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Lazyboy

Lazyboy

Titel: Lazyboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Weins
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eine Gigantin. Sie hat sehr breite Schultern, einen Körper wie eine Bodybuilderin, sonnenbankgebräunt und kupferfarben schimmernd. Sie hat lange blonde Haare, die sie offen trägt. Ich kann keine Augen, keine Nase erkennen. Es ist, als habe die Frau kein individuelles Gesicht, ihre Gesichtszüge verschwimmen. Sie ist lediglich mit Cowboystiefeln aus hellbraunem Leder bekleidet. Sie hat einen enormen Busch Schamhaar, der durch das Schwarz leuchtet. Sie tritt auf mich zu und dann setzt sie sich auf meinen Rücken. Ihr Gewicht nimmt mir die Luft. Ich liege da und sie sitzt auf mir. Sonst passiert nichts. Ich werde von einer nackten blonden Riesin gefangen gehalten, die auf meinem Rücken sitzt.
    Irgendwann ringelt sich etwas Weißes aus dem Dunkel auf mich zu. Ich muss an die Schlange Kaa aus dem Dschungelbuch denken. Das Weiße kommt unmittelbar vor meinem Gesicht zu liegen. Aus dem Weiß lispelt sich eine Stimme zu mir herüber.
    »Nun«, ringelt sich die Stimme in meinen Gehörgang. »Was planst du nun zu tun?«
    »Ich habe keine Ahnung«, presse ich hervor.
    »In den alten Zeiten haben sich diese Kämpfe noch gelohnt«, zischt die Stimme. »Heute aber hat das große Verwischen gründlich seinen Dienst getan. Es ist alles kaum noch zu unterscheiden, nicht wahr? Gut, Böse, Klein, Groß, Hüben wie Drüben. Wofür oder wogegen soll man kämpfen?«
    Eine Weile schweigen wir versonnen vor uns hin, mir soll es recht sein, ich hatte eh nicht den Impuls zu reden.
    »Hm?«, fragt mich die Stimme.
    »Keine Ahnung«, sage ich.
    »Ich weiß«, knistert die Stimme. »Wie immer. Aber das wird ausnahmsweise einmal nicht reichen.«
    »Haha«, sage ich. »Bist du das?«
    »Wer soll ich sein?«
    »Du weißt schon.«
    »Nein?«
    »Egal«, sage ich.
    »Eben nicht«, muckt die Stimme.
    »Pff«, mache ich und bleibe einfach wohlig liegen unter meiner Riesin, von der ich allerdings nicht mehr weiß, ob sie noch da ist. Ich kann kein Gewicht mehr spüren, aber sicher bin ich nicht. Wenn ich versuche, den Kopf zu wenden und einen Blick zu erhaschen, gelingt es nicht recht.
    »Pff«, mache ich noch einmal und schließe die Augen.
    Ich liege im Zelt. Ich blicke neben mich, aber der Platz neben mir ist leer. Ich setze mich auf und reibe mir den Kopf. Ich warte auf den Lehrer. Ich krieche aus dem Zelt und äuge in die diesige Einöde hinaus. Als ich mir sicher bin, dass er nicht mehr kommt, als ich lange genug gewartet habe, als sich der Gedanke einbrennt, dass er über die Grenze gegangen ist, dass er Beek verlassen hat, mache ich mich auf den Weg. Das Zelt lasse ich stehen, wie es ist. Es spielt jetzt keine Rolle mehr. Jetzt, da ich alleine bin. Ich fühle eine große Enttäuschung. Der Lehrer hat mich im Stich gelassen. Ich schleppe mich durch das Gras. Ich sinke auf die Knie. Ich krieche durch die Einöde. Irgendwann überkommt mich das Gefühl, dass sich nichts mehr bewegt, dass ich den totalen Stillstand erlebe. Dann aber schiebt sich plötzlich über den Horizont das Zelt auf mich zu. Ich nähere mich dem Zelt, ohne mich auch nur einen Zentimeter bewegen zu können. Als würde die Landschaft unter meinem Körper hindurchgezogen. Das Zelt steht jetzt mit wehendem Eingang vor mir. Es lädt mich ein. Ich fühle mich müde und einsam. Wo ist der Lehrer? Ob es ihm gut geht, dort, wo er ist? Ich schleppe mich in das Zelt und auf die Matte hinauf, die mir hoch und erhaben vorkommt. Dann wälzt er sich wieder auf mich, der ungebetene Gast, der Schlaf.
    Ich erwache. Ich liege im Zelt. Graues Licht dringt von außen durch die Zeltplane. Ich liege auf dem Bauch und beschließe so lange genau so liegen zu bleiben, wie es mir physisch und psychisch möglich ist.
    Nach einer sehr, sehr langen Zeit höre ich ein Geräusch am Zelteingang. Der Reißverschluss wird auseinandergezogen. Ich wende mich nicht um. Das wird von anderer Seite besorgt. Ich werde an der Schulter gepackt. Der Lehrer kauert vor mir. Seine Augen glänzen. Pupille und Iris schimmern schwarz. Der Lehrer hat ein sehr bleiches Gesicht. Seine Lippen sind aufeinandergepresst. Er hält ein Messer in der Hand. Beide versuchen wir, auf dieses Messer zu schauen. Er setzt es mir an den Hals. Er beginnt, an meinem Kehlkopf herumzusäbeln. Es ist sehr schwer, anscheinend ist das Messer nicht scharf genug. Er säbelt und ruckelt an meinem Kehlkopf herum.
    Ich würde ihm gerne helfen, aber ich fühle mich, als würde eine nackte Riesin auf meiner Brust sitzen. Schwarzes Glück pulst aus meinen

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