kürzlich hier gewesen sein«, sage ich. »Das weiß ich zufällig sicher.«
    Dann denke ich, weiß ich das wirklich? Was weiß ich denn wirklich sicher?
    Sie schüttelt den Kopf. »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Und Sie haben auf mich gewartet, wirklich auf mich?«
    »Vielleicht«, sagt sie. »Wir erwarten den Mittler. Er ist uns angekündigt worden in einer Geschichte.«
    Toll, denke ich, Märchenstunde. Ich sage: »Und Sie sind sich sicher, dass ich das bin, auf den Sie warten?«
    »Sicher bin ich mir nicht, nicht mehr.«
    Sie wirft mir einen Seitenblick zu.
    »Wir tun hier schon auch noch andere Dinge, wir sitzen hier nicht nur die ganze Zeit herum und warten.« Sie lächelt und wird rot dabei. »Sie sind bloß der Erste und der Einzige bislang, der von außen hierher gefunden hat.«
    »Von außen«, sage ich. Was heißt das? »Wissen Sie über die Sache mit den Türen Bescheid?«
    Etwas flackert in ihrem Blick. »Meinen Sie die Tür in der Wand?«
    »Daphnes Tür«, sage ich. »In der Wand war die schon.«
    »Ich kenne keine Daphne.«
    »Daphne, das 13-jährige Mädchen, Pferdeschwanz?«
    »Kenne ich nicht.«
    »Wo bin ich? Wo bin ich denn hier gelandet?«
    »Sie sind in Beek«, sagt sie und steht auf. »Herzlich willkommen.«
    »In Beek«, sage ich. »Noch nie gehört. Wo liegt das?«
    Sie sagt: »Wollen wir hinuntergehen? Möchten Sie einen Tee trinken?«
    Ich sitze auf dem Bett einer fremden Frau und fasse mir an den Kopf. Ich bin in Beek, was immer das auch bedeuten mag.
    »Warum nicht, wenn ich schon mal da bin«, sage ich, als sie schon die Treppe hinuntergegangen ist.
    Wir sitzen an einem runden Holztisch, von dem aus man sowohl die Terrasse als auch das Küchenfenster im Blick hat. Wir halten dicke Tonbecher mit heißem Tee in den Händen. Am Küchenfenster drücken sich immer noch Kinder und alte Leute die Nasen platt. Meine Gastgeberin erzählt, dass die Beeker isoliert und abgeschieden lebten. Es gebe hier keine Fremden. Jeder kenne hier sprichwörtlich jeden, seit ewigen Zeiten schon. Und wenn ein fremdes Gesicht auftauche, sei das eben eine Sensation und müsse etwas mit Bestimmung zu tun haben, gerade vor dem Hintergrund der Prophezeiung.
    »Prophezeiung«, wiederhole ich.
    Ich blicke die Gesichter an der Scheibe an und komme mir vor wie der blonde Besucher des letzten unerforschten Regenwaldweilers. Wären wir nicht durch Scheiben getrennt, würden die Kreaturen da in meinen Haaren herumzupfen. Daniela erzählt, sie arbeite seit Ewigkeiten in der hiesigen Seilmanufaktur.
    »Seilmanufaktur«, wiederhole ich.
    »Darf ich Sie etwas fragen?«, sagt sie.
    »Klar«, sage ich.
    »Sie haben mich für jemand anderes gehalten, nicht wahr? Sie dachten, Sie würden mich kennen und ich würde Sie ebenfalls kennen, oder?«
    »Ja«, sage ich, »stimmt.«
    »Darf ich fragen, für wen Sie mich gehalten haben?«
    »Für, äh, meine Psychotherapeutin.«
    »Ihre was?«
    Ich nehme die Hand vor meinem Mund fort.
    »Meine Psychotherapeutin.«
    »Was ist das?«
    »Sie wissen nicht, was eine Psychotherapeutin ist?«
    Sie schüttelt mit großen Augen den Kopf. Sofort ist mir schon die Frage unangenehm.
    »Eine Psychotherapeutin ist so etwas wie eine Ärztin.«
    Sie nickt, mit der Antwort scheint sie zufrieden.
    »Stehen Sie ihr nahe?« Sie schaut in ihren Becher hinein und nicht mich an.
    »Nein«, sage ich, »nicht besonders.« Ich muss wehmütig lächeln, wenn ich an Frau Merbold denke. »Ich mag sie schon. Sie ist bloß eben so etwas wie meine Ärztin.«
    »Verstehe«, sagt sie.
    Wir lächeln uns über unsere rustikalen

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