Leaving Paradise (German Edition)
meinem Hals und sage: »Nur um das festzuhalten … falls du Mr Reynolds mal zum Abendessen zu uns einladen möchtest, hätte ich nichts dagegen.« Dann gehe ich nach oben in mein Zimmer.
Dort angekommen würde ich meine Worte am liebsten zurücknehmen. Ich habe das alles nur gesagt, weil ich weiß, wie unglücklich Mom in letzter Zeit war.
Aber in Wahrheit vermisse ich meinen Dad jeden Tag. Mehr als alles andere. Und ich weiß, dass er eine neue Frau und ein neues Leben hat. Was ist, wenn Mom und Mr Reynolds anfangen, miteinander auszugehen? Oder, noch schlimmer, heiraten? Werden sie ebenfalls ein neues Leben ohne mich beginnen wollen?
Ich schließe meine Tür ab und öffne den Wandschrank. Ganz weit hinten, in der dunkelsten Ecke, ist mein Tennisschläger vergraben. Ich weiß, er ist da, obwohl er hinter Kleidern verborgen ist. Ich fühle seine Anwesenheit, wenn ich in meinem Zimmer bin, so ähnlich wie Superman das Kryptonit. Verzweiflung übermannt mich.
Ich strecke die Hand aus und packe den Schläger am Griff. Sein Gewicht fühlt sich gleichermaßen fremd und vertraut an.
»Öffne die Tür, Maggie.«
Panik. »Eine Sekunde.«
Ich werfe den Schläger in den Schrank zurück und öffne meine Zimmertür. Mom betrachtet mich mit einem seltsamen Blick.
Ich streiche mir die Haare aus dem Gesicht und ich hoffe, sie durchschaut nicht, dass ich die ganze Zeit über gewusst habe, wo mein verlorener Tennisschläger steckt. »Was ist denn, Mom?«
»Ich habe darüber nachgedacht. Über meinen Boss Lou. Hast du es ernst gemeint, als du sagtest, ich soll ihn mal zum Abendessen einladen?«
27 Caleb
Ich habe Brian gebeten, mich im Park für ein Eins-gegen-eins-Spiel zu treffen. Ich übe gerade Freiwürfe, als er in seinem Yukon angefahren kommt.
»In dem Teil siehst du wie ein Mann Mitte vierzig aus«, begrüße ich ihn.
Er schnaubt gespielt entrüstet. »Besser als das Auto, das du fährst.«
»Ich fahre gar keins.«
»Eben.«
Wir stehen einander gegenüber. Ich sage, was gesagt werden muss. »Hör zu, wegen dir und Kendra. Wie wäre es mit einem Waffenstillstand?«
»Hört sich fair an.«
Ich werfe ihm den Ball zu. Er dribbelt ihn mit viel zu viel Abstand von seinem Körper, was mir Gelegenheit gibt, dagegen zu schlagen und ihm den Ball abzunehmen. »Basketball ist immer noch nicht dein Ding, oder?«, sage ich.
Brian weicht vor mir zurück, er verfolgt jede meiner Bewegungen. Als ich stehen bleibe, streckt er die Arme in die Luft, bereit meinen Wurf abzublocken. »Komm mit mir auf eine Ringermatte und ich mach dich alle.«
Ich riskiere einen Wurf. Der Ball prallt vom Korbrand ab und Brian holt sich den Rebound.
Brian ist ein hektischer Spieler. Er rennt das Basketballfeld runter und wirft zu schnell, den Korb verfehlt er um eine Meile. Der Ball landet im Gras. Ich hole den Ball wieder auf das Spielfeld. »Du bist ein Leichtgewicht, Bri«, sage ich. »Ich habe dich in weniger als zehn Sekunden niedergerungen.«
»Lass deinen Worten Taten folgen, du Maulheld. Morgen, nach der Schule.«
Ich laufe um Brian herum und platziere einen leicht verdienten Korbleger. »Ich muss arbeiten.«
Er hält den Ball fest. »Das sagst du jedes Mal, aber du erzählst nie, wo. Es geht das Gerücht um, du seiest schwul und würdest nach der Schule deinen Lover treffen. Hat er dir das blaue Auge verpasst?«
Meine Muskeln verkrampfen sich. »Komm mir nicht mit dem Scheiß.«
Brian dribbelt über das Feld, den Blick auf den Korb gerichtet. »Wieso? Willst du mir etwa drohen, so wie du Drew gedroht hast?«
Brian wirft und der Ball geht durchs Netz.
Dieses Mal klemme ich mir den Ball unter den Arm und unterbreche so das Spiel. »Er wollte, dass ich ausraste, und das weißt du.«
Mein Freund verschränkt die Arme vor der Brust. »Du hast dich verändert, Caleb. Ich erkenn dich überhaupt nicht wieder. Und das hat nichts mit Kendra zu tun.«
»Bullshit. Ich bin immer noch derselbe.«
Brian lacht. »Du gehst wegen jedem Scheiß hoch. Allen ist das klar, außer dir. Und das ist das Unheimliche daran.«
Nein, das Unheimliche ist, dass den Leuten nicht klar ist, wie sehr sie sich verändert haben. »Also sind alle dieselben geblieben, bis auf mich?«
»Nein, Mann. Alle haben sich verändert, keiner ist mehr der, der er mal war. Du bist nur der Einzige, der das nicht akzeptieren kann. Du bist kein Sophomore mehr, du gehst nicht mehr mit Kendra, du bist nicht mehr der Ringerking. Du bist ein knallharter, mies gelaunter
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