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Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition)

Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition)

Titel: Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Béla Bolten
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fühlen!
     
     
    ***
     
     
    Kurz nach sieben betrat Thal den Besprechungsraum des KK 1. Um den ovalen Tisch saßen neben den Mitarbeitern des Kommissariats noch der für den Fastnachtsumzug zuständige Einsatzleiter sowie der Polizeipräsident höchstpersönlich. Hinter den Fenstern dämmerte der Tag. Die Stimmung war gedrückt, aber konzentriert. Die Tischnachbarn unterhielten sich gedämpft miteinander, Schober blätterte in einem dünnen, roten Aktenordner. Den gleichen hielt Bettina Berg in der Hand. Als Thal sich auf den freien Platz neben ihr setzte, beugte sie sich zu ihm herüber.
    »Die Berichte von Grendel und Restle sind da.«
    Thal räusperte sich und bat Bettina Berg, alle auf den neuesten Stand zu bringen.
    Sie stand auf und nahm das oberste Blatt aus ihrer Aktenmappe.
    »Wir haben die vorläufigen Berichte der Kriminaltechnik und der Rechtsmedizin zur gestrigen Tat. Die Spurenlage ist wie in den vorangegangen Fällen dieser Serie eher dürftig. Um nicht zu sagen: Es gibt keine Spuren, weder im Hausflur noch auf dem Briefumschlag oder Chip. Immerhin konnte die Identität des Opfers geklärt werden. Die Frau heißt Mandy Kleiber, ist einundzwanzig Jahre, wohnt in einem kleinen Apartment in Petershausen und arbeitet als Rechtsanwalts- und Notargehilfin in einer Kanzlei auf der Rheingutstraße.«
    Bettina Berg blickte von ihrem Blatt auf. Da niemand eine Frage stellte, nahm sie drei von einer Büroklammer gehaltene Blätter zur Hand. Thal erkannte den Briefkopf der Freiburger Rechtsmedizin. Restle musste das Opfer noch in der Nacht in der Konstanzer Klinik untersucht haben. Respekt!
    Bettina hielt das oberste der beiden Blätter hoch und überflog den Inhalt der zweiten Seite. Dann setzte sie ihren Vortrag fort.
    »Interessanter ist der Bericht des Rechtsmediziners. Er kommt zu dem Ergebnis, dass Mandy Kleiber schwer misshandelt wurde. Sowohl im Mund, in der Vagina und im Anus fanden sich Spuren eines Kondomgleitmittels.«
    Bettina Berg machte eine kurze Pause, weil sie spürte, dass die Kollegen die Nachricht erst verdauen mussten. Sie schaute kurz von ihrem Blatt auf, dann fuhr sie fort.
    »Außerdem weist das Opfer Hämatome an Armen und Handgelenken auf, die darauf hindeuten, dass sie sich mit großer Kraft gewehrt hat. Der Doc schließt daraus, dass sie zumindest zu Anfang ihres Martyriums bei Bewusstsein war. Weil die Konzentration von Gamma-Hydroxy-Buttersäure in ihrem Blut extrem hoch war, muss der Täter sie am Schluss mit einer großen Dosis des Gifts betäubt haben.«
    Bettina Berg hatte ihren Bericht beendet und setzte sich. Schober nahm seine Brille ab und drückte die Nasenwurzel zwischen Daumen und Zeigefinger. Auch alle anderen schwiegen, die meisten blickten starr auf die Tischplatte vor sich. Stephanie Bohlmann durchbrach das Schweigen.
    »Wenn der Doc mit seiner Vermutung richtig liegt, könnte Mandy Kleiber den Täter erkannt haben.«
    Thal war erneut erstaunt, wie schnell die junge Kollegin einen Sachverhalt durchschaute. Ihr messerscharfer analytischer Verstand ersetzte die fehlende Erfahrung. Ihre Bemerkung löste sofort eine Debatte unter den Kollegen aus, die nach wenigen Sekunden durch den Triumphmarsch aus Aida beendet wurde. Schober griff hastig in seine Sakkotasche, bevor jemand eine Bemerkung über seinen Klingelton machen konnte. Das Gespräch war kurz. Nachdem er aufgelegt hatte, sah Schober in die Runde.
    »Vielleicht wissen wir gleich, ob die Kollegin Bohlmann recht hat. Das war die Klinik. Frau Kleiber kann jetzt kurz befragt werden.«
     
    Berg und Thal sprachen kaum während der kurzen Fahrt zur Klinik. Sie hatten die Besprechung sofort nach dem Anruf verlassen, die weitere Einsatzplanung für den heutigen Tag konnten die Kollegen auch ohne sie vornehmen. Bettina steuerte ihren Toyota auf den am frühen Fastnachtssonntag wie erwartet leeren Klinikparkplatz. Sie fuhren mit dem Lift in den vierten Stock, wo sie von der Stationsärztin Dr. Annemarie Miez empfangen wurden. Die Ärztin blickte die beiden aus müden, tief in den Höhlen liegenden Augen an, sie hatte in den letzten vierundzwanzig Stunden nicht geschlafen. Sie führte die beiden Polizisten in ein winziges, bis auf einen billigen Druck von Manets »Frau mit Sonnenschirm« schmuckloses Zimmer. Am Fußende der schmalen Liege lag eine achtlos zusammengefaltete Decke. Frau Dr. Miez setzte sich auf diesen Diwan und überließ den Polizisten die beiden einzigen Stühle im Raum. Thal spürte eine leichte

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