Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Titel: Leander und die Stille der Koje (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Breuer
Vom Netzwerk:
aber kurz und nickte schließlich. »Obwohl da doch etwas dran ist – im übertragenen Sinne, meine ich. Es heißt jetzt: die oder wir? Wissen Sie, dieser Wiese spielt ausgesprochen unfair. Wenn wir uns nur auf Sichtweite seinen Flächen nähern, haben wir eine Anzeige am Hals. Und beweisen Sie mal, dass die Gans, die tot auf einer seiner Wiesen landet, nicht direkt darüber geschossen wurde, sondern außerhalb, über jagdrechtlich freien Flächen. Wenn wir dann in der Dämmerung weit weg von Elmeere -Flächen jagen, lauert er uns auf, beobachtet uns mit seinem Nachtglas und filmt uns sogar. Das sind doch Stasi-Methoden. Ganz ehrlich, wenn der mir mal allein in einer dunklen Nacht begegnet, garantiere ich für nichts.«
    »Mit solchen Ankündigungen sollten Sie vorsichtig sein. Sie wissen nie, was morgen passiert, und dann sind Sie unser Verdächtiger Nummer Eins«, warnte Bennings.
    »Keine Angst, Herr Kommissar. Sie wissen doch: Hunde, die bellen …«
    »Jetzt hat aber ein Hund gebissen«, fuhr Dernau ihm in die Parade, und Bennings spürte deutlich, dass seinem Kollegen die Art des Vermögensberaters entschieden auf den Geist ging.
    »Tut mir leid, ich habe ein Alibi. Ich war zur Tatzeit hier zu Hause und habe an einem Konzept für einen Kunden gearbeitet. Wenn jemand neu zu mir kommt, ist das immer eine Menge Arbeit. Ich sichte all seine Versicherungsverträge und Geldanlagen, dann suche ich auf dem Markt nach Alternativen, die ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis haben, denn schließlich soll ich die Vermögensverhältnisse meiner Kunden ja optimieren und zugleich seine Ausgaben dafür minimieren. Am Ende liste ich dann eine Gegenüberstellung auf, damit der Kunde sehen kann, was er jetzt hat und wie viel er sparen kann, wenn er meine Vorschläge annimmt.«
    »Kann jemand bestätigen, dass Sie hier waren?«
    »Nun, lassen Sie mich mal überlegen. Meine Frau war bis zwanzig Uhr zu Hause, dann hatte sie eine Sitzung im Kirchenvorstand. Gegen 22 Uhr 30 war sie wieder hier. In der Zwischenzeit haben mich drei andere Kunden angerufen. Ich schreibe Ihnen die Namen und Adressen auf, dann können Sie das überprüfen.«
    »Sie sind erstaunlich gut auf unsere Fragen vorbereitet«, stellte Dernau lauernd fest.
    »Halten Sie das für einen Fehler?«, erkundigte sich Ole Paulsen arrogant grinsend.
    Während der Vermögensberater zu einem Zettel griff und Daten aus einer Kundendatei im Computer handschriftlich übertrug, erkundigte sich Bennings: »Wann ist Ihre Frau denn ins Bett gegangen? Ich meine, kann sie bestätigen, dass Sie nachts nicht mehr weggefahren sind?«
    »Wir haben später noch ein Glas Rotwein zusammen getrunken und sind dann zusammen schlafen gegangen. Das war so gegen Mitternacht, schätze ich. Sie sehen, ich kann es nicht gewesen sein.«
    »Obwohl Sie ja jetzt in jeder Beziehung freie Bahn haben und nicht ganz unglücklich über den Mord sein werden«, provozierte Dernau erneut. »Sie sind jetzt der Vorsitzende hier auf der Insel, zumindest steht der Wahl wohl nichts mehr im Wege, und in den Kreisvorstand rücken Sie sicher auch bald auf, wenn Sie Ihre Probleme mit dem Naturschutz hier in den Griff bekommen.«
    »Ein Todesfall ist immer tragisch, auch wenn er für einige Mitmenschen positive Folgen hat«, wich Paulsen kalt lächelnd aus.
    Bennings griff nach dem Zettel und lehnte sich wieder in seinem Stuhl zurück. »Dann hätten wir jetzt gerne Ihre Frau gesprochen.«
    »Tut mir leid, sie ist nicht hier. Ich werde ihr sagen, dass sie sich bei Ihnen melden soll.«
    »Sagen Sie, Herr Paulsen, war Herr Rickmers eigentlich auch einer Ihrer Kunden? Haben Sie auch sein Geld verwaltet?«
    »Ich ahne, worauf Sie hinauswollen, Herr Kommissar, aber auch da muss ich Sie enttäuschen. Nahmen hat sich von niemandem in die Karten gucken lassen, auch – oder vielleicht erst recht – von mir nicht. Ich habe lediglich seine Versicherungen optimiert, und das war nicht zu seinem Schaden.«
    »Verwalten Sie eigentlich auch Konten in Liechtenstein oder Luxemburg?«, hakte Dernau nach.
    »Selbstverständlich nicht. Und wenn Sie in eigener Sache fragen, verweise ich Sie lieber an einen Kollegen, der sich auch mit Kleinanlegern befasst. Meine Kundschaft ist in der Regel etwas liquider. Oder haben Sie eine Erbschaft gemacht, von der niemand etwas weiß? Einen Koffer voll Geld im Keller der Oma gefunden?«
    Dernau grinste auf eine Art, die Paulsen signalisieren sollte, dass er sich nun doch etwas zu weit aus dem Fenster

Weitere Kostenlose Bücher