Leaving Paradise (German Edition)
versage jedes Mal. Es ist, als würde etwas in mir zerbrechen, wenn ich den Eindruck habe, er sei im Begriff, das Gespräch zu beenden. Ich möchte brüllen: Bin ich dir nicht gut genug? Aber ich mache es nicht.
»Irgendwann bald, wenn ich hier geschäftlich Fuß gefasst habe.«
Die schwarze Wolke ist zurück. Exakt diese Worte habe ich schon sehr oft gehört. Zu oft.
»Maggie, kannst du mir einen Gefallen tun?«
Ich halte die Tränen zurück, als ich sage: »Welchen?«
»Sag deiner Mutter, ich habe ihr letzte Woche einen Scheck geschickt. Und dass ihr Anwalt aufhören soll, meinen anzurufen. Es kostet mich jedes Mal ein Vermögen, wenn er mich anruft, so um die hundertfünfzig Dollar die Stunde.«
»Ich richte es ihr aus.«
Jemand redet im Hintergrund und ich merke, wie seine Aufmerksamkeit nachlässt. »Ich muss einen anderen Anruf annehmen, Engelchen. Es tut mir leid, es ist wichtig. Ich melde mich bald.«
»Ist gut. Ich liebe dich, Dad.«
»Ich liebe dich auch, Mags.«
Klick.
Ich schlucke schwer und lasse meinen Kopf zurück gegen die Wand sinken. So sehr ich mir auch befehle, nicht zu weinen, so wenig gelingt es mir. Ich würde mich gern auf mein Bett werfen und in meine Kissen schluchzen, aber Mom würde mich wahrscheinlich hören.
Das Telefon klingelt und ich fahre zusammen. Ich halte noch immer das schnurlose Gerät in meiner Hand. Könnte das schon Dad sein, der mich zurückruft? Er verspricht immer, sich zu melden, aber er löst seine Versprechen nie ein. Vielleicht hat er sich geändert. Vielleicht ist ihm klargeworden, dass er mich so sehr vermisst, dass er es nicht mehr aushält, als er vorhin meine Stimme gehört hat.
»Hallo?«, sage ich aufgeregt.
Es gibt eine kurze Verzögerung in der Leitung, dann ertönt die Aufnahme einer weiblichen Stimme: »Hier spricht die High Spring Water Company . Wir möchten Sie daran erinnern, dass wir den ganzen Oktober unsere Wasserkanister à 5 Gallonen im Sonderangebot haben. Für eine Bestellung …«
Ich lege mitten in der Ansage auf. Himmel, ich fühle mich so allein. Es gibt niemanden in meinem Leben, der auch nur im Entferntesten versteht, was ich durchgemacht habe.
Außer einer Person.
Meine Finger wählen automatisch die Nummer der Beckers, noch bevor mein Hirn kapiert hat, was ich da tue.
»Hallo.«
Es ist Caleb. Und ich weiß nicht mal, was ich sagen soll.
»Maggie? Ich weiß, dass du es bist. Wir haben eine Anruferkennung.«
Das hatte ich vergessen. »Hi«, murmle ich.
»Was ist los?«
Mir treten Tränen in die Augen. »Ich wollte bloß … mit dir reden.«
»Warum weinst du? Hast du dir wehgetan? Bist du gestürzt?«
Ich kann nichts sagen, weil ich nicht möchte, dass er weiß, wie jämmerlich ich bin … wie sehr ich seine Freundschaft in diesem Moment brauche. All diese Jahre dachte ich, ich müsste sterben, wenn er mich nicht so sehr liebte wie ich ihn. Jetzt wird mir klar, wie dumm das war.
»Wenn du mir nicht antwortest, komme ich rüber, egal ob deine Mom zu Hause ist oder nicht.« Seine Stimme klingt entschlossen und ich weiß, er meint es ernst.
»Nein, komm bitte nicht rüber. Können wir uns in zehn Minuten im Paradise Park treffen?«
»Ich werde da sein«, verspricht er.
Ich nehme den Ärmel meines T-Shirts und wische mir damit über die Augen. »Caleb?«
»Ja?«
»Danke.«
Ich spritze mir im Badezimmer Wasser ins Gesicht, sage meiner Mom, dass ich zu Danielle gehe, und mache mich auf in den Park.
Caleb trifft eine Minute nach mir dort ein. Er trägt Jeans und T-Shirt und darüber ein unifarbenes Button-down-Hemd. Er verlangsamt seine Schritte, als er mich entdeckt, und zieht mich wortlos in seine Arme.
Ich breche in sein T-Shirt vergraben in Tränen aus. Ich klammere mich an ihn, als die Schluchzer aus mir heraus strömen und nicht enden wollen. Ich lasse alles raus – das Date meiner Mom, das Gespräch mit meinem Dad, wie durcheinander ich wegen allem bin. Caleb lacht nicht, er löst sich nicht von mir, er sagt nichts … er lässt mich einfach weinen.
Als ich mich etwas beruhigt habe, lehne ich mich zurück und sehe, was für eine Sauerei ich auf seinem Hemd hinterlassen habe. »Ich habe dein Hemd eingesaut«, sage ich zwischen zwei Schnüfflern.
»Vergiss das Hemd. Was ist los? Ich habe kein Wort von dem verstanden, was du in mein T-Shirt gebrabbelt hast.«
Jetzt muss ich halb lachen und halb weinen. Er sieht hinunter auf meine Hand. Mein Blick folgt seinem. Er greift langsam nach meiner Hand und nimmt
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