Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Titel: Leander und die Stille der Koje (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Breuer
Vom Netzwerk:
verschränkten Armen verfolgt hatte. »Er hat also nicht mit abgestelltem Motor an der Seite des Weges gestanden und Sie einfach nur beobachtet?«
    »Sage ich doch, er ist auf uns zugerast.«
    »Der Motor lief also?«
    »Wie sollte er sonst gefahren sein?!«
    »Gut, Herr Paulsen, was ist dann passiert?«, schaltete sich Dieter Bennings wieder ein.
    »Na, Wiese hat kapiert, dass er uns so nicht kommen kann. Er hat angehalten, zurückgesetzt und ist in den Graben gefahren, weil der Idiot nicht aufgepasst hat.«
    »Sie haben ihn demnach nicht abgedrängt?«
    »Quatsch! Wir waren doch froh, dass wir so glimpflich davongekommen waren. Können Sie sich vorstellen, was für einen Schrecken wir in den Knochen hatten? Wir sind in unsere Wagen gestiegen und haben gemacht, dass wir wegkamen, bevor der aus seinem Auto klettern und uns erneut angreifen konnte.«
    »Und Sie sind an Günter Wieses Auto vorbeigefahren.«
    »Klar, es führt ja kein anderer Weg zur Hauptstraße.«
    »Und dabei haben Sie ihn geschrammt.«
    »Kann sein, weiß ich nicht mehr. Ich sage ja: der Schock. Auf jeden Fall habe ich ihn nicht abgedrängt. Der lag schon im Graben, als wir in unsere Autos gestiegen sind.«
    »Warum haben Sie ihm nicht geholfen?«
    »Dem helfen? Der hatte kurz vorher versucht, uns zu töten, da werde ich dem doch nicht auch noch helfen. Außerdem konnten wir ja nicht wissen, ob der nicht gleich wieder auf uns losgeht. Von mir aus konstruieren Sie eine unterlassene Hilfeleistung daraus. Aber schwere Körperverletzung ist ja wohl ein Witz!«
    »Wer hat ihn denn dann zusammengeschlagen?«
    »Was weiß denn ich? Feinde hat der jedenfalls genug, so ein Nestbeschmutzer, wie er ist. Den kann hier auf der Insel keiner leiden. Das hätte jeder Jäger oder jeder Bauer sein können, der die Gelegenheit genutzt hat, als wir weg waren und er im Graben festsaß.«
    »Haben Sie denn in der Nähe noch jemanden gesehen?«
    »Nee, war ja stockdunkel. Wir sind dann auch gleich nach Hause gefahren.«
    »Und was aus Günter Wieses Kamera geworden ist, wissen Sie auch nicht?«
    »Woher denn? Ich wusste doch gar nicht, dass er uns gefilmt hat.«
    »Das hat auch niemand behauptet, Herr Paulsen«, griff Lena wieder ein. »Wie kommen Sie denn darauf, dass Herr Wiese Sie gefilmt haben könnte?«
    »Das haben Sie doch gerade gesagt, oder Ihr Kollege hier«, Paulsen wies unsicher mit dem Zeigefinger auf Dieter Bennings.
    »Falsch, Herr Paulsen. Mein Kollege hat Sie gefragt, ob Sie wüssten, was aus der Kamera geworden ist. Er hat weder von einer Filmkamera gesprochen, noch hat er gesagt, Herr Wiese habe Sie gefilmt. Übrigens wundere ich mich sehr darüber, warum Sie gar nicht gefragt haben, von was für einer Kamera mein Kollege da rede. Wenn Sie wirklich so ahnungslos wären, wie Sie uns glauben machen wollen, hätten Sie das gefragt.«
    »Das ist doch Haarspalterei!«, beschwerte sich Ole Paulsen, lehnte sich trotzig in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Psychologische Spitzfindigkeiten sind das. Wenn das hier so weitergeht, will ich meinen Anwalt sprechen.«
    »Es wundert mich, dass Sie das nicht sofort gesagt haben«, erklärte Dieter Bennings grinsend.
    »Weil ich es nicht für nötig gehalten habe. Ich bin unschuldig. Im Gegenteil: Ich bin sogar das Opfer. Nehmen Sie das bitte in Ihren Bericht auf. Ich erstatte hiermit Anzeige, jawohl, das mache ich jetzt. Und ich habe sogar zwei Zeugen. Wie viele Zeugen hat Wiese denn? Na? Sie können mir anzuhängen versuchen, was Sie wollen. Ohne Beweise wird daraus gar nichts. Und jetzt möchte ich bitte gehen. Ich habe Besseres zu tun, als mich von Ihnen schikanieren zu lassen.« Ole Paulsen gewann zusehends an Selbstsicherheit, nachdem er sich in seiner Argumentation freigeschwommen hatte. Er beugte sich vor und machte ernsthafte Anstalten aufzustehen.
    »Einen Moment noch«, hielt Lena ihn zurück. »Sie geben also zu, Herrn Wieses Auto mit Ihrem geschrammt zu haben?«
    »Ich gebe gar nichts zu. Ich halte es nur für möglich, ihn ganz leicht berührt zu haben. Aber ich habe selber noch gar nicht nachgesehen.«
    »Steht Ihr Auto vor der Tür?«
    »Natürlich«, bestätigte Paulsen nun deutlich leiser.
    »Dann sehen wir doch einmal zusammen nach«, forderte Lena ihn auf und verließ ihren Posten an der Fensterbank.
    An dem verdutzt blickenden Hinrichs und dem unterdrückt grinsenden Jens Olufs vorbei eilten sie durch die Wachstube und verließen die Zentralstation. Direkt neben dem

Weitere Kostenlose Bücher