Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition)

Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition)

Titel: Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Béla Bolten
Vom Netzwerk:
gehangen. Der Täter hatte Füße und Hände mit den Strümpfen am Treppengeländer festgebunden. Tamara Koloscheks Kopf hing frei und mit überdehntem Hals nach rechts, ohne den Boden zu berühren. Die Inszenierungen schienen nicht so präzise wie bei den vorherigen Opfern, sie wirkten improvisierter. Auch die Fotos waren hastig aufgenommen, eher Schnappschüsse, keine überlegten Bildkompositionen. Der öffentlich Ort, am dem er ständig mit Entdeckung rechnen musste, hatte den Fotografen zur Eile getrieben. Am meisten erschreckte Bettina das Gesicht. Die schwarzen Augen waren aufgerissen, als registrierte die Frau mit Entsetzen, was mit ihr geschah. Das Augen-Make-up war verschmiert, genauso der Lippenstift, als habe sie wild und leidenschaftlich geküsst. Thal schien das Gleiche zu denken.
    »Findest du nicht auch, dass sie viel lebendiger aussieht als die anderen Frauen? Als wäre sie nicht bewusstlos.«
    Konnte es sein, dass der Fotograf die Droge zu niedrig dosiert hatte? Musste sie ihr gesamtes Martyrium miterleben?
    Thal wählte im Bildbetrachtungsprogramm die Funktion »Diaschau«. In einer Endlosschleife erschien jeweils im Abstand von drei Sekunden ein neues Bild.
    »Die Erfüllung«, sagte Thal, »was ist damit bloß gemeint? Nach sexueller Erfüllung der Frau sieht das hier nicht aus, oder?«
    »Möglicherweise geht es ja um die Befriedigung des Mannes, danach kann die Frau entsorgt werden.«
    Der Gedanke war Bettina Berg spontan gekommen, aber je länger sie auf die Fotos starrten, desto plausibler schien es. Das Opfer war lediglich Instrument zur sexuellen Befriedigung des Mannes. Anschließend war sie wertlos. Der Fotograf legte sie Thal vor die Haustür, als wolle er sagen: Du kannst sie haben. Ich brauche sie nicht mehr. Thal erhob sich von seinem Stuhl und begann im Zimmer auf und ab zu wandern. Nach einer Minute blieb er direkt vor Bettina Berg stehen, die von ihrem niedrigen Hocker zu ihm aufsah.
    »Wenn du recht hast, Bettina, und wenn unsere Vermutung stimmt, dass es noch eine sechste Fotoserie geben wird, kann das nur eines bedeuten: Der Fotograf wird sein letztes Opfer töten.«
    »Und ganz in Weiß kleiden, wie man es mit Toten macht. Die Strümpfe dafür hat er schon gekauft.«
     
     
    ***
     
     
    Er schwitzte in seinem Kostüm, obwohl die Temperaturen deutlich unter null Grad lagen. Warum hatte er bloß so etwas Warmes gekauft? Andererseits würde ihn darin garantiert niemand erkennen. Vielleicht war ihm auch nur so heiß, weil die Erregung der letzten Stunden noch nicht abgeflaut war. Diesmal hatte er der Lust nachgegeben. Warum auch nicht? Hatten nicht viele Künstler ein Verhältnis mit ihren Modellen? Und diese kleine Hure hatte nichts Besseres verdient. Willig hatte sie sich ihm hingegeben, gebettelt hatte sie geradezu, dass er es ihr besorge. Wie sie ihre Augen aufgerissen hatte, während er ihren Mund benutzte. Wenn er sich doch nur den Schweiß abwischen könnte. Die Maske bedeckte den Kopf vollständig, und noch waren zu viele Menschen auf der Straße. Gaffer, die sehen wollten, was in dem Haus von dem Unglückskommissar passiert war, dem vor ein paar Monaten die Frau gestorben war. Zerfetzt von einer Bombe, die ihm gegolten hatte.
    Der alberne Rucksack in Form eines Jungtieres, das sich auf dem Rücken des Muttertieres festkrallte, drückte in sein Rückgrat. Er musste die Kleidung der Schlampe loswerden. Am besten warf er sie in irgendeinen Mülleimer.
    Als er sich abwenden und gehen wollte, trat der Kommissar aus dem Haus. Er war nicht alleine, eine Frau war bei ihm. Er beugte sich zu ihr herunter. Sie sah zu ihm auf, ergriff seinen Arm. So gingen sie ein paar Meter die Straße entlang, in ein Gespräch vertieft. Wer war sie? Hatte dieser Dreckskommissar etwa eine neue Tussi? War er so schnell über den Verlust der großen Leah Braasch hinweggekommen, über den die ganze Welt noch trauerte? Wie automatisch folgte er dem Paar. Er musste wissen, was da lief. Und er musste diese scheußliche Pension verlassen. Schlaf würde er heute Nacht ohnehin nicht finden. Morgen war der Tag des großen Finales. Morgen war sein Tag.
     
     
    ***
     
     
    Im Präsidium herrschte eine angespannte Atmosphäre. Trotz der späten Stunde, es war nach neun Uhr, saßen fast alle Mitarbeiter des KK 1 im Besprechungsraum und unterhielten sich über die fünfte Bilderserie des Fotografen. Bettina Berg hatte sie unter die vier anderen an die Pinnwand gehängt. Lediglich Stephanie Bohlmann fehlte. Thal

Weitere Kostenlose Bücher