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Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition)

Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition)

Titel: Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Béla Bolten
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Fotodateien. Grendel öffnete die erste. Es war eine andere Frau, etwas älter als die vorige, Thal schätzte sie auf Mitte zwanzig. Sie lag auf einer Steintreppe und trug einen Minirock aus dickem, schwarzem Nappaleder und eine dichte, ebenfalls schwarze Strumpfhose. Über einen dunklen Wollpullover hatte sie eine weiße Steppweste gezogen. Die Augen waren geschlossen, das Gesicht stark geschminkt mit grellrot gefärbten Lippen, wobei der Strich nicht sorgfältig ausgeführt war. Hatte es die Frau eilig? Der Kopf war nach hinten gebogen, wodurch die Perücke von schwarzem, schulterlangem Haar verrutscht war, als habe sie jemand nicht ordentlich auf den Kopf gesetzt. In Wirklichkeit waren die kurz geschnittenen Haare blond. Die Beine waren leicht angewinkelt, die Hände lagen wie zum Gebet gefaltet auf dem Bauch.
    Grendel öffnete das zweite Foto. Die Frau hielt mit beiden Händen ihren Rock über dem Bauch fest, als wollte sie dem Betrachter ihre gut geformten, langen Beine präsentieren.
    Auf dem dritten Foto hatte der Fotograf einen anderen Bildausschnitt gewählt. Es war nur der Oberkörper der Frau zu sehen, ihr linker Arm befand sich angewinkelt unter dem Pullover, sodass die Hand auf der rechten Brust lag. Auf dem nächsten Bild war der Pullover bis zum Hals hochgeschoben. Der leicht gewellte Bauch der Frau lag frei, der BH war rechts über die Brust geschoben, die von der linken Hand der Frau verborgen war.
    Auf dem fünften Foto fehlte der BH. Die großen, aber festen Brüste bildeten das Zentrum des Bildes. Als Grendel die letzte Bilddatei öffnete, stieß er einen kurzen, leisen Pfiff aus. Nochmals eine Ganzkörperaufnahme. Der Oberkörper war unverändert: hochgeschobener Pullover und kein BH. Der linke Arm war jetzt abgewinkelt, sodass die Hand unter dem leicht angehobenen Kopf lag. Die Augen waren aufgerissen, der Mund geöffnet. Die Beine der Frau waren noch mit der Strumpfhose bekleidet, aber weit gespreizt. Der rechte Arm hing am Körper herunter, die Hand lag auf ihrer Scham.
    Die drei Kriminalbeamten schauten gebannt auf den Bildschirm. Thal fing sich als Erster:
    »Eins steht jetzt fest: Hier handelt es sich nicht um irgendeinen verrückten Typen, der sich einen Spaß daraus macht, Frau oder Freundin in entwürdigenden Situationen zu fotografieren. Es ist ohne Zweifel eine andere Frau.«
    Während Bettina stumm nickte, schaute Grendel fragend über den Rand seiner Brille:
    »Was heißt hier andere Frau? Gibt es etwa noch mehr Bilder, von denen ich nichts weiß?«
    Berg erzählte ihm in wenigen Worten vom ersten Brief, den einer von Grendels Kollegen untersucht hatte, ohne ihn zu informieren.
    Der Techniker drehte sich zum Bildschirm und zog die Tastatur zu sich.
    »Ich schicke die Datei an den Leichenfledderer. Vielleicht erkennt er, ob wir es mit einer lebendigen Person oder einer Leiche zu tun haben.«
    Obwohl Thal ihn aufklärte, dass der Gerichtsmediziner sich gestern nicht festgelegt hatte, schickte Grendel die E-Mail mit der Bitte um sofortigen Rückruf ab.
    »Kannst du die Bilder für uns ausdrucken?«, fragte Bettina.
    Grendel nickte. Sekunden später begann der Hochqualitätsdrucker zu arbeiten. Währenddessen klingelte das Telefon. Grendel meldete sich.
    »Hallo Herr Doktor. Moment, ich schalte den Lautsprecher an, die Ermittler sind auch im Büro.«
    »Narri, Narro«, dröhnte die Stimme von Professor Dr. Gerhard Restle, dem Leiter der Freiburger Rechtsmedizin, aus dem Telefon. »Oder wie auch immer es bei euch dort unten heißt. Dass ihr noch arbeitet! Ich dachte, in Konstanz sind alle am Schmotzigen uff d'Gass.«
    Thal unterbrach den fröhlichen Redeschwall:
    »Guten Tag, Herr Doktor. Können Sie auf den neuen Fotos mehr erkennen? Vor allem: Lebt die Frau, oder ist sie tot?«
    »Tot oder lebendig, das ist hier die Frage! Aber ehrlich, wie soll ich das aufgrund dieser Bilder sagen. Bringt mir den Körper der Frau, und ihr bekommt eine Antwort.«
    Thal brummte: »Bei einer Leiche wissen wir selbst, dass sie tot ist.«
    Der Pathologe lachte auf:
    »Glauben Sie mir, mein lieber Herr Hauptkommissar, das erkennen nicht alle auf den ersten Blick.«
    Jetzt mischte sich Bettina Berg in das Gespräch ein.
    »Aber Sie haben doch sicher eine Meinung. Ohne Gewähr, versteht sich.«
    »Nun gut. Natürlich kann man ausschließlich anhand der Fotos nicht sagen, ob die Frau lebt oder nicht. Aber ich glaube nicht, dass sie tot ist.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Nun ja«, Restle machte eine kurze

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