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Lazyboy

Lazyboy

Titel: Lazyboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Weins
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hier?«, keuche ich.
    Ich halte Frau Merbold die Hand hin, die sich von diversen Kleidungsstücken befreit. Sie krabbelt aus dem Schrank und beäugt mich misstrauisch. Unten wird hektisch an die Haustür geklopft.
    »Was machen Sie hier«, sagt sie nun ihrerseits, »wer sind Sie?«
    »Frau Merbold«, sage ich, »Gott sei Dank, Sie müssen mir helfen.«
    »Warum nennen Sie mich Frau Merbold?«
    Von draußen hört man eine Stimme: »Daniela, alles in Ordnung bei dir?«
    »Moment«, sage ich, »Sie heißen Daniela?«
    Sie nickt stumm mit ihrem Frau-Merbold-Gesicht. Mir fällt ein, dass meine Psychotherapeutin noch kürzlich mit Vornamen Ellen geheißen hatte.
    »Sie heißen nicht Ellen?«, frage ich.
    Sie schüttelt mit runden Augen, halb im Kleiderschrank sitzend, den Kopf, die roten Locken. Sie hat sich den Hosenanzug schützend auf den Bauch gepresst.
    »Wissen Sie, wer ich bin?«, frage ich. »Kennen Sie mich?«
    Sie schüttelt wieder den Kopf.
    »Na toll«, sage ich.
    »Das heißt«, sagt sie, »ich kann es mir denken.«
    »Wie«, sage ich, »was denn jetzt?«
    »Sie sind der Mittler. Sie müssen es sein. Aber was machen Sie in meiner Wohnung?«
    Ich schaue ihr so tief in die Augen, wie es geht. Mein Prüfblick, dem normalerweise kein Mensch auf dem Planeten standhalten kann. Sie scheint mich wirklich nicht zu kennen. Es scheint sich wirklich nicht um Frau Merbold zu handeln. Es sei denn, sie leidet plötzlich unter Gedächtnisverlust oder steht unter Drogen, was ich irgendwie sympathisch fände.
    »Mein Name ist Lazyboy«, sage ich also und komme mir dabei bescheuert vor. Wenn sie doch Frau Merbold ist, lacht sie sich innerlich scheckig. »Es tut mir leid, dass ich hier einfach so eingedrungen bin, aber eine Menschenmenge verfolgt mich und ich wusste mir nicht anders zu helfen.«
    Die Frau, die Frau Merbold zum Verwechseln ähnlich sieht, scheint sich etwas zu fangen. Sie legt den Hosenanzug über einen Bügel und hängt ihn in den Schrank zurück. Sie wischt sich eine Strähne aus dem Gesicht.
    »Sie heißen wirklich nicht Frau Merbold? Sie veranstalten nicht irgendein Experiment? Sie treiben keine Späße mit mir?«
    Sie schüttelt stumm den Kopf und mustert mich interessiert.
    »Mein Name ist Kern«, sagt sie dann, »Daniela Kern.«
    Ich schüttele ebenfalls den Kopf. Wie soll ich das noch alles verarbeiten? Ich brauche dringend mal wieder eine gute Stunde Psychotherapie.
    Sie tritt an das Fenster ihres Schlafzimmers und betrachtet die Menschenmenge vor dem Fenster. Sie winkt fahrig zur Straße hinunter. Dann öffnet sie einen Fensterflügel, beugt sich hinaus und sagt: »Es ist in Ordnung, ich rede mit ihm. Ich berichte euch später.«
    Ich setze mich auf ihr Bett, ich fühle mich erschöpft. Ich habe nicht gefragt, aber es scheint mir auch schon egal. Ich sitze auf dem Bett einer offenbar fremden Frau, obwohl diese meiner Therapeutin gleicht wie ein Zwilling dem anderen.
    »Haben Sie zufällig eine Schwester?«
    Die Frau, die sich mir als Daniela vorgestellt hat, schüttelt den Kopf.
    »Was hat das alles zu bedeuten?«, frage ich.
    Sie setzt sich neben mich und betrachtet ihre Hände.
    »Wo bin ich? Was ist hier los? Was wollen all diese Leute von mir?«
    Sie fährt sich mit den Händen durch die Haare. Sie sagt: »Ich hatte ehrlich gesagt gehofft, das könnten Sie mir sagen.«
    »Nein«, sage ich. »Ganz bestimmt nicht. Was ist das hier? Wer sind Sie? Es liegt Schnee, obwohl Sommer sein sollte. Sie sprechen Deutsch. Und wildfremde Leute rennen wie besessen hinter mir her, das verstehe ich nicht. Es tut mir leid, wenn ich hier eingedrungen bin, wenn ich irgendetwas fundamental falsch gemacht habe, aber das ist mir zu heftig, das habe ich nicht verdient.«
    »Sie müssen die Leute verstehen«, sagt sie. »Sie kennen Sie nicht. Das bedeutet viel für diese Leute.«
    »Ja, aber man rennt doch nicht hinter wildfremden Leuten her, gerade wenn man sie nicht kennt. Das gehört sich doch nicht.«
    »Na ja, Sie sind halt der Erste, den sie sehen. Sie haben auf Sie gewartet.«
    »Was heißt das, sie haben auf mich gewartet, was erzählen Sie denn da?«
    »Sie wissen wirklich nicht Bescheid, oder? Sie haben nicht die Antworten, die wir brauchen?« Sie guckt mich besorgt an, mit leicht gerunzelter Stirn. Ihre großen Augen schwimmen merboldinisch in Enttäuschung.
    »Ich habe keinen blassen Schimmer«, sage ich. »Ich sollte jetzt vielleicht besser gehen. Mir scheint, hier liegt eine Verwechslung vor. Ich habe auch echt

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