Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)
war dabei, das Tuch herunterzuziehen. Leandra hielt den Atem an und wurde im nächsten Moment geblendet. Es war der Heilige Schild, der das Licht der Fackeln so verstärkte, dass das Gemach hell erleuchtet wurde. Sie musste Ian eine Nachricht schicken.
Nachdem Leandra zurück in Sorayas Gemach geklettert war, setzte sie sich an ihr Bett, um sie zu wecken. Damit die Prinzessin keinen Schrei ausstieß, hielt sie ihr die Hand über den Mund.
„Bitte erschreckt Euch nicht. Ich bin es. Leandra.“
Sie nahm die Hand weg.
„Was hat das zu bedeuten?“
„Prinzessin Soraya, Euer Vater hat mich geschickt, um Euch zu befreien.“
Soraya starrte sie an.
„Du bist eine Frau – nicht viel älter als ich!“
„Richtig, weil Fürst Balark nicht mal den Piraten erlaubt, auf das Plateau zu kommen.“
Misstrauisch sah Soraya sie an.
„Woher soll ich wissen, dass ich dir trauen kann?“
„Ich möchte, dass du das Äffchen mit einer Nachricht zu Ian schickst.“
„Du weißt davon? Also bist du wirklich gekommen, um mich zu retten. Warum hast du es mir nicht gleich gesagt?“
„Ich wollte nicht, dass Ihr ungeduldig werdet. Bitte verhaltet Euch wie sonst auch.“
Sie nickte.
„Ich werde mir Mühe geben. Was soll ich schreiben und wann wirst du mich fortbringen?“
„Schreibt nur, dass Rhea nächste Nacht ein Gebet erhören wird.“
Während Leandra die Tür bewachte, setzte Soraya sich unter das Fenster, um die Nachricht zu schreiben. Als die Prinzessin fertig war, befestigte sie sie am Handgelenk des Äffchens.
„Lauf“, flüsterte Soraya, und der Affe kletterte hinaus. Die Prinzessin faltete die Hände zum Gebet.
„Oh, mein Herz ist voller Hoffnung.“
Leandra legte ihr die Hand auf die Schulter.
„Noch kann eine Menge schief gehen, besonders wenn der Fürst Verdacht schöpft. Geht bitte wieder ins Bett.“
Soraya umarmte sie, danach legte sie sich hin, schaute Leandra jedoch bittend an.
„Kannst du nicht bei mir schlafen? Das Bett ist groß genug.“
Dieses Angebot nahm Leandra gerne an, und bald schliefen die beiden Prinzessin Seite an Seite ein. Am nächsten Morgen war Soraya so flatterhaft wie ein Schmetterling im ersten Sonnenstrahl, bis es gegen Mittag an der Tür klopfte.
„Wer ist da?“, fragte Leandra.
„Fürst Balark.“
Soraya wurde ganz bleich, und auch Leandra setzte kurz der Herzschlag aus. Nur keine Panik , dachte sie und nickte der Prinzessin aufmunternd zu. Diese fasste sich, und ein trotziger Ausdruck trat in ihre Augen.
„Was wollt Ihr?“
Der Fürst kam herein.
„Wie unhöflich mich draußen stehen lassen zu wollen, Prinzessin. Ich bin gekommen, weil ich mit Euch speisen möchte.“
„Eher würde ich die Gesellschaft eines Tieres vorziehen.“
„Das ließe sich machen“, meinte Balark trocken. „Wie wäre es mit einem Schwein?“
„Wie könnt Ihr es wagen? Ich bin die Prinzessin Mendarns, und Ihr seid meinen Vater zum Gehorsam verpflichtet.“
„Euer Vater ist weit weg.“
„Wann werde ich ihn wieder sehen?“
„Ihr werdet Euch damit abfinden, dass Ihr sehr lange mein Gast sein werdet.“
Leandra überlief ein Schauer. Bis an ihr Lebensende, wollte er damit sagen, und vielleicht erwog der Fürst, sie zu heiraten. Wenn der König starb und Prinz Darius etwas geschah, konnte er so den Thron besteigen. Ein Ungeheuer wie Akrissa , dachte Leandra.
Plötzlich brach die Prinzessin in Tränen aus. Wahrscheinlich hatte sie ähnliche Gedanken gehabt wie Leandra. Balark schien die Lust auf ein Mahl mit Soraya vergangen zu sein, denn er wandte sich zum Gehen. Bevor der Fürst den Raum verließ, sagte er: „Bei meinen nächsten Besuch werdet Ihr mich zuvorkommend behandeln.“
Soraya warf sich in Leandras Arme, und die Heilerin gab ihr Bestes, um sie zu trösten.
An diesen Morgen hatte Farina nicht viel zu tun. Die Piraten hatten letzte Nacht am Strand ein Fest gefeiert und würden den ganzen Vormittag ihren Rausch ausschlafen. Unruhig ging sie auf und ab. Der Tee hatte ihr geholfen, und die Amazone war voller Tatendrang. Am liebsten würde sie Leandra da rausholen. Sie hörte Schritte auf dem Gang und wandte sich zu Tür. Timor trat ein und schloss die Tür hinter sich.
„Ian hat Nachricht von Leandra erhalten, dass sie diese Nacht fliehen wollen. Namir und Nardo haben auf dem Fest so viel getrunken, dass es kein Problem war, sie zu fesseln, aber Lenos ist auf dem Schiff geblieben. Ich habe den Kapitän vorgeschlagen, dass du dich darum kümmerst.“
Farina lächelte.
„Mit Vergnügen.“
Sie
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