Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)
musste Leandra Tränen weg blinzeln. Es tat so gut wieder bei ihnen zu sein, und alle waren wohl behalten.
„Lichtet die Anker!“, befahl der Kapitän seiner Mannschaft, nachdem das Boot hochgezogen wurde. Kaum hatte er dies gesagt, ertönte ein Gong und schien über das gesamte Meer zu schallen. Prinzessin Soraya flüchtete sich in Ians Arme.
„Seid beruhigt, sie können uns nicht mehr aufhalten.“
Während Leandra auf den Klippen aufgeregt hin und her huschende Gestalten erkannte, schob sich die Rote Nixe aus der Bucht.
„Ein Schiff!“, schrie der Mann im Korb plötzlich.
Die Selbstsicherheit verschwand aus dem Gesicht des Kapitäns, und in seinen Augen glomm eine schreckliche Vorahnung.
„Welche Flagge hat es?“
„Es ist die Blutdurst, Kapitän!“
„Kurs auf das offene Meer!“, befahl Ian, und der Steuermann gehorchte, während sich Soraya losriss.
„Ich dachte, Ihr würdet mich nach Hause bringen!“
„Prinzessin, der Piratenfürst hat mehr Männer als ich, und wenn wir nicht fliehen, werdet Ihr erneut gefangen genommen werden.“
Soraya antwortete nicht, Tränen schimmerten in ihren Augen und Ian legte ihr sanft die Hände auf die Schulter.
„Kommt, es wird zu kalt für Euch.“
Der Kapitän brachte die Prinzessin in seine Kabine, und Leandra trat an die Reling. Die Blutdurst folgte ihnen, auch wenn die Piraten nicht wussten, was auf der Insel vorgefallen war, hatten sie den Gong gehört und rechneten sich eine große Belohnung aus. Der Piratenfürst höchstpersönlich , dachte Leandra, und wenn Ian einen Kampf vermeiden will, gibt es sicher gute Gründe dafür .
„Ist das Heilige Schild?“, fragte Timor hinter ihr.
Sie nickte.
„Lass sie erst einmal schlafen, mein Sohn. Morgen kann sie uns alles erzählen.“ Lächelnd wandte sich Adain an Leandra. „Kapitän Ian hat einen Laderaum für uns herrichten lassen. Folge mir.“
Gefährlicher Kurs
Timor erwachte früh am nächsten Morgen, und nachdem er sich angezogen hatte, ging er um den Vorhang herum, der den Raum in zwei Bereiche teilte, um nach Leandra zu sehen. Sie schlief, und Farina wachte an ihrem Bett wie ein Adlerweibchen über seine Küken. Dann komm ich später wieder , dachte er enttäuscht und verließ den Raum, um seinen Aufgaben als Schiffjungen nachzugehen. Kapitän Ian hatte sie zwar alle von ihren Pflichten entbunden, aber Timor hatte das Gefühl, als hätte er nichts zu ihrem Abenteuer beigetragen. Und nun, wo die Männer wieder Soldaten des Königs waren, behandelten sie ihn freundlich und zeigten ihn sogar Kampftricks.
Nachdem Timor in der Kombüse ausgeholfen hatte, sollte er der Prinzessin das Frühstück bringen. Auf sein Klopfen hin bat Soraya ihn herein.
„Guten Morgen“, sagte er freundlich, während er sich insgeheim wunderte, warum sie ihn so erschrocken ansah.
„Wo ist Leandra?“
„Oh, sie schläft noch.“
„Sie schläft?“ Empörung machte Sorayas Stimme schriller. „Sie soll sich um mich kümmern.“
Sprachlos starrte Timor die mendarnische Prinzessin an. Er erinnerte sich an die Vorurteile, die er gehabt hatte, als er Leandra das erste Mal begegnet war. Bei den Göttern, Soraya verhielt sich so, wie er es damals von einer Prinzessin erwartet hatte! Sie ging davon aus, dass Leandra da war, um ihr zu dienen. Er stellte das Tablett auf den Tisch ab.
„Ihr irrt Euch. Ihre Aufgabe war nur, Euch zu befreien und den Heiligen Schild zurückzuholen.“
„Sie ist die einzige Frau hier, oder?“
„Abgesehen von Farina, ja.“
„Der Riesin? Von der hab ich Angst.“
Timor lachte.
„Ja, sie ist etwas schwierig.“
„Es schickt sich nicht, dass sich ein Junge um mich kümmert“, murmelte Soraya vor sich hin. „Ich werde mit Kapitän Ian sprechen.“
„Prinzessin Soraya, das hat keinen Sinn. Leandra ist Königin Nerias Tochter, und außerdem eine Heilerin der Rhea.“
Verblüfft weiteten sich ihre Augen, dann schoss ihr das Blut in die Wangen.
„Oh, das habe ich nicht gewusst. Es tut mir leid. Mit keinem Wort hat sie erwähnt, dass sie den gleichen Stand hat wie ich.“ Soraya senkte den Blick. „Ich dachte, wenn ich mich so verhielte, als wäre ich schon zu Hause, könnte ich meine Angst vergessen. Verfolgt uns das andere Schiff immer noch?“
„Ja.“
„Werden sie uns einholen?“
„Momentan sieht es nicht danach aus, denn der Abstand wird nicht geringer. Vielleicht werden sie aufgeben.“
Das sagte er nur, um die Prinzessin zu beruhigen. Der Piratenfürst hatte einen persönlichen Grund, sie
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