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Lazyboy

Lazyboy

Titel: Lazyboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Weins
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Teebecher an.
    »Ich habe noch eine Frage«, sagt sie.
    »Bitte«, sage ich.
    »Wie sind Sie hierhergekommen?«
    »Tja.«
    »Sie wollen es nicht verraten, oder?«
    »Es ist mir unangenehm, darüber zu sprechen.«
    »Das ist okay«, sagt sie, »vielleicht erzählen Sie es mir ja später. Wissen Sie, ich war noch nie außerhalb Beeks. Niemand hier war das. Es gibt für uns keinen Weg hinaus. Außerhalb Beeks gibt es nur die Einöde. Und trotzdem steht in der Prophezeiung, dass jemand von außerhalb kommen wird, seltsam, oder?«
    »Niemand findet den Weg heraus aus Beek? Es gibt für Sie nichts außerhalb?«
    »Nein«, sagt sie, »nur Beek.«
    »Verwirrend«, sage ich.
    Die Frau, die aussieht wie meine Psychotherapeutin, schaut mich mitfühlend an. »Und Sie haben den Weg zu uns gefunden.« Sie pustet in den Tee. »Ich habe einmal versucht, Beek zu verlassen. Aber weit bin ich nicht gekommen.«
    »Beek«, sage ich. Ich schmecke das Wort ab wie eine Zutat zu einem Kuchenteig. Ob es etwas mit mir zu tun hat? Ob es bei der Türensache helfen kann? Auf jeden Fall scheine ich in der Hauptstadt der Verrückten gelandet, für mich schon mal keine schlechte Adresse. Und diese Verrückte scheint mir eigentlich ganz nett zu sein.
    »Was ist das für eine Prophezeiung?«, frage ich.
    »Wollen Sie sie hören?«
    »Klar«, sage ich unverbindlich.
    »Ach, dann lassen Sie uns doch den Lehrer besuchen. Ich würde Sie ihm gerne vorstellen. Er versteht so viel mehr von diesen Dingen als ich.«
    »Gut«, sage ich. Der Lehrer. Warum nicht.
    Ich überlege, wie lange ich wohl schon hier bin und wann Daphne auftaucht und ob sie auftaucht, um mich zu holen.
    »Da draußen?«, frage ich und zeige auf das Küchenfenster, an dem immer noch die Backe einer alten Frau klebt.
    »Ja, aber ich werde Sie beschützen, versprochen. Vertrauen Sie mir?«
    Ich blicke in ihre tiefen dunklen Merboldaugen. Ich tauche hinein, ziehe schwimmend meine Runden darin.
    »Unbedingt«, sage ich, »vorbehaltlos, ja.«
     
    2
    Draußen vor dem Haus schirmt sie mich gegen die verbliebenen Beeker ab. Ich komme mir vor wie ein Prominenter, der gerade seine erste Agentin oder Pressesprecherin engagiert hat, die von nun an professionell die Öffentlichkeit abwimmelt. Mein neues Leben als Celebrity. Herr Lazyboy, wie gefällt Ihnen Beek? Was sind Ihre ersten Eindrücke?
    Sie führt mich durch enge Gassen an Backsteinfassaden entlang. Der Schnee unter meinen Füßen knirscht fast romantisch zart. Leise ringeln sich Flocken durch die stille mittägliche Luft.
    Ich trage zwar den dicken Mantel von Daphnes Onkel, aber immer noch meine Turnschuhe an den Füßen. Füße, die ich seit einer Weile nicht mehr spüre. Erst war da noch Schmerz, jetzt ist der Kontakt abgebrochen. Ich staune stumm. Diese Häuser irritieren mich. Die sehen nicht einfach nach deutscher Kleinstadt aus. Zwar erinnert das Ganze von der Anlage her an ein mittelalterliches Städtchen, Altstadt mit engen Kopfsteinpflastergassen, aber viele Gebäude könnten der klassischen Moderne entstammen, den 20er- oder 60er-Jahren, große Fenster, klare, eckige Formen. Immer noch: keine Autos. Nicht einmal ein Fahrrad bekomme ich zu Gesicht. Meine Begleiterin ist im Gespräch mit den Einwohnern, die sich nach mir erkundigen. Sie ist plötzlich zur Expertin geworden.
    Das Haus, zu dem sie mich führt, steht etwas abseits auf einem freien Platz, umgeben von Linden, auf deren Ästen alter Schnee hockt. Ein Kleinstadtschulgebäude, ein lang gestrecktes, eingeschossiges Backsteinhaus mit einer großen Tür und vier Stufen davor.
    »Lasst uns bitte alleine mit ihm sprechen«, bittet meine Begleiterin die anderen.
    Den Mann, der uns auf Danielas Klopfen hin die Tür öffnet, schätze ich auf Anfang 50. Er hat kurz geschnittene, dunkelblonde Haare mit vielen grauen Strähnen. Es sieht aus, als habe er sich die Frisur selbst mit der Bastelschere verpasst. Er blickt uns aus kleinen, grau funkelnden Äuglein scharf an. Er besitzt eine eindrucksvoll große Nase und einen überdimensional breiten Mund. Als sei dem Zeichner beim Zeichnen des Mundes der Bleistift nach links zur Seite weggerutscht. Und er erinnert mich an jemanden, ich komme bloß nicht drauf.
    In seinen Augen steht erst das ortstypische Fragezeichen, das kurz darauf von einem sanften Ausrufezeichen abgelöst wird. Er betrachtet mich intensiv, mit mildem Interesse.
    »Ich bin der Lehrer«, sagt er.
    »Lazyboy«, sage ich.
    »Kommt herein«, sagt er und zieht Daniela am

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