Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)
im Meer verschwand.
“Bleibt in Deckung!“, rief Kapitän Ian.
Die Seeschlange tauchte auf der anderen Seite wieder auf, und ihr Kopf zuckte hin und her. Anscheinend wollte sie das Schiff nicht zerstören, sondern sich jeden Matrosen einzeln schnappen.
„Sie jagt nach ihrem Gehör“, flüsterte Farina Leandra ins Ohr.
Wie können wir ein so großes Wesen besiegen? fragte die Heilerin sich. Die Schuppen sahen aus, als wären sie stärker als jeder Schild. Schild …
In diesem Moment öffnete sich die Tür zur Kajüte des Kapitäns, und die Prinzessin trat hinaus.
„Was-“ Soraya sah das Ungeheuer und stieß einen schrillen Schrei aus.
Timor riss die Prinzessin fort, sodass die Seeschlange nur nach der Tür schnappte, die sie sofort ausspie.
Leandra richtete sich etwas auf und war erleichtert, als sie Timor und Soraya am Boden liegen sah. Sie dachte an den Einfall, der ihr vorhin gekommen war. Wenn das Ungeheuer nicht gänzlich blind war, konnte es funktionieren. Sie winkte Timor zu und formte einen Kreis.
Verständnislos sah er sie an, aber als Leandra ihre Hände über die Augen legte, begriff er und schlich unter Deck. Einige Zeit später kam er zurück und enthüllte den Heiligen Schild der Isen. Dieser fing das Mondlicht ein, und Timor bewegte ihn so, dass er die Seeschlange blendete. Sie schrie vor Schmerz auf und versank im Meer.
Es dauerte eine Weile, bis den Menschen am Bord der Roten Nixe klar wurde, dass es vorbei war, dennoch rührte sich keiner. Alle konnten nicht fassen, dass sie wirklich einem Schrecken der Meere begegnet waren. Farina war die erste, die sich erhob, um zur Relingseite zu gehen, an der Seeschlange verschwunden war.
„Sie ist fort!“, rief sie laut.
Langsam verließen alle ihre Deckung, kamen an die Reling und blickten selber hinab.
Leandra wandte sich an Kapitän Ian.
„Meint Ihr, sie wird wieder angreifen?“
Ian schüttelte den Kopf.
„Nach dieser unangenehmen Erfahrung wird sie sich die nächste Zeit von Schiffen fernhalten.“
„Wie schade“, meinte Timor.
Freudlos lächelte der Kapitän, dann sah er auf.
„Zum Glück hat sie die Segel nicht beschädigt.“
„Eure Tür könnt Ihr dafür vergessen.“
„Ja, Prinzessin Soraya –“
Er hielt inne. In der Aufregung hatten sie die Prinzessin vergessen. Leandra, Timor und Ian liefen zur Kajüte des Kapitäns. Mittlerweile war Soraya zu sich gekommen und zitterte am ganzen Körper.
„Ist sie fort?“
Timor nickte, und sie warf ihm die Arme um den Hals.
„Du hast mir das Leben gerettet.“
Er lief rot an, und Leandra blickte zur Seite. Sie konnte nicht sagen, was sie daran störte, dass Soraya in ihrer Erleichterung Timor umarmte.
Stammelnd brachte er hervor: „Das hätte jeder getan, der in Euer Nähe gewesen wäre.“
„Und du hast die Seeschlange vertrieben.“
„Das war der Heilige Schild der Amazonen, und es war Leandras Idee.“
Anerkennend legte Ian ihr die Hand auf die Schulter, und Leandra bemerkte, dass seine andere auf Timors Schulter ruhte.
„Ihr beide verdient Ehrenabzeichen.“ Sein Blick richtete sich ganz auf Leandra. „Hoffen wir, dass deine andere Mission genauso erfolgreich sein wird.“
Leandra erwiderte nichts, trotzdem schämte sie sich in ihrem Inneren. Den bevorstehenden Krieg zwischen Mendarn und Tehuna zu verhindern, war das Wichtigste.
Am nächsten Morgen erschien eine Inselgruppe am Horizont, und die Rote Nixe nahm Kurs darauf. Während sie zwischen zwei Inseln segelten, hegte Leandra die Befürchtung, dass die Blutdurst plötzlich vor ihnen auftauchen könnte. Ein Wendemanöver im seichten Gewässer wäre riskant. Hoffentlich war das Glück mit ihnen. Zudem beunruhigten die Inseln, an denen sie vorbeifuhren, die Heilerin. Sie sahen idyllisch aus. Palmen wiegten sich im Wind, und eine Schar farbenfroher Vögel flog über sie hinweg. Dennoch war etwas in Leandra auf der Hut. Irgendwie erschien ihr alles wie eine goldene, reich verzierte Schatulle, in der sich eine giftige Schlange verbarg, und wenn man sie öffnete, biss sie zu.
„Kaum zu glauben, dass kein Mensch, der eine dieser Inseln betreten hat, zurückgekommen ist“, meinte Adain, und Ian nickte.
„Sie sehen wunderschön aus, doch nur auf Garlin können Menschen leben.“
„Das ist die Insel, von der die Piraten die Sklaven herholen, nicht wahr?“
„Ja, diese Insel liegt im Krater der größten Insel und ist bloß über eine Grotte zu erreichen. Es ist eigentlich ein Wunder, dass der Piratenfürst sie gefunden
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