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Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Titel: Leander und die Stille der Koje (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Breuer
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haben«, bestimmte sie schließlich. »Ab ins Bett! Der Tag fängt früher wieder an, als uns lieb ist.«

16
    »Mann, Mann, Mann«, stöhnte Polizeioberkommissar Torben Hinrichs und schlich mit dem Kaffeepott in der Hand an der Tür zum Verhörzimmer vorbei zurück zu seinem Schreibtisch. »Jetzt sitzen die schon eine Stunde da drin und verhören den Falschen. Ich sach dir, Jens, wenn die nich bald den Mors hochkriegen, ist der Mord verjährt. Der Täter liegt im Krankenhaus, abholbereit. Wenn ich könnte, wie ich wollte …!«
    Polizeihauptmeister Jens Oluf beugte sich noch etwas tiefer über seinen Schreibtisch und murmelte etwas, das man gut und gerne als Zustimmung deuten konnte, wenn man es wollte, und zum Glück wollte Hinrichs das. Olufs würde den Teufel tun und Hinrichs’ Zorn von den Kriminalbeamten ab und auf sich lenken. In der Lage dazu wäre er gewesen, er hätte schlicht auf den fehlerhaften Gebrauch des Konjunktivs II in Hinrichs letztem Halbsatz verweisen müssen, aber dann wäre der Rest der Schicht gelaufen gewesen. Also konzentrierte er sich besonders gründlich auf die vor ihm liegende Anzeige, die Anna Wiese am Morgen, nachdem ihr Mann im Krankenhaus wieder ansprechbar gewesen war, in die Zentralstation gebracht hatte. Danach hatte der Jäger Ole Paulsen in Mittäterschaft von Malte Ottensen und Hein Frerich gestern am späten Abend auf Günter Wieses Fahrzeug geschossen, es dabei schwer beschädigt, dann sogar von der Fahrbahn in den Straßengraben gedrängt, was zu weiterer Sachbeschädigung geführt hatte, und sich schließlich der schweren Körperverletzung und des Diebstahls schuldig gemacht. Verdammt starker Tobak, das alles!
    Jetzt saß Ole Paulsen drüben bei den Kripo-Beamten und wurde von ihnen in die Mangel genommen. Jens Olufs schielte unauffällig zu Polizeioberkommissar Hinrichs hinüber, der von seinem Schreibtisch aus immer wieder auf die geschlossene Tür blickte und zu lauschen versuchte, aber von da drin drang kein Laut zu ihnen heraus.
    »Das ist doch zum Verrücktwerden!« Hinrichs hämmerte mit der geballten Rechten auf die Schreibtischplatte. »Wer ist hier eigentlich zuständig für solche Sachen? Ole Paulsen ist unschuldig, das ist doch klar. Dafür muss man doch nicht erst aufwändige Verhöre führen. Das ist ein feiner Mann, der Paulsen, im Gegensatz zu diesem Stinkstiefel Wiese. Der macht doch ständig Ärger und nicht umgekehrt.«
    Olufs senkte seinen Blick noch etwas tiefer auf die vor ihm liegende Anzeige, damit Hinrichs bloß nicht seine Gedanken erraten konnte. Er war sich sicher, dass der Polizeioberkommissar die Aktion der letzten Nacht sogar guthieß. Denn wenn Paulsen auf Wieses Auto geschossen hätte, dann hätte der das in Hinrichs’ Augen schlicht und einfach verdient gehabt. Dann wäre das reine Notwehr gewesen!

    »Das war reine Notwehr!«, verteidigte sich Ole Paulsen entrüstet und hielt dabei seine beiden Handflächen offen vor sich, als wollte er sagen: Schauen Sie doch nur, können diese Hände etwas Unrechtes tun?
    »Sie schießen auf einen Mann, der in seinem Auto sitzt und Sie beobachtet, und das soll dann Notwehr sein?«, zeigte sich Bennings uneinsichtig.
    »Wenn ich es doch sage …! Meine Kollegen und ich haben unser Jagdrecht in unserem Revier ausgeübt. Daran ist überhaupt nichts zu kritisieren. Und ungesetzlich ist das schon gar nicht. Aber Wiese hat uns aufgelauert und plötzlich geblendet. Ich habe gedacht, jetzt fährt der uns über den Haufen in seinem Wahn. Also habe ich mich zur Wehr gesetzt. Der Mann war doch gar nicht anders zu stoppen!«
    »Sie haben sich gewehrt, indem Sie auf Wiese geschossen haben«, hakte Bennings nach und machte durch seinen Tonfall keinen Hehl daraus, dass er Paulsens Entschuldigung nicht gelten ließ.
    »Auf die Scheinwerfer, nicht auf Wiese!«, verbesserte Paulsen mit erhobenem Zeigefinger. »Darauf lege ich größten Wert. Wie hätte ich den Irren denn sonst stoppen sollen? Wir konnten nichts mehr sehen. Der Kerl raste auf uns zu. Wir mussten doch irgendwie erkennen können, was da passierte. Also habe ich die Scheinwerfer ausgeschossen. Was hätten Sie denn an meiner Stelle gemacht? Ottensen und Frerich werden Ihnen das jederzeit bestätigen.«
    »Klar, weil Sie sich abgesprochen haben!«
    »Nein, weil es so war.«
    »Sie behaupten also, Herr Wiese sei auf Sie zugefahren«, versicherte sich Lena, die an der Fensterbank lehnte und das Geschehen bisher mit zusammengezogenen Brauen und vor der Brust

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