Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lazyboy

Lazyboy

Titel: Lazyboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Weins
Vom Netzwerk:
Dinge eben keine Rolle.«
    »Also ich verstehe es nicht«, sagt der Bürgermeister gut gelaunt, »ist ja auch egal.« Seine Augen funkeln vergnügt. Er sieht richtig erholt aus.
    »Ich tue mich auch noch etwas schwer«, sagt der Lehrer mit eingefallenen Wangen und dunklen Ringen unter den Augen.
    »Was ist denn mit den anderen?«, frage ich.
    Der Bürgermeister lächelt Daphne verliebt an. Er nuckelt an einem Würstchen. »Keine Ahnung, was mit denen war. Die haben alle gleich schlappgemacht, fast auf der Stelle, komisches, fußfaules Volk. Aber so war es viel lustiger zu zweit.«
    »Stimmt«, echot Daphne.
    »Musstet ihr denn nicht übernachten?«
    »Ach, wir haben das Zelt einmal aufgebaut, aber mehr so zum Spaß. Und als es gerade richtig nett geworden war und wir uns immer besser kennengelernt haben, wir richtig ins Gespräch gekommen sind und so, da tauchtet plötzlich ihr beiden traurigen Gestalten am Horizont auf.«
    Die beiden lächeln sich an. Ich merke, dass ich eifersüchtig bin.
    »Wie geht es denn jetzt weiter?«, meldet sich der Lehrer mit ganz leiser, müder, trüber Stimme zu Wort.
    »Jetzt bauen wir erst einmal das Zelt auf«, sage ich, »und schlafen uns gründlich aus, damit die Spaßbremsen unter uns wieder zu Kräften kommen. Anschließend knoten wir unsere Seile zusammen, und dann folgen wir den ausgelegten Seilen Richtung Stadt, die Strapazengruppe in die eine, die Fit-for-fun-Gruppe in die andere Richtung. Dort sammelt ihr die zurückgekehrten Expeditionsteilnehmer ein und du, Daphne, nimmst sie durch die Tür mit zurück nach Hause. Wir treffen uns bei der Hütte. Und solltet ihr viel früher als wir ankommen, macht euch keine Sorgen, wir schaffen das schon, wir haben schon ganz andere Dinge geschafft.«
    »Wie war es denn bei euch?«, fragt Daphne.
    »Es geht«, brumme ich.
    Der Lehrer und ich folgen den von Daphne und ihrem Bürgermeister verknoteten Seilen. Im Bewusstsein, einem Weg zu folgen, der ein Rückweg ist, der erprobterweise in die Stadt hineinführen muss, den gerade zwei Personen locker parlierend dahergewandelt kamen.
    Tatsächlich geht es sich viel einfacher. Ich kann die Einöde jetzt sogar in ihrer landschaftlichen Schönheit wahrnehmen.
    Die Reizarmut wirkt plötzlich wohltuend und lindernd. Die Farben beruhigen das Auge, das Grau, Gelb und Ocker. Auch dem Lehrer scheint es besserzugehen. Er schreitet wieder mit geradem Rücken voran, er pfeift gelegentlich vor sich hin, er lächelt, wenn sich unsere Blicke treffen.
    »Was kommt denn nun eigentlich auf Sie zu«, fragt er mich, »wenn Sie endlich zurückgekehrt sein werden in Ihre Welt, wenn Sie Ihre Aufgabe hier erledigt haben?«
    Die Frage versetzt mir einen Stich.
    Ich sage: »Die Frau, die ich liebe, meine Verlobte, liegt in meiner Welt in einem Krankenhaus und ist nicht bei Bewusstsein. Sie erlitt einen Unfall und liegt seither im Koma, und ich sollte eigentlich neben ihr am Bett sitzen und darauf warten, dass sie wieder zu sich kommt, und nicht hier mit Ihnen, mit Verlaub, durch die Einöde spazieren. Außerdem muss ich herausfinden, ob ich in meiner Welt immer noch in Türen verschwinde, was ich nicht hoffen will, oder ob ich mich in diesem Augenblick gerade heile.«
    »Oh«, sagt er, »das wusste ich nicht, das mit Ihrer Frau.« Er sieht wirklich betroffen aus.
    Beim Gehen schaue ich auf meine Turnschuhe und frage mich, ob sie wirklich wach sein und mich aus braungrünen Augen versonnen mustern wird, wenn ich zurückgekehrt sein werde, weil ich einer geheimnisvollen, verborgenen, geteilten Stadt in Kugelform jenseits einer Kellertür und eines Kleiderschrankes mit einem Trick zur Wiedervereinigung verholfen habe. Ich frage mich: Was ist die hirnanatomische Entsprechung für diesen Kniff?
    »Moment«, sagt der Lehrer und bleibt stehen. Er mustert mich scharf. »Aber Sie haben hier mit Daniela geschlafen.«
    »Stimmt«, sage ich.
    »Aber Sie sagten gerade, dass Sie dort, wo Sie herkommen, einer anderen Frau versprochen sind, einer Frau, die sich in einer Notlage befindet.« Er schaut mich entrüstet an.
    »Das ist richtig«, sage ich.
    »Nein, es ist nicht richtig«, korrigiert mich der Lehrer. »Unter moralischen Gesichtspunkten ist es das nicht.«
    »Nein«, seufze ich, »Sie haben recht. Und ich werde mich bessern.«
    »Hm«, macht er mit dem verkniffenen Gesicht, das ich so gut von ihm kenne. Wir setzen uns langsam wieder in Bewegung.
    »Auch wenn ich unter moralischen Gesichtspunkten ein zweifelhaftes Individuum

Weitere Kostenlose Bücher