Leander und der tiefe Frieden (German Edition)
und
allem Drum und Dran.«
»Nur, wenn er dadurch etwas erreichen will. Sicher glaubt er,
dass die Touristen beim Preisskat, die ihn nicht kennen, mit einem Priester
rücksichtsvoller umgehen.«
»Jetzt ahne ich, warum ihr ihn Mephisto nennt. So ein Gauner!«
»Nimm dich vor ihm in Acht. Er und seine Netzwerker sind nicht
ohne.«
»Netzwerker?«
»So nennt sich seine Skatrunde im Kleinen Versteck .
Allesamt unbequeme und mit allen Wassern gewaschene Gesellen. Einer davon ist
Tom Brodersen. Der Dritte im Bunde ist unser Vorzeigekünstler Götz Hindelang.
Du kennst ein paar seiner Bilder aus unserer Galerie. Wenn es nicht schick
wäre, sich mit ihm zu zeigen, bekäme der keinen Fuß in die Türen unserer High
Society.«
Draußen hupte das Taxi. Eiken löschte das Licht, sie zogen ihre
Mäntel an und gingen hinaus. Henk stand mit seinem alten Mercedes unten am
Deichfuß vor dem Tor, das sicherstellen sollte, dass im Sommer keine Schafe vom
Deich in die Marsch entkommen konnten. Sie luden Eikens Fahrrad in den
Kofferraum und fuhren im angenehm geheizten Auto durch die Marsch in Richtung
Wyk.
»Was machst du über Weihnachten?«, fragte Eiken Leander. »Wenn
du möchtest, kannst du zu meinem Großvater und mir kommen. Wir sind eh allein.«
»Ich bekomme Besuch«, antwortete Leander unbestimmt.
»Familie?«, hakte Eiken nach.
»Eine Freundin«, drückte sich Leander um die ganze Wahrheit und
hatte dabei ein schlechtes Gewissen gegenüber Lena, weil er sich nicht offen zu
ihr bekannte.
» Meine Freundin«, schob er deshalb nach. »Sie hat über
Weihnachten Urlaub und kommt hierher.«
»Bring sie mit«, bot Eiken an. »Wo es für drei reicht, reicht
es auch für vier. Und wenn ich es vorher weiß …«
»Vielen Dank, aber ich komme vielleicht später einmal auf dein
Angebot zurück. Im Moment haben wir einfach sehr viel miteinander zu
besprechen. Ich muss Entscheidungen treffen, mir klar werden, wie es mit dem
Haus weitergehen soll und mit meinem Beruf.«
»Ich verstehe«, sagte Eiken
und klang kein bisschen beleidigt. »Wenn du länger hier bleibst, holen wir das
einfach nach. Der Januar ist lang und einsam hier auf der Insel – das wirst du
noch merken, wenn deine Freundin erst wieder abgereist ist.«
Sie stiegen an der Großen Straße aus und gingen zusammen in die
Fußgängerzone. Vor der Galerie trennten sie sich.
»Vielleicht komme ich morgen Abend ins Kleine Versteck «,
versprach Eiken. »Sollten wir uns aber nicht mehr sehen, wünsche ich dir und
deiner Freundin schöne Weihnachten. Und wenn euch die Decke auf den Kopf fällt,
weißt du ja, wo ihr uns findet.«
Leander ging schnellen Schrittes über die Mittelstraße hinweg
in die Wilhelmstraße. Er drehte sich auf halbem Weg noch einmal nach Eiken um,
aber sie war schon im Haus ihres Großvaters verschwunden. Vor seiner Haustür
überlegte Leander einen Moment lang, ob er Frau Husen einen guten Abend
wünschen sollte, verwarf das aber sofort wieder. Er hatte heute genug Gespräche
geführt und brauchte seine Ruhe.
Nur Lena rief er noch an. Er hatte das Gefühl, als müsse er
etwas wiedergutmachen. Bei der Gelegenheit bat er sie, Erkundigungen über die Nordfriesische
Haus-und Grundstücks-GmbH in Hamburg einzuholen.
»Mich interessiert vor allen Dingen, wem die Firma genau
gehört. Und damit meine ich keine Strohmänner, Decknamen und dergleichen«,
erklärte er. »Und stell bitte fest, seit wann es die Firma gibt und welche
Projekte sie durchgeführt hat, was ihr gehört – vor allem hier auf Föhr.
Außerdem …«
»Oh, Mann, ist ja gut. Ich weiß, wie man so etwas macht«,
stöhnte Lena. »Aber ob das noch vor Weihnachten etwas wird …«
»Im Zweifel versuch es über die Kollegen von der Wirtschaft.
Die haben bestimmt etwas in ihren Computern.«
»Ich versuche es, aber versprechen kann ich dir nichts.«
»Und dann muss ich dich um noch etwas bitten«, fuhr Leander
fort. »Ich faxe dir morgen früh zwei Urkunden, von denen ich nicht weiß, ob es
Kaufurkunden, Übertragungen, Schenkungen oder sonst etwas anderes sind. Lässt
du die bitte noch morgen von unseren Juristen überprüfen? Ich muss wissen,
unter welchen Bedingungen mein Großvater in den Besitz seines Hauses und seines
Kutters gelangt ist.«
Nachdem die eher dienstlichen Fragen geklärt waren,
unterhielten sie sich noch etwas über belanglose Dinge, was Leander an diesem
Abend sogar genoss. Er hatte den Eindruck, dass auch Lena überarbeitet und froh
war, sich einmal nicht
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