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Leander und der tiefe Frieden (German Edition)

Leander und der tiefe Frieden (German Edition)

Titel: Leander und der tiefe Frieden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Breuer
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man
sich direkt dort. Außerdem lockten viele wertvolle Preise , wie es weiter
hieß. Leander stellte sich eingeschweißte Schinken vor und Kaffeemaschinen von Severin ,
beschloss aber dennoch, sich gleich am nächsten Tag anzumelden, denn Skat
gehörte zu seinen wenigen wirklichen Leidenschaften. Er hatte nur in den letzten
Jahren kaum Zeit dafür gefunden. Sein Beruf hatte ihn fast vollständig mit
Beschlag belegt, und an den wenigen Abenden, an denen er früher zu Hause
gewesen war, hatte er unmöglich gleich wieder zum Skatspielen gehen können.
Seine Familie hatte schon so fast nichts von ihm gehabt.
    Ein paar Häuser weiter lockte das Restaurant Alt Wyk ,
das über eine wunderschöne alte Freitreppe aus Backstein verfügte, auf einer
Schiefertafel mit Original Föhrer Deichlamm. Leander verglich den Preis von
19,95 Euro mit den 7,50 Euro, die er für sein vorzügliches Bauernfrühstück
bezahlt hatte, und ließ erst gar keinen Gedanken an die Unvergleichbarkeit
beider Gerichte zu. Da musste das Lamm schon überirdisch gut sein, um eine
solche Mehrausgabe zu rechtfertigen, zumal Lamm ohne Knoblauch nicht schmeckte,
Lamm mit Knoblauch aber noch weniger, da Leander Knoblauch hasste, wie er alles
hasste, was seine Geschmacksnerven zu hundert Prozent okkupierte und selbst am
nächsten Tag noch nicht wieder freigab. Leander lachte, als er diesen
Gedankengang noch einmal zurückverfolgte und konstatieren musste, dass er heute
Abend vielleicht doch ein Bierchen zu viel getrunken hatte.
    Die Große Straße mündete in den Sandwall, die Strandpromenade
der Inselhauptstadt. Hier bog Leander nach rechts ab und schlenderte zwischen
Lampen in der Form von Gaslaternen aus dem 19. Jahrhundert und erst vor wenigen
Jahren gepflanzten Kastanien, die dereinst eine schattige Allee bilden würden,
dahin – links den Strand und das Meer, rechts Cafés und Geschäfte, auf der
Promenade vereinzelt Urlauber, die langsam durch den Schnee flanierten.
    Vor dem Buchladen Bu-Bu blieb er stehen. Ein Schild über
dem Schaufenster wies auf die Langform Bunter Buchladen hin. Leander
betrachtete die Auslagen und versuchte wie immer, wenn er vor einer
Buchhandlung stand, ein System zu erkennen, nach dem die Bücher im Fenster
sortiert waren. Der Inhaber schien dem Namen des Ladens Ehre machen zu wollen,
indem er die Schaufenster bunt und bestenfalls nach seinem chaotischen Gusto
dekoriert hatte. Mit etwas gutem Willen ließen sich zwischen Bildbänden über
die Nordfriesischen Inseln und Halligen und Kochbüchern mit regionalen Rezepten
die Neuerscheinungen der Belletristik entdecken, allerdings ohne Sortierung
nach Genre oder Bindungsart. Auch mit der SPIEGEL-Bestsellerliste, die im
Fenster aushing, hatten sie rein gar nichts zu tun. Nach hinten hin schien sich
der Laden weit in die Tiefe des Hauses zu erstrecken. Leander schattete mit der
Hand das Fensterglas ab, in dem sich die Laternen spiegelten, um den Raum
genauer überblicken zu können. Im hinteren Bereich war es zu dunkel, um etwas
erkennen zu können, im vorderen Bereich hingegen machte Leander Zeitschriften
und die üblichen Regale und Auslagentische aus, auf denen sich Souvenirs und
Bücher stapelten. Im Sommer hatte Leander keine Zeit gehabt, in den Tiefen
dieses Ladens zu stöbern, er hatte es sich aber für seinen nächsten Besuch
vorgenommen und beschloss nun, dieses Vorhaben in den kommenden Tagen in die
Tat umzusetzen.
    In der Ladentür hing eines dieser Postkartenbücher, die man zu
einer langen Bilderstrecke entfalten konnte. Historische und aktuelle Bilder
wechselten sich ab, die einen sepiafarben, die anderen bunt. Auf einem Foto war
der Sandwall abgelichtet, wie er früher ausgesehen hatte, mit hohen alten
Platanen, die die Fußgängerzone vor den Geschäften überschatteten. Leander
wandte sich um und betrachtete die mickrige, nur wenige Jahre alte Neuanpflanzung,
die es schwer haben würde, jemals die alte Pracht wiederherzustellen. Wer war
bloß auf die Idee gekommen, die wunderschönen alten Bäume zu fällen? Leander
bekam eine erste Ahnung davon, dass die Welt auch auf einer Insel nicht so heil
war, wie er sie gerne gehabt hätte. Wichtigtuer, Ignoranten und Sesselfurzer
gab es offenbar in jeder Verwaltung – und Fremde, die glaubten, sich schon nach
zwei Tagen eine Meinung über alles erlauben zu können, dachte Leander und
betrachtete skeptisch sein Spiegelbild in der Türscheibe neben den
Postkartenfotos.
    Auch die schöne alte Persil -Uhr, die auf den Fotos zu

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