Leander und die Stille der Koje (German Edition)
haben Sie ihn dann überrascht und aus dem Weg geräumt. Damit steht Ihrer gemeinsamen Zukunft jetzt nichts mehr im Wege, und Brar Arfsten ist so ganz nebenbei den Bremser in seinem Kampf gegen diesen Wiese losgeworden. So war es, Frau Rickmers, genau so!«
»Nein!«, schluchzte Hilke Rickmers auf. »So war es nicht. Brar könnte nie jemanden töten, und ich könnte das auch nicht, schon gar nicht meinen Mann. Wir waren immerhin vierundzwanzig Jahre verheiratet.«
»Das hat Sie auch nicht davon abgehalten, Ihren Mann zu betrügen, oder?«, warf Dernau ein.
»Das hätte es schon, wenn mein Mann …«, konterte Hilke Rickmers aufbrausend, brach aber abrupt ab.
»Wenn Ihr Mann was?«, hakte Bennings nach. »Wenn er Sie nicht auch mehrfach betrogen hätte? Ist es das, Frau Rickmers? Haben Sie ihn überrascht? Mit einer seiner Geliebten? Mit Frau Olsen? Haben Sie einfach nur die Kontrolle verloren? Sagen Sie es uns, es wird Sie erleichtern, und ehrlich gesagt, ich hätte sogar Verständnis dafür.«
»Mein Gott, reicht es denn nicht, dass mein Mann tot ist? Müssen Sie mich jetzt auch noch so quälen? Ich habe ihn nicht erschlagen, ich war es nicht. Brar und ich waren überhaupt nicht in der Nähe der Vogelkoje.«
»Was ist hier los?«, kam es plötzlich in drohendem Ton von der Tür zur Diele. Maarten Rickmers stand dort und schaute grimmig in die Runde. »Was machen Sie mit meiner Mutter?«
»Wir versuchen herauszufinden, wo Ihre Mutter war, nachdem das Alibi, das sie Ihnen gegeben hat, heute geplatzt ist. Wussten Sie, dass Ihre Mutter ein Verhältnis mit Herrn Arfsten hatte?«
»Das ist nicht wahr«, donnerte Maarten Rickmers. »Meine Mutter hat kein Verhältnis …« Dann hielt er inne, weil er den entschuldigenden Blick seiner Mutter aufgefangen hatte. »Das ist doch nicht wahr, Mutter!«, sagte er nun leiser.
Als er keine Antwort bekam, drehte er sich auf dem Absatz um und stürmte zur Haustür hinaus.
»Also, Frau Rickmers«, lenkte Bennings nun ein, da er sah, dass die Frau völlig am Ende war, »ich schlage vor, dass Sie sich mit einem Anwalt beraten. Für heute lassen wir Sie in Ruhe, aber wenn Sie nicht zu uns kommen und sich stellen, kommen wir wieder, sobald wir weitere Beweise haben. Und Sie können sicher sein, dass wir Beweise finden, wenn es welche gibt.«
Sie erhoben sich und wandten sich zur Tür. Hilke Rickmers saß schluchzend auf dem Sofa, erhob sich aber nun ebenfalls und schlich ihnen hinterher. Wahrscheinlich wollte sie sicher gehen, dass die Kommissare das Haus wirklich verließen. Als sie nach draußen gingen, sahen sie gerade noch, wie ein silberner Mercedes-Geländewagen mit durchdrehenden Rädern und aufspritzenden Kieselsteinen die Einfahrt verließ.
»Sagen Sie, Frau Rickmers«, wandte sich Bennings noch einmal an die Frau. »Hat Ihr Mann so gut verdient, dass er seinem Sohn solch ein teures Auto schenken konnte?«
»Das hat mein Sohn sich selbst verdient. Er arbeitet nebenbei in der Disko unten am Hafen und dann auch noch im Erdbeerparadies in Wrixum.«
»Und davon kann man sich solch ein Auto leisten?«, wunderte sich der Hauptkommissar. »Vielleicht sollte ich meinen Beruf wechseln und auch nur nebenbei arbeiten.«
Hilke Rickmers zuckte mit den Schultern und wollte ohne ein weiteres Wort die Haustür hinter den Polizisten schließen, als Bennings noch etwas einfiel. »Wir brauchen noch zwei Adressen von Ihnen, Frau Rickmers, und zwar die des Jagdkollegen Ihres Mannes, dieses Herrn Paulsen, und die Ihrer Geschäftsführerin.«
Hilke Rickmers ging zurück in die Diele und kehrte kurz darauf mit einem Zettel wieder zurück. »Frau Olsen finden Sie wahrscheinlich in unserer Hauptstelle in der Großen Straße in Wyk«, ergänzte sie, nickte den Polizisten dann niedergeschlagen zu und schloss die Haustür hinter ihnen.
»Ich denke, Klaus«, sagte Bennings zu seinem Kollegen, »wir sollten einmal die Vermögensverhältnisse von Maarten Rickmers überprüfen.«
»Ich kümmere mich darum«, versprach Dernau. »Und was jetzt? Zu Arfsten? Ich hätte nicht übel Lust, den Kerl zu grillen!«
»Was soll das bringen? Die trauernde Witwe wird ihn genau in diesem Moment anrufen und berichten, was wir wissen. Wir sollten unsere Zeit nicht vergeuden. Außerdem habe ich ehrlich gesagt keine Lust, diesem Arfsten auch noch beistehen zu müssen, wenn Maarten Rickmers ihn gerade zur Rede stellt. Oder was glaubst du, wo der Jüngling so überstürzt hingefahren ist?«
Dernau grinste und
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