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Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition)

Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition)

Titel: Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Béla Bolten
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als sie das Bild gemeinsam aufhängten.
    Leah legte ihm den Arm um die Schulter und antwortete lächelnd:
    »Sieh an, mein Kunstbanause macht sich. So denkst du wenigstens jeden Tag an unsere Vereinbarung, dass du in drei Jahren die Tür zu diesem Büro endgültig hinter dir zumachst und wir mindestens für ein halbes Jahr in Gauguins Südseeparadies fahren.«
    Obwohl jederzeit ein Kollege hereinplatzen konnte, küssten sie sich anschließend lange und innig.
    Thal nahm einen Schluck Kaffee, ging um den Schreibtisch herum und setzte sich auf den Stuhl, der bequemer war, als er aussah. Er durfte sich nicht seinen Gedanken hingeben oder in Trauer versinken. Er wusste, dass er dann nicht klar denken konnte. Er nahm die Fotos zur Hand und legte sie wie eine Patience vor sich auf die Tischplatte. Ausgedruckt wirkten die beiden Szenen viel realer. Jetzt erkannte er die Inszenierung hinter den Fotos. Die Dramaturgie war aufeinander aufgebaut. In der ersten Serie war die Frau eher dezent bekleidet, Körperhaltung und Gesichtsausdruck waren zurückhaltend.
    Die Frau der zweiten Serie trug aufreizende Kleidung, die Brust wurde bloßgelegt, und die Körperhaltung, vor allem die Stellung der Hände, sollte eine eindeutig erotische Anspielung sein.
    Der Täter verhielt sich wie ein Modefotograf, der seine Modelle in verschiedenen Posen ablichtete.
    Thal nahm eine neue Aktenmappe und einige Blatt Papier aus seiner Schreibtischschublade, drehte seinen Füllfederhalter auf und schrieb in großer Handschrift die zentralen Fragen auf.
    »Wer sind die Frauen?
    Leben die Frauen?
    Sind sie bei Bewusstsein oder betäubt?
    Wo sind die Tatorte?
    Warum schickt der Täter mir die Fotos?
    In welcher Beziehung steht der Täter zu mir?«
    Antworten auf die ersten drei Fragen konnte er im Moment nicht finden. Dazu reichten die Bilder nicht aus. Also wäre es am sinnvollsten, sich zunächst mit der Frage zu beschäftigen, warum die Fotos an ihn adressiert wurden. So ergaben sich die zu erledigenden Aufgaben, die Thal unter die Fragen notierte:
    »Welcher vom Konstanzer KK 1 verhaftete Täter wurde vor Kurzem aus der Haft entlassen?
    Welche Sexualstraftäter aus der Gegend wurden in der letzten Zeit entlassen?«
     
    Er betrachtete das Blatt. Viel war es nicht, was er tun konnte. Es gab nicht genug Anhaltspunkte. Wenn er mit seiner Vermutung recht hatte, dass der Täter mit den Bildern einer von ihm selbst entworfenen Inszenierung folgte, würde es mit Sicherheit noch mehr Fotos und damit mehr Opfer geben. Es konnte sein, dass auch diese Bilder bereits gemacht waren. Trotzdem nahm Thal erneut den Füller zur Hand und schrieb als letzten Punkt:
    »Eine Warnung herausgeben!!!«
    Er griff zum Telefon und drückte eine Kurzwahltaste. Schon beim zweiten Klingeln wurde geantwortet:
    »Südkurier Lokalredaktion, Thal. Was kann ich für Sie tun?«
    »Hallo Tobias. Ich habe wenig Zeit, aber wir müssen uns heute noch treffen. Ich habe hier einen Fall, bei dem ich deine Mithilfe brauche.«
    »Hi Paps. Schön, dass du dich auch mal wieder meldest. Wie ich sehe, bist du im Büro. Geht es denn wieder?«
    »Ich habe wirklich keine Zeit, Tobias, und ich weiß, dass bei euch auch der Teufel los ist. Trotzdem müssen wir uns treffen. Es ist ernst.«
    Am anderen Ende der Leitung seufzte sein Sohn deutlich hörbar.
    »Okay, Paps. Komm um fünf Uhr in die Redaktion, dann ist hier der schlimmste Wahnsinn vorbei.«
    Als Thal den Telefonhörer auflegte, schüttelte er sachte den Kopf. Er fürchtete, dass der Wahnsinn gerade erst begonnen hatte.
     
     
    ***
     
     
    Der Weinwinkel gehörte zu den Konstanzer Traditionslokalen, die noch nicht von Touristen okkupiert waren. Außerdem war die Weinstube in der Niederburg einer der Orte, an denen sich die Narren von den Anstrengungen der Straßenfastnacht erholen konnten. Er betrat die enge, kleine Wirtschaft aus Sentimentalität. Vor drei Jahren war er schon einmal hier gewesen, fast zur gleichen Zeit, in ihrer Begleitung. Damals ahnte er nicht, wie dieser Abend in sein Leben eingreifen würde. Sie machte ihn auf das wilde Treiben ringsherum aufmerksam:
    »Sehen Sie sich das an, zur Fastnacht wird in Konstanz die Welt aus den Angeln gehoben.«
    Mit der Hand beschrieb sie einen großen Bogen und legte sie anschließend wie zufällig auf seinen Arm. Er spürte, welche Energie in dieser Frau war. Sie war eine Magierin. Sein Arm brannte, als sie fortfuhr:
    »In diesen Tagen taumeln die Sinne in dieser Stadt. Was glauben Sie, wie

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