Lea - Untermieterin bei einem Vampir
rückwärts. Dann wirbelte er mich im Kreis herum. Ich gebe zu, es war lustig.
„Schließ deine Augen und leg den Kopf in den Nacken“, forderte er mich auf.
Warum auch immer, ich tat es. Er drehte und drehte. Das Wasser stieb von uns kreisförmig davon. Ich spürte die Strömung an meinen Füßen, als das Wasser durch meine Zehenspitzen glitt, seine Hände um meine Taille und den Rücken, seine Haut unter meinen Fingern.
Ich sah in hellen und dunklen Flecken das Licht durch meine geschlossenen Augenlider tanzen und jauchzte vergnügt, auch wenn mir schwindlig dabei wurde. Doch Tom hielt mich fest und so brauchte ich mich nicht darum zu sorgen.
„ Und jetzt öffne die Augen.“
Ich tat es. Da mein Kopf noch im Nacken lag, stand auch die Welt um mich herum Kopf. Gleichzeitig drehte sie sich dabei unaufhörlich. Die Liegen mit Nate und Megan, der Poolrand, ein Baum im Garten, dessen Äste nach unten und dessen Stamm nach oben ragten, seine Eltern am Tisch, das Haus; alles zog verkehrt herum an mir vorbei und verband sich zu konturlosen Farbschlieren. Die Erde war oben und der Himmel unten.
„Aaaaaaah!“, quiekte ich benebelt. Kaffeetassen in Freizeitparks zu fahren machte mich nicht halb so beballert. Tom lachte. Dann hielt er inne, aber alles kreiste weiter. Er ließ mich behutsam zurück ins Wasser gleiten und ich nahm den Kopf vor. Junge, war mir vielleicht schwindlig! So stützte ich mich weiter an Tom ab. Meine Beine waren weich wie ungebackener Kuchenteig.
„ Lass bloß nicht los, Tom, sonst geh ich unter”, warnte ich ihn.
Ich glaube, er lächelte. Doch er war genauso undeutlich und verschwommen, wie der Rest der Welt. „Ist dir gar nicht schwindlig?“, fragte ich.
„Doch, ziemlich“, gestand er atemlos. „Aber ich halte mich einfach an dir fest.“
„ Oh nein“, klagte ich. „Wir werden ertrinken.“
Tom lachte. „Das würde ich nicht zulassen.“
„Da bin ich beruhigt.“
Er schmunzelte. Seine Hand wanderte auf meine Wange und er neckte meine Nasenspitze mit seinem Daumen.
„Verrücktes Huhn“, flüsterte er. Mein Kopf bekam langsam wieder ein klares Bild. Es war erstaunlich, wie das Gehirn alles justierte und die Dinge vertraut aussehen ließ. Toms Schokoladenaugen sahen mich direkt an.
„ Wollt ihr ein Stück Kuchen?“, fragte Jenny vom Tisch aus.
Ich nickte ihn bittend an. Ich liebe Süßigkeiten einfach über alles. Er grinste.
„Ja Mom“, antwortete er für uns.
Wir kletterten aus dem Wasser. Tom hob mich dabei hoch. Ich mutmaßte ja ziemlich stark, dass er einfach einen Platz in der ersten Reihe bei der Betrachtung meines Hinterns haben wollte. Daher zischte ich ihm ein rügendes: „Schwerenöter“ zu, das er nur mit einem jovialen Grinsen beantwortete.
Jenny hatte Himbeerkuchen mit Biskuitboden. Mir lief das Wasser verlangend im Mund zusammen.
„ Lea Liebling, magst du ein großes oder ein kleines Stück?“, fragte mich Tom ganz Unschuld.
Er kannte meine Schwäche für Obsttörtchen. Noch bevor ich antworten konnte, reichte er mir eine ordentliche Portion. Ich lächelte selig und zog verzückt die Augenbrauen zu einem kleinen Hüpfer empor.
Megan stand lächelnd neben mir. „Es ist hübsch hier, nicht?“, fragte sie mich.
Ich konnte nun ihre Augen sehen, denn sie hatte ihre Brille abgenommen. Sie waren so braun wie Toms, aber ihre Gesichtszüge waren feiner und nicht so kantig.
„Weißt du, Tom hat schon ziemlich lange niemanden mehr hergebracht“, erklärte sie. „Zuletzt war...“
„ Äh Megan“, wandte er ein und brachte sie zum Schweigen. Was war zuletzt?
„ Lass uns ein paar Schritte gehen“, schlug Tom nun vor und zog mich von seiner Schwester weg. Da ich meinen Kuchen hatte, war ich getröstet und bummelte kauend hinter ihm her. Innerlich zuckte ich mit den Schultern. Ging mich wohl nichts an.
„ Der Kuchen schmeckt toll“, rief ich seiner Mom mit halbvollem Mund über die Schulter zurück zu.
Sie schmunzelte begütigend. „Wunderbar, Lea. Wir haben noch mehr davon.“
Tom schlenderte auf eine kleine Bank unter einer herrlichen Lebenseiche zu, deren Äste breitgefächert über uns aufragten. Weiches Louisianamoos hing in dichten Flechten von den Zweigen herab und schaukelte in einer lieblichen Brise. Ich setzte mich mit meinem Kuchen auf die Bank und streckte faul und zufrieden meine Beine von mir. Die Sonne ließ meinen Bikini schnell trocknen. Ich pflückte eine dunkelrote Himbeere mit Daumen und Zeigefinger vom Kuchen und
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