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Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition)

Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition)

Titel: Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Béla Bolten
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dem kurzen Flur des Kriminalkommissariats 1 stieß sie mit Stephanie Bohlmann zusammen, die mit hochrotem und gesenktem Kopf grußlos aus dem Büro, das sie mit Auer und Gerth teilte, in die Teeküche rannte. Bettina Berg folgte ihr, sie brauchte dringend einen Kaffee.
    »Guten Morgen, Stephanie.«
    Die junge Kollegin nickte nur stumm mit dem Kopf und füllte den Wasserkocher. Sie trank als Einzige im KK 1 Tee.
    Bettina Berg nahm ihren Kaffeebecher – im Unterschied zu allen anderen war er nicht mit einem idiotischen Witz oder einem Werbeemblem versehen, sondern schlicht weiß – und stellte ihn in die Kaffeemaschine.
    »Kein guter Morgen heute?«, fragte sie ihre junge Kollegin, die sie daraufhin aufschaute.
    »Irgendwann bring ich den Kerl um.«
    Endlich fängt sie an, sich zu wehren, dachte Bettina und sagte:
    »Egal, ob du Gerth oder Auer meinst, ich bin dabei.«
    Die beiden Frauen schauten sich an und prusteten los.
    Bettina nahm ihren Kaffeebecher und zwinkerte Stephanie Bohlmann zu: »Aber erst lass uns unseren Fall lösen!«
     
    Wagner war scheinbar unterwegs, denn das Büro war leer. Auf seinem Schreibtisch lag ein angebissenes Schinkenbrötchen auf der zerrissenen Tüte. Mit der linken Hand nahm Bettina ein Fastnachtsküchlein und schaltete mit der rechten ihren Computer an. Der Rechner hatte sich noch nicht hochgefahren, als die Tür aufging und Thal hereinstürmte. Obwohl er gehetzt wirkte, sah er besser aus als am Tag zuvor. Die Haare auf Normalmaß gekürzt und rasiert. Die Besorgnis in seinem Blick war unübersehbar.
    Bettina legte das fettige Ausgebackene zurück auf die Tüte, leckte sich die Finger und fragte:
    »Wieder ein Brief?«
    Thal nickte. Er legte die Plastiktüte mit dem Briefumschlag auf den Tisch. Dieses Mal war er besser vorbereitet. An den Briefkasten hatte er einen Zettel geklebt: »Wenn Post für Thal, bitte klingeln.« Trotzdem erschrak er, als es kurz nach neun schellte. Auf jeden Fall hinterließ er keine Fingerabdrücke auf dem Umschlag.
    Bettina Berg nahm den Umschlag, drückte kurz Thals Hand und stand auf.
    »Komm, wir bringen ihn am besten gleich zur Technik.«
    Auf dem Flur trafen sie Kriminaldirektor Immanuel Schober, der wie immer aussah wie aus dem Ei gepellt: dunkler, perfekt geschnittener Einreiher, weißes Hemd mit dunkelblauer, dezent gestreifter Krawatte. Als er Berg und Thal sah, stutzte für einen kurzen Moment, ehe er sie in seinem typischen Singsang ansprach:
    »Ah, Herr Thal. Schön, Sie zu sehen. Wie geht es Ihnen? Wieder gesund?«
    »Guten Morgen, Herr Kriminaldirektor. Ja, ich bin so weit, meinen Dienst wieder aufzunehmen.«
    Schober schien nicht zu bemerken, dass Bettina überrascht die Augen aufriss, sondern antwortete sachlich:
    »Schön, schön, wir können jeden Mann brauchen in diesen Tagen. Am besten lassen Sie sich von der Kollegin Berg über die Einbruchsserie informieren. Das hat absolute Priorität, müssen Sie wissen.« Er drehte sich schwungvoll um und verschwand in Gerths Büro.
    Bettina Berg strahlte Thal an. Er hakte sie unter und flüsterte ihr zu:
    »Freu dich nicht zu früh. Noch ist nicht sicher, ob Gerth dir als Chef erspart bleibt. Aber diese Fotosache ist mein Fall.«
    Im Büro der Kriminaltechnik saß nur Hartmut Grendel an seinem Schreibtisch und hämmerte auf die Tastatur seines Computers.
    »Na, was bringt ihr mir denn da Schönes?«
    Die beiden Kommissare schauten stumm zu, als der Techniker den Umschlag vorsichtig öffnete und mit einer Pinzette einen Speicherchip herauszog. Er beklebte ihn mit kleinen Plastikstreifen zur Sicherung von Faserspuren, ehe er das winzige Stück Plastik mit Puder bestäubte. Jeder Handgriff war routiniert und konzentriert zugleich. Tausende Mal hatte er in den vergangenen dreißig Jahren Spuren gesichert und dokumentiert. Bettina Berg und Alexander Thal setzten sich auf die zwei freien Bürostühle, Grendels Kollegen waren zu einem Einsatz außer Haus. So gespannt sie auch waren, ließen sie den Techniker doch in Ruhe arbeiten. Jede noch so winzige Spur konnte ihnen helfen, den Täter zu ergreifen.
    Schließlich hob Grendel den Kopf:
    »Keine Fingerabdrücke. Zu anderen Spuren kann ich erst später etwas sagen. Sollen wir schauen, was auf dem Chip gespeichert ist?«
    Berg und Thal nickten. Grendel schob den Chip in den Computer. Wieder war ein Dateiordner vorhanden, dem der Absender einen Namen gegeben hatte: Die Verführung. Wie beim ersten Mal enthielt der Ordner sechs durchnummerierte

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