Leaving Paradise (German Edition)
rutschen.
Robert macht einen Schritt auf mich zu. »Maggie, wir versuchen doch nur, dir zu helfen.«
»Ich weiß. Aber ich kann das einfach nicht mehr. Ich kann einfach nicht.« Ich streife meine Trainingshose über, hinke an meiner Mutter vorbei und begebe mich auf den Weg zum Ausgang. Ich komme an Leuten in Rollstühlen, Ärzten und Krankenschwestern vorbei. Halten sie mich für so durchgeknallt, wie ich mir vorkomme?
Als sich die Tür öffnet, atme ich die frische Luft lechzend ein und versuche, tief durchzuatmen.
Atmen . Ein. Aus. Ein. Aus.
Ist Atmen nicht etwas, das man unbewusst macht? Im Moment bin ich mir meiner Atemzüge übertrieben bewusst. So bewusst, dass ich tatsächlich befürchte, ich könnte womöglich vergessen weiterzuatmen, wenn ich aufhöre, mich darauf zu konzentrieren.
Atmen . Ein. Aus. Ein. Aus.
So habe ich mich auch an dem Tag gefühlt, als Dad das letzte Mal gegangen ist. Als mir bewusst wurde, dass ich ihn vielleicht nicht wiedersehe. Auch damals war ich nicht stark genug.
Ich blinzle Tränen zurück, während ich mich bemühe zu vergessen. Denn es tut zu weh, zu wissen, dass seine Liebe zu mir nicht groß genug war, um ihn zum Bleiben zu bewegen. Ich war es nicht wert, so sehr geliebt zu werden.
Tennis war meine Rettung, aber selbst das funktionierte nicht richtig. Ich verdiente es, auf den Platz zu dürfen, denn ich war etwas wert, wenn ich spielte. Ich war nicht nur Teil einer Mannschaft, ich war diejenige, zu der die anderen aufsahen.
Je öfter die anderen Väter zu den Turnieren kamen, desto verbissener spielte ich. Es war, als wollte ich die anderen Dads dazu bringen, zu bedauern, dass ich nicht ihr Kind war. Egal, ob mein Dad mich liebte oder nicht, es gab andere Väter, die alles darum gegeben hätten, dass ich ihre Tochter wäre. Wenn die anderen Väter mir gratulierten, bedeutete mir das mehr als der Schulpokal, den ich mir in meinem Sophomorejahr verdiente. Ich war die Liebe meines Vaters vielleicht nicht wert, aber ich war es wert, diesen Pokal zu besitzen.
Ein Schmerz schießt von meinem Bein bis hinauf in meine Wirbelsäule, eine spöttische Mahnung daran, dass ich nie wieder ein Champion sein werde.
»Maggie?«
Ich wende mich meiner Mom zu, die es nicht schafft, ihre Panik vor mir zu verbergen.
»Ich kann kein Tennis spielen«, eröffne ich ihr.
»Dr. Gerrard möchte, dass du es versuchst. Du wirst es doch versuchen, oder?«
Aber ich werde nicht gut sein und dann hat Dad keinen Grund mehr, stolz auf mich zu sein. Er wird niemals wollen, dass ich Teil seiner neuen Familie werde. »Können wir nach Hause fahren? Ich möchte nach Hause.«
Mom seufzt. Ich hasse das Gefühl, sie enttäuscht zu haben. Ich weiß, sie strengt sich so sehr an, uns emotional, körperlich und finanziell über Wasser zu halten. Sie ist die tapfere Cheerleaderin unserer Familie.
Als wir ins Auto steigen, werde ich ruhiger. Ich sehe meine Mom an, die mit trauriger Miene den Wagen steuert. »Mom, was willst du vom Leben?«
Sie lacht kurz auf. »Im Moment, Geld.«
»Abgesehen von Geld.«
Sie neigt den Kopf zur Seite und denkt darüber nach. Als wir an einer roten Ampel halten, wendet sie sich mir zu. »Ich schätze, ich hätte gern einen Partner, mit dem ich mein Leben teilen kann.«
»Vermisst du Dad?«
»Manchmal. Ich vermisse die Kameradschaft, ich vermisse es, als Paar auszugehen. Die Streitereien vermisse ich nicht.«
Die Ampel schaltet auf Grün und wir beschleunigen. Unser Auto fährt an einer Frau und einem Mann vorbei, die ihre Tochter an der Hand halten. »Wird er je wollen, dass ich ihn besuche?«
»Eines Tages«, sagt sie, aber ich spüre genau, dass sie sich nicht sicher ist.
»Möchtest du mit Mr Reynolds ausgehen?«, frage ich.
Ihre Augen weiten sich verblüfft. »Wie kommst du auf so eine Idee?«
»Weil du beim Herbstfestival mit ihm getanzt hast. Er hat keine Kinder. Ich glaube, er ist nur deinetwegen gekommen.«
Mom lacht jenes laute Lachen, das den Wagen füllt und das die Leute im Auto neben uns wahrscheinlich auch noch hören.
» Auntie Mae’s Diner hat das Fest gesponsert, Maggie. Deshalb war Lou da.«
»Jedenfalls wirktet ihr zwei ziemlich dicke«, sage ich störrisch.
»Er war bloß nett.«
Ich schüttle den Kopf. »Das glaube ich nicht.«
»Hmm …«
»Was meinst du damit?«
»Nichts. Sei einfach wieder mein kleines Mädchen, okay?«
Den Rest der Heimfahrt sitzen wir schweigend nebeneinander. Als wir ins Haus gehen, ignoriere ich den Kloß in
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