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Lea - Untermieterin bei einem Vampir

Lea - Untermieterin bei einem Vampir

Titel: Lea - Untermieterin bei einem Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Winter
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naschte sie genüsslich auf.
    Tom stand eine Armlänge von mir entfernt und strich mit seiner Hand über das tief hängende Moos. Sein Gesicht bekam einen verträumten Ausdruck, als er mich ansah.
    „Weißt du, was man sich über dieses Moos erzählt, Lea?“
    Ich schüttelte nur den Kopf und ließ eine weitere Himbeere in meinem Mund verschwinden. Dann schleckte ich meine Finger ab, bevor ich nach der nächsten griff. Toms Blick folgte meinen Bewegungen. Ich hatte nicht die besten Essmanieren und so wunderte es mich nicht, dass er mikroskopisch genau hinsah. Ich bot sicher einen lustigen Anblick.
    „Die indianische Legende sagt“, begann er, „dass eine Prinzessin am Tag ihrer Hochzeit umgebracht wurde. Der trauernde Bräutigam schnitt ihr Haar ab und hing es an einen Baum. Der Wind kam“, sagte Tom und ich hörte das Rascheln und Rauschen in der alten Lebenseiche über uns. Es war beinahe gespenstisch. „Er trug es mit sich davon und verteilte es überall. Dies hier“, er strich mit seinen Fingern zärtlich durch die Moosflechten, „ist also den Indianern zufolge das Haar der toten Prinzessin, die von Feinden getötet wurde.“
    Ich seufzte und sah über das viele Moos in diesem und all den anderen Bäumen in der Nähe, ein kummervolles Symbol verlorener Liebender.
    „Das ist eine traurige Geschichte, Tom.“
    „ Ich habe auch eine lustige Anekdote dazu.“
    „ Ja bitte. Ich werde sonst ganz melancholisch.“
    Ich hatte diese herrlichen Bäume und ihre wurzellosen Moosfäden schon immer geliebt. Doch nun gab es diese von Trauer erfüllte Mythologie dazu.
    „Die Spanier nannten das Louisianamoos Franzosenperücke“, erklärte Tom. „Die Franzosen hingegen nannten es Spanischer Bart.“
    Er grinste und hielt sich ein herabhängendes Büschel an sein Kinn.
    „Oh nein! Ein finsterer Spanier!“, proklamierte ich sogleich.
    Wir mussten beide lachen. Tom sah wirklich absurd aus mit dem Moosvollbart.
    „Zumindest halten es alle einhellig für Haare“, überlegte ich.
    „ Ich weiß nicht“, meinte Tom und betrachtete nachdenklich das Büschel in seiner Hand. „Für mich sieht es aus, wie gutes altes Moos.“
    Ich warf mit einer Himbeere nach ihm. Er strahlte mich herausfordernd an. Ich sah den Schalk in seinen Augen und bemerkte dann, wie sich ein Schatten über sein Gesicht legte. Ich sah zum Himmel und erkannte, dass die Sonne unterging. Der orange Feuerball verschwand hinter den Bäumen. Als ich mich zurück zu Tom drehte, sah ich ihm an, dass er meine Gedanken erraten hatte.
    „Es wird langsam spät, Tom.“
    Er nickte.
    „Und unsere Badesachen sind auch trocken. Ich geh mich trotzdem schnell umziehen, bevor wir fahren.“
    Ich stand auf und lief zurück zum Haus. Tom folgte mir, sagte aber nichts mehr. Bei der Terrasse angekommen angelte ich nach meiner Tasche und verschwand zum Umziehen ins Bad. Ich löste meinen Haarknoten und fuhr mit den Fingern durch die feuchten Strähnen. Dann bestrich ich meine Lippen abermals mit Himbeerglosse. Als ich fertig war, fand ich die Terrasse verlassen vor.
    „Hallo?“, rief ich.
    „ Wir sind hier im Wohnzimmer, Lea“, klang der Singsang seiner Mutter zu mir herüber.
    Ich folgte ihrer Stimme und betrat einen großen hellen Raum, der äußert bequem möbliert war. Sie hatten sich in helle Couchen gesetzt und entspannt die Füße hoch gelegt. Ich ging zu Tom.
    „Wollen wir dann?“, fragte ich ihn.
    Ich sah seinem Gesicht nicht an, was er dachte, doch er nickte. Er umarmte seine Mom und Megan zum Abschied und wir winkten den anderen. Tom nahm meine Hand und ging mit mir zur Tür. Wir waren schon beinahe hindurch, als ich seine Mutter ein triumphales „Ah!“ ausstoßen hörte. Wie angewurzelt blieb ich stehen und blickte mich perplex zu ihr um. Ihr Gesicht strahlte freudig wie das eines kleinen Kindes und sie deutete aufgeregt mit ihrem ausgestreckten Finger auf etwas über unseren Köpfen. Ich folgte der imaginären Linie und blickte erstaunt blinzelnd zu einem Mistelzweig auf.
    Im selben Moment rief sie auch schon begeistert: „Ihr steht unter dem Mistelzweig. Ihr müsst euch küssen!“
    Mein Magen sackte einige Stockwerke tiefer.
    „Aber es ist gar nicht Weihnachten“, stammelte ich gänzlich verwirrt.
    „ Ach papperlapapp“, dementierte sie. „Der hängt bei uns ganzjährig im Haus. Man sollte nicht 364 Tage warten müssen, um einen Anlass zu haben, sich zu küssen. In unserem Haus ist viel Liebe“, versicherte mir Mrs. Tilly.
    Entgeistert sah

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