Leaving Paradise (German Edition)
verarschen.
Brian beobachtet mich, versucht, meine Reaktion abzuschätzen. Eher friert die Hölle zu, als dass ich ihm erzähle, was ich mit Kendra am Laufen habe.
In Sekundenbruchteilen verliere ich meine gestörte Wahrnehmung der Realität. Ich werde nicht wieder mit Kendra zusammenkommen, ich werde nicht mehr mit den Jungs abhängen, so wie früher. Mein Leben hat keinerlei Ähnlichkeit mit dem von früher. Wie konnte ich jemals glauben, dass es so wäre?
Ich muss fragen. »Habt ihr zwei, du weißt schon …«
»Yeah.«
Ich schließe die Augen und lasse mich in die Kissen der Couch sinken. Wow. Meine Freundin ist mit uns beiden ins Bett gegangen und ich hatte keinen Schimmer. Aber Maggie wusste es und hat versucht mich zu warnen. Als Dankeschön habe ich sie beleidigt und dann geriet der Rest der Nacht außer Kontrolle und endete damit, dass Maggie ins Krankenhaus kam.
Die Bears sind vergessen. Ich schüttle den Kopf und starre an die Decke.
»Zuerst war es nur Sex, ein Fehler«, fährt Brian fort. »Wir wollten beide nicht, dass es passiert.«
Ich wünschte, Brian würde einfach die Klappe halten. Jetzt verstehe ich, was Damon meinte, als er davon sprach, man solle die Verantwortung für sein Handeln übernehmen. »Du hast dich wahrscheinlich tierisch über meine Verhaftung gefreut, endlich hattest du mein Mädchen ganz für dich allein«, sage ich.
»So ist es nicht.« Brian ist einen Moment stumm. »Ich liebe sie, Caleb. Ich würde sie auf der Stelle heiraten, wenn ich könnte.«
»Verflucht«, murmle ich. Ich frage mich, wer für ihn da sein wird, wenn Brian aus dem Wunderland zurückkehrt und voll auf die Fresse fällt. Kendra hat zu mir gesagt, es hätte niemanden von Bedeutung gegeben. Oder war das alles nur Bullshit?
»Sie hat mir das Verspechen abgenommen, dir nichts von uns zu erzählen. Aber ich dachte, es wäre okay, wenn wir alle offen damit umgehen, meinst du nicht auch? Dann können wir in der Schule wieder als Paar auftreten, anstatt so zu tun, als wären wir nicht zusammen.«
Ich stehe von der Couch auf, ich brauche etwas Abstand. Das hier ist mein bester Freund, seit wir zusammen im Kindergarten waren. Ich erinnere mich daran, wie Drew Brian in der ersten Klasse einen Wachsmalstift abnahm und ich ihn deswegen in den Arm gezwickt habe.
Und als ich in der Sechsten Windpocken bekam und über eine Woche nicht in die Schule durfte, kam Brian heimlich rüber und spielte Dungeons & Dragons mit mir. Und wir haben es unseren Eltern nie verraten, selbst als Brian zwei Wochen später ebenfalls Windpocken bekam.
Ich hätte nie gedacht, dass Brian unsere Freundschaft verraten würde.
»Du bist ein Arschloch«, stoße ich hervor.
Brian steht auf und greift sich seine Autoschlüssel. »Ich habe gewusst, du würdest es nicht verstehen. Deswegen habe ich es dir auch nicht schon eher erzählt.«
»Du hast hinter meinem Rücken mit meinem Mädchen geschlafen, Mann. Was hast du gedacht, wie ich reagieren würde?« Ein Schauer läuft mir den Rücken hinunter und wieder herauf, als ich die Wahrheit tatsächlich in Worte fasse.
»Ich habe gedacht, du würdest mich anhören. Und versuchen, mich zu verstehen, ohne mir gleich den Kopf abzureißen. Das hier ist real, Caleb.«
Mir entschlüpft ein zynisches Lachen. »Ich sage dir, was real ist. Real ist, dass ich das ganze letzte Jahr im Gefängnis war, wo ich meine Zeit unter Drogendealern verbracht und widerlichen Fraß gegessen habe, den nicht mal dein Hund anrühren würde. Real ist, nicht mal die eigene verdammte Unterwäsche tragen zu dürfen und jeden Tag mit fünfundzwanzig anderen Kerlen zu duschen, während die Wachen dabei zusehen. Real ist das Mädchen von nebenan, das läuft, als balancierte es auf Stelzen, weil sein Bein von dem Unfall so kaputt ist. Brian, deine Wahrnehmung ist vollkommen gestört.«
Brian geht zur Treppe, sein Rücken ist so steif, als hätte er ein Brett verschluckt. Er bleibt auf halbem Weg nach oben noch einmal stehen. »Wenn du bereit bist, mir zu vergeben und nach vorn zu blicken, weißt du ja, wo du mich findest.«
Ich habe die Fäuste so fest geballt, dass meine Finger taub werden.
Das ist der Moment, in dem Mom die Treppe herunterkommt. Sie lächelt breit und posaunt fröhlich: »Hattest du Spaß mit deinen Freunden?«
26 Maggie
Ich wünschte, Mom hätte nicht darauf bestanden, mich zur Physiotherapie zu begleiten.
»Du kannst mich einfach hier absetzen«, sage ich. »Komm doch in einer Stunde wieder und
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