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Lazyboy

Lazyboy

Titel: Lazyboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Weins
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Ärmel.
    Durch einen holzgetäfelten Flur mit zahlreichen Kleiderhaken, in unterschiedlichen Höhen angebracht, führt er uns in ein großes Klassenzimmer. Vorn befindet sich die obligatorische Tafel. Im Raum stehen überall Regale, an den Wänden, aber auch mitten im freien Raum, sodass das Ganze mehr wie eine Bibliothek wirkt. In einigen Regalen lagern ausgestopfte Tiere, Eule, Uhu, Wiesel, aber die meisten enthalten Bücher.
    Der Lehrer packt mich an der Schulter und sieht mir eine Weile prüfend direkt in die Pupillen.
    Er wendet sich zu Daniela um, er sagt: »Der ist es nicht. Das sehe ich sofort.«
    Daniela sieht bestürzt aus. »Wie willst du das so schnell wissen? Er hat als Einziger bislang den Weg zu uns gefunden.«
    »Da ist nicht genug Tiefe. Ich sehe nicht genug Licht in seinen Augen.«
    Danke, denke ich. Bin ich eine Leselampe, oder was?
    »Aber er hat von einer Tür gesprochen«, sagt Daniela.
    Der Lehrer durchbohrt mich mit Blicken.
    »Sie wissen von der Tür?«
    »Daphnes Tür?«, frage ich.
    »Ich weiß nicht, wie Sie sie nennen. Unsere Tür, die Tür in der Wand.«
    Ich zucke die Achseln. Das wird mir zu doof hier. Zeig mir mal einer eine Tür, die nicht in der Wand ist. Was wollen die bloß immer mit ihrer Wand?
    »Wie sind Sie hergekommen?«, fragt der Lehrer.
    »Na ja, eben durch die Tür«, sage ich. Was soll ich lügen?
    »Hm«, macht er. »Vielleicht sind Sie es doch.«
    »Vergessen Sie’s«, sage ich. »Ich bin nicht der Mittler.«
    Sollen die ihren Scheiß doch alleine machen.
    Der Lehrer wirft Daniela einen raschen Blick zu.
    »Hat sie Ihnen davon erzählt? Was wissen Sie über den Mittler? Was wissen Sie über seine Aufgabe und Bestimmung?«
    »Noch nicht viel«, sagt Daniela und legt nun ihrerseits eine Hand auf meine Schulter. »Deshalb sind wir da. Komm, erzähl ihm davon, vielleicht bringt es uns weiter.«
    Wir setzen uns an einen großen Tisch in der Mitte des Raumes. Der Stuhl, auf dem ich sitzen muss, ist so klein, dass meine Knie beim Beugen knacken.
    »Erzähl ihm von Beek«, sagt Daniela, »erzähl ihm, wer wir sind. Worauf wir warten. Erzähl ihm von der Prophezeiung.«
    »Na schön«, sagt er, legt den Kopf in den Nacken, seufzt, verschränkt die Finger und lässt sie knacken. So ein Wichtigtuer. Ich habe Lehrer noch nie leiden können. Ich meine, wer verbringt schon sein ganzes Leben freiwillig in der Schule? Was sagt das bitte über einen Menschen aus, dass er sich nie rausgetraut hat aus seinem Bau?
    »Beek«, sagt der Lehrer. »Ja, wo fange ich an?«
    Bei sich fängt er an, natürlich.
    »Ich bin der Lehrer, aber eigentlich sollte ich mich eher den Bibliothekar nennen, denn ich lehre nicht mehr im eigentlichen Sinne. Da ist niemand, den es zu unterrichten lohnte. Alles, was ich zu lehren habe, habe ich gelehrt, alle Schüler dieses Ortes sind durch meine Schule gegangen, und neue kommen nicht nach. Das ist eines der Charakteristika Beeks. Ich verwalte das Wissen, hier stehen die Bücher, und wenn jemand sein Wissen auffrischen will oder etwas nachschlagen möchte, kommt er zu mir und wir suchen gemeinsam die Informationen. Manchmal schicken die Eltern ihre Kinder hierher, vormittags, damit sie sich zu Hause nicht langweilen. Aber es gibt nichts Neues, das ich ihnen beibringen könnte, und sie beschäftigen sich selbst, oder wir stellen uns gemeinsam Wissensaufgaben, die wir mit den Büchern lösen. Wir spielen Spiele, Sachen in der Art. Der Haken ist: Sie altern nicht. Niemand altert in Beek. Man ist und bleibt so alt, wie man ist. Ja, es gibt Kinder, ja, es gibt Adoleszente, es gibt Erwachsene und alte Menschen, aber niemand wird geboren, niemand stirbt und niemand altert. Die Zeit steht. Niemand kommt, niemand geht. Kein Kind wird geboren. Einer ist auserkoren . Das Wissen darüber, dass so etwas wie Zeit existiert, dass es den Prozess des Alterns gibt oder gab, dass Menschen auch älter werden können und ihr Aussehen, ihre Erscheinung signifikant verändern, wissen wir aus den Büchern und aus der Zeit vor der einschneidensten Veränderung in der Geschichte Beeks, der großen Zäsur. Aus der Zeit, bevor die Wand errichtet wurde. Die Wand. Unser Schicksal. Denn Beek ist eine geteilte Stadt. Sie befinden sich bloß in dem einem, vielleicht dem besseren Teil. Es gibt eine Wand, die die Stadt in der Mitte durchschneidet. Wir wissen nicht, was im anderen Teil der Stadt geschieht, es gibt keinerlei Kontakt oder Verbindung, das verhindert die Wand. Die Wand ist nicht zu

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